Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
während sie sich herausschoben, und der Geschmack ihres Blutes füllte seinen Mund, weil die scharfe Spitze eines Fangzahns ihre Haut durchstieß.
Ihre Augen waren nur wenige Zentimeter von seinen entfernt. In ihnen konnte er seine eigenen sehen und wie die Pupillen in seinen Augen sich zu schmalen, senkrechten schwarzen Schlitzen zusammenzogen.
»Mein Gott«, hauchte sie, nicht entsetzt, sondern fasziniert. »Du bist wirklich ein Vampir.«
Lucan fuhr mit der Zunge über ihren Finger und kostete von der kleinen Wunde, die er ihr zugefügt hatte. Der Duft von Jasmin umgab sie. Widerwillig ließ er ihren Finger los und küsste den roten Punkt auf ihrer Haut.
»Ich ernähre mich von menschlichem Blut.« Er würde ihr den Rest erzählen. »Meine Wunden heilen sofort, und ich altere nicht. Meine Art kann man nur schwer umbringen. Wir leben unter euch seit dem Mittelalter, als die Ersten meiner Art sich aus ihren Gräbern erhoben, um durch die Nacht zu wandeln. Ich wurde im dreizehnten Jahrhundert geboren.«
»Bist du wie die Vampire in den Filmen?«
»Nein. Das Kreuz verbrennt uns nicht, und Sonnenlicht macht uns nur müde. Holzpfähle sind nutzlos; unsere Schwäche ist Kupfer. Wir saugen die Menschen nicht aus und verwandeln sie auch nicht in unseresgleichen.« Er dachte an Alexandra, aber ihre Existenz zu erklären, würde die Sache nur kompliziert machen. »Wir sind anders, aber wir versuchen, mit euch zusammenzuleben.«
»Ihr habt Sex mit Menschen.«
Er lächelte anzüglich. »So oft wie möglich. Wir sind sehr hungrige, sehr sinnliche Kreaturen, und du …« Er atmete ihren Duft ein. »Du bist ein Festmahl auf zwei Beinen.« Er spürte, wie ihr Puls schneller wurde. »Was kann ich dir noch zeigen?«
»Eine letzte Sache«, sagte sie. »Zieh deine Handschuhe aus und zeig mir deine Hände.«
»Ich kann dich nicht berühren.«
»Ich weiß. Ich erinnere mich.« Sie blickte auf seine Hände. »Du hast etwas damit gemacht, um die Männer aufzuhalten, die uns angegriffen haben. Deshalb trägst du die ganze Zeit Handschuhe.«
»Jeder Kyn hat sein eigenes Talent, aber einige davon sind besonders selten und mächtig.« Er hörte die Bitterkeit in seiner Stimme und hasste sein Selbstmitleid. »Meines wirkt bei allem, was atmet, ob Tier, Pflanze, Mensch oder Kyn. Deshalb werde ich gefürchtet, Samantha.«
»Warum? Was kannst du denn tun?«
»Ich kann Knochen zermalmen, Fleisch aufreißen und Adern zerfetzen. Nichts Lebendes kann die Berührung meiner bloßen Hand aushalten, wenn ich es verletzen will.« Er blickte auf die Waffen, die er niemals ablegen konnte. »Mein ehemaliger Meister nannte mich den Schwarzen Prinzen des Todes. Schwarz wie die Pest, die niemand aufhalten kann. Tod wegen meiner Hände.«
»Warum zerbricht das Glas um dich herum?«, fragte sie. »Das lebt doch nicht.«
»Das passiert manchmal, wenn ich wütend bin oder kurz davor, die Geduld zu verlieren. Es ist so etwas wie ein Warnsignal.« Sein Mund verzog sich. »Ich habe nie genug Weingläser.«
Sie nickte langsam. »Ich will trotzdem deine Hände sehen.«
Lucan dachte an den dünnen Samtstoff, der sie vor seinen Händen schützte. Wenn dies der Preis für ihre geistige Gesundheit war, dann musste es eben sein. Langsam zog er die Handschuhe aus und hielt ihr seine Hände hin.
Ihr Gesichtsausdruck zeigte Überraschung. »Sie sind nicht schwarz.«
Von allen Reaktionen, die er erwartet hätte, gehörte diese nicht dazu. »Ich bin kein Schwarzer.«
Sie sah ihn an. »In meinem Traum war eine davon schwarz.«
»War es die linke?« Als sie nickte, griff er nach den Handschuhen. »Ich wurde als Linkshänder geboren. Damals galt das als Zeichen des Unglücks.« Er erstarrte, als sie seine Hände mit ihren berührte, und zog sie weg. »Samantha, ich habe dir gesagt, nichts Lebendes …«
»… kann deine Berührung aushalten, das habe ich verstanden. Ich weiß auch, dass du mir nicht wehtun willst. Wenn du das gewollt hättest, dann wärst du nicht so vorsichtig gewesen.« Sie nahm seine bloßen Hände wieder in ihre. »Ich vertraue dir.«
Die Menschen, die Lucan während der vergangenen siebenhundert Jahre ohne Handschuhe berührt hatte, mussten schreckliche Qualen erleiden und waren wenige Augenblicke später gestorben. Und hier war diese dumme, lächerliche Menschenfrau, die seine tödlichen Hände in ihre nahm, sich hinunterbeugte, sie an ihr Gesicht legte …
Das Gefühl ihrer Haut unter seinen Fingern ließ Lucan die Augen
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