Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
Fall war.
»Faryl hat Lucan und seine Männer angegriffen«, hörte sie Philippe vor der Tür sagen. Dank ihres lausigen Französischs konnte sie nur wenig von dem verstehen, was er noch sagte, aber es schien so zu sein, dass Faryl in die Sümpfe entkommen war und dass Jäger nach ihm suchten. Es ging auch um die Bruderschaft, aber diesen Teil verstand sie nicht richtig.
»Schick drei unserer Männer, um ihnen zu helfen«, meinte Michael. »Gard und ich überprüfen die Kirchen. Er glaubt, Faryl geht vielleicht in eine, um zu beten.«
Alex öffnete die Augen, als Michael ins Schlafzimmer kam. Sie rollte sich herum und sah, wie er eine Kiste auf den Tisch neben dem Bett stellte, und als er sie öffnete, erkannte sie, dass sich darin eine umfangreiche Sammlung von Dolchen befand, die er durchsuchte. »Ich hoffe, du hast nicht vor, einen davon gegen mich zu richten.«
Michael zog ein langes, gefährlich aussehendes Jagdmesser mit einer kupferummantelten Klinge aus einer Scheide und legte es beiseite, bevor er zu ihr kam. »Warum sollte ich das tun wollen?«
Sie lächelte zu ihm auf und hob das Gesicht für einen Kuss. »Ich weiß nicht. Ich bin doch normalerweise wegen irgendwas in Ungnade gefallen.« Sie streckte sich und versuchte, ihn zu sich ins Bett zu ziehen. »Langweilst du dich schon mit mir?«
»Nie.« Er lächelte sie entschuldigend an. »Ich muss dich noch einmal allein lassen, ma belle . Faryl wurde gestern Nacht in Bahia Mar gesehen. Er hat Lucan und seine Männer angegriffen und zwei Kyn getötet, bevor er entkam. Gard und ich gehen in die Sümpfe, um den Fährtensuchern zu helfen.«
Das war nicht das, was er Philippe gesagt hatte, aber vielleicht wollte er das tun, nachdem er die Kirchen durchsucht hatte. »Faryl ist dem großen, bösen Lucan entkommen? So viel zu seinem Ruf. Haben die Brüder sich eingemischt?«
»Drei griffen Lucan an, während er versuchte, Faryl zu überwältigen«, erklärte Michael.
»Mistkerle kommen immer ungelegen, nicht wahr?« Sie gähnte und setzte sich auf. »Darf ich auch mitkommen?«
»Solange Faryl frei herumläuft und die Brüder da draußen sind, wäre es mir lieber, wenn du bei Philippe und den Wachen bleibst.« Er küsste sie auf ihr Haar. »Du willst doch nicht, dass ich abgelenkt bin, weil ich mir Sorgen um dich mache, oder?«
»Das will ich nicht, nein.« Sie zog ihren Morgenmantel über. »Amüsier dich gut. Und komm nicht allzu spät zurück, sonst werde ich deinen Körper erst morgen Nacht wieder sexuell missbrauchen.«
»Ich werde in fünfzehn Minuten zurück sein«, versicherte er ihr. »Vielleicht in zehn.«
Alex ging in das riesige Bad neben dem Schlafzimmer und verbrachte die nächste Stunde mit einem ausgiebigen Schaumbad und einer Pediküre. Während ihr Nagellack trocknete, probierte sie neue Frisuren aus. Sie würde nie wie Marcella Evareaux sein, bei der die Männer auch schwach wurden, wenn sie ihr rabenschwarzes Haar einfach mit einer Jutekordel zurückband, aber seit sie mit Michael zusammenlebte, las sie einschlägige Magazine und versuchte weiblicher auszusehen.
Sie tat das eigentlich nur für Michael, aber sie musste zugeben, dass ihr, seit sie mit ihm zusammengezogen war, diese ganzen Haar-/Make-up-/Kleider-Frauendinge immer mehr Spaß machten.
Noch eine Sache hatte sich verändert: ihr Haar. Dank der merkwürdigen Wachstumsschübe durch ihren mutierten Stoffwechsel war es zehn Zentimeter länger als gestern. Der gelegentliche Rip-van-Winkle-Effekt ließ auch ihre Fingernägel über Nacht wachsen. Eines Abends war sie aufgewacht und hatte sich bei dem Versuch, sich die Augen zu reiben, beinahe den plötzlich fünfzehn Zentimeter langen Nagel ihres Zeigefingers in den Augapfel gebohrt.
Sie konnte nichts mit ihrem Haar anfangen, wenn es so lang war, also holte sie eine Schere aus dem Badezimmerschrank und suchte nach Philippe.
Der Seneschall war in der Küche, seinem Lieblingszimmer im Haus, und arrangierte Blumengestecke.
»Hübsch.« Alex bewunderte den großen Korb voller bunter tropischer Blumen. »Wenn der Jardin mal Geld braucht, dann eröffne ich für dich einen Blumenladen.«
Philippe fügte an einer Seite des Gestecks noch einige leuchtend lila-weiß-gelbe Krokusse hinzu, dann betrachtete er sein Werk kritisch. »Tropische Blumen sind interessant, aber ich arbeite lieber mit Rosen. Sie sind ordentlicher als diese wilden Dinger.«
»Oh, du willst dich nur beim Boss einschleimen.« Sie legte die Schere auf den Tisch.
Weitere Kostenlose Bücher