Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)
auf der Motorhaube des Lieferwagens ablegte. Er öffnete ihn, nahm etwas heraus, das wie ein Young-Fine-Gael-Aktionsbutton3 aussah, und steckte es an seinen Jackenaufschlag.
»Das ist ein Radioempfänger«, erklärte er Cyprien. »Er wird meine Stimme und jede andere in einem Umkreis von fünf Metern um mich herum aufnehmen und übertragen.«
Cyprien steckte sich das Gegenstück ins Ohr. »Wenn du drin bist, such Alexandra und hilf ihr aus einem der Fenster im ersten Stock, dort«, erklärte Michael ihm und deutete auf den am wenigsten bewachten Teil der Festung. »Was immer passiert, greif auf keinen Fall Richard an.«
Sein Seneschall nickte. »Ihr werdet hier auf uns warten.«
»Nein.« Michael zog seine Jacke aus und zeigte den Brustharnisch und die Waffen darunter. »Ich werde Richard herausfordern.«
»Als Ablenkung?« Philippe berührte seinen Arm. »Meister, es gibt sicher noch einen anderen Weg.«
Michael schüttelte den Kopf. »Um ihn zu besiegen, muss ich ihn umbringen und den Thron übernehmen.«
Leary rollte das Beifahrerfenster herunter. »Wir müssen fahren«, sagte er und sah nervös aus. »Sie erwarten uns.«
Nick fuhr durch die Nacht Richtung Norden und hielt nur an, um zu tanken. Sie sprach wenig und wirkte distanziert. Gabriel störte sie nicht, spürte, dass sie sich in sich zurückgezogen hatte. Er war nur dankbar, dass sie genau im richtigen Moment zu Crofts Laden zurückgekehrt war. Die Brüder, die ihn dort in die Enge getrieben hatten, waren fest entschlossen gewesen, ihn zurück nach Frankreich und zu Benait zu bringen.
Er wusste auch nicht, wie er ihr sagen sollte, dass er nicht länger blind war. Als er gesehen hatte, wie sie den drei Männern mit nichts als ihrem Baseballschläger entgegengetreten war, hatte er es kaum fassen können. Sie hatte sich wie eine erfahrene Kämpferin bewegt, ohne zu zögern und mit absoluter Radikalität.
Was immer sie vor ihm verbarg, es hatte viel mit der Art zu tun, wie sie kämpfte.
Nach mehreren Stunden bog Nick von der Hauptstraße ab und hielt über ein paar Landstraßen auf einen Bauernhof zu. Gabriel, der nachts besser sehen konnte als tagsüber, ließ den Blick in die Ferne über die Hecken und die schlafenden Schafherden schweifen. Sie fuhr eine lange Einfahrt entlang und blieb vor einem alten Bauernhaus stehen.
Sie nahm ihren Helm ab und hielt ihn unter dem Arm, während sie vom Motorrad stieg. »Das hier ist mein Haus.«
Den Steinen und teilweise verfallenen alten Mauern nach zu urteilen, die das Bauernhaus rechts und links umgaben, war ihr Haus auf den Ruinen eines viel älteren Gebäudes gebaut worden.
»Komm.« Sie nahm seinen Arm und erinnerte Gabriel daran, dass sie ihn immer noch für blind hielt. »Mach dir keine Sorgen. Mein Haus ist in einem besseren Zustand als deins.«
Nicola führte ihn zur Tür, die sie mit einer Hand aufschob.
»Du schließt dein Haus nicht ab?«, fragte er.
»Ich lebe nicht im Haus.« Sie führte ihn durch die leere Küche und zu einer Tür mit einem Vorhängeschloss, für das sie den Schlüssel aus ihrem Stiefelabsatz zog. »Ich lebe darunter.«
Gabriel legte seine Hand auf Nicks Schulter und folgte ihr eine lange, steile Treppe hinunter in einen Keller, der genauso leer war.
»Ich wünschte, du könntest das hier sehen. Bleib da stehen.« Sie ging zu einer der nackten Wände, berührte drei Stellen und drückte dagegen. Die gesamte Wand machte ein scharrendes Geräusch, während sie auf versteckten Kugellagern laufend aufschwang. »Mein Stiefvater wollte diesen Teil mit Erde auffüllen, aber er starb, bevor er dazu kam.« Sie kam zurück und nahm seine Hand. »Schon gut. Es ist völlig sicher.«
Sie glaubte, er habe Angst vor ihrer unterirdischen Wohnung, dabei zitterte er fast vor Wut. »Warum lebst du hier unten? Warum nicht im Haus?«
»Ich bin viel unterwegs«, sagte sie. »Ich habe die Wiesen an die Nachbarn verpachtet, und sie passen auf das Haus auf, aber sie glauben, ich lebe in Amerika und komme nur ein- oder zweimal im Jahr her. Wenn ich oben wohnen würde, dann würden sie erwarten, dass ich in die Kirche gehe und in den Reitverein eintrete und ein vollwertiges Mitglied der Gemeinde bin. Auf diese Weise habe ich meine Ruhe.«
Sie wollte, dass er dieses Erdloch bewunderte; für sie war es ihr Zuhause. »Dann zeig mir bitte den Weg.«
Nicola hakte ihn unter und führte ihn durch die Öffnung in der Drehwand.
»Mein Stiefvater glaubte, dass dies vielleicht der Ort gewesen sein
Weitere Kostenlose Bücher