Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
»Ich schwöre dir, ich dachte, sie hätten mich vergessen, so wie Bromwell. Und das hatten sie, bis jetzt. Wir konnten leben und arbeiten, wie es der Herr hier für uns bestimmt hatte.«
»Du bist kein Priester, Mercer.«
»Nein, nicht offiziell«, stimmte der Abt zu. »Aber du kannst nicht leugnen, dass wir hier viel Gutes vollbracht haben. Wir helfen dieser Gemeinde so viel. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viele Familien wir zurück zu Gott geführt haben. Wir haben hier alle Ruhe und Frieden gefunden und gute Werke getan.«
John rieb sich über die Augen. »Was ist mit dem Nachwuchs, für den ihr sorgen müsst? Wie du Ignatius unter Druck gesetzt hast? War das alles Teil deiner guten Werke, Mercer?«
Mercers zögerndes Lächeln verschwand. »Ich bin nicht mit allem einverstanden, was man mir befiehlt, aber die Mission der Bruderschaft ist es, die Menschheit zu beschützen. Diese Kreaturen, die sie bekämpfen, sind das wiedergeborene Böse. Ich habe keine Wahl, ich muss ihre Methoden anwenden.«
»Ihre Methoden. Nicht deine.«
»Ich kann sie nicht umbringen.« Der Abt ging zu seinem Schreibtisch und holte die Weinflasche heraus. »Ich habe herausgefunden, dass ich ein Feigling bin, John. Ich konnte es nicht ertragen. Ich konnte nicht einmal danebenstehen und zusehen. Ich wusste, dass das, was sie da machten, richtig war und notwendig, um die wahre Kirche zu schützen, aber es hat mich fertiggemacht. Es hätte mich zerstört.«
John sah, wie er dunkle Flüssigkeit in ein Glas goss. »Meine Schwester ist jetzt eine von ihnen.«
Wein verteilte sich auf dem Schreibtisch. »Was hast du gesagt?«
»Die Maledicti . Die Darkyn. Sie haben meine Schwester angesteckt, und sie hat sich in eine von ihnen verwandelt.« John stand auf und lief durch den Raum, um dem Abt die Flasche aus der Hand zu nehmen. »Alexandra ist jetzt ein Vampir.«
»Oh, John. Nein. Nicht Alex.« Mercers Gesicht verzog sich, bis er plötzlich nach unten guckte. »Was machst du da?«
»Ich verderbe dir dein nächstes Saufgelage.« John nahm das Glas und die Flasche und trug beides in die Küche, wo er sie in der Spüle ausleerte. Der Abt folgte ihm, aber er versuchte nicht, ihn aufzuhalten.
»Ich brauche das nicht«, meinte Mercer. John fing an, Kaffee zu kochen. »Es sind die Brüder, weißt du. Sie haben mich so werden lassen.«
»Was wird deine nächste Entschuldigung sein, Mercer?«
Der Abt schüttete abgezählte Löffel mit Kaffeepulver in den Filter. »Es wird kein nächstes Mal geben.« Er goss Wasser in die Maschine und stellte sie an. »Das verspreche ich dir.«
»Du musst dir Hilfe holen.« John schob Mercer das Telefonbuch hin, das auf der Arbeitsfläche lag. »Die Anonymen Alkoholiker könnten der erste Schritt sein. Die hiesige Ortsgruppe sollte unter A aufgeführt sein.«
»Ich kann mir draußen keine Hilfe suchen. Die Brüder würden es nicht gestatten. Selbst wenn ich wollte, ich kann mich nicht ändern.« Mercer nahm zwei Tassen aus dem Schrank. »Haben sie dich gezwungen, die Dämonen zu foltern? Wie kannst du mit dem leben, was du getan hast?«
»Ich wusste nicht – ich weiß noch immer nicht, was die Darkyn sind. Ich weiß, was die Brüder sind. Ich weiß, was meine Schwester ist.« John dachte daran, wie wütend er auf Alexandra gewesen war und wie wenig sie das verdiente. »Sie ist keine Dämonin. Sie glaubt vielleicht nicht an Gott, aber sie hat noch niemals jemandem ein Leid zugefügt. Ich habe sie früher bemitleidet, weil sie keinen Glauben hat. Jetzt verstehe ich, wie sehr sie mich für meinen bemitleidet haben muss.« Er sah Mercer an. »Das Morden muss aufhören. Auf beiden Seiten.«
»Ja.« Mercer füllte die Kaffeetassen und reichte ihm eine. »Ich spreche meinen letzten Toast, John. Auf das Leben.«
Der Kaffee war heiß und bitter, aber John trank aus Höflichkeit etwas davon.
Mercer rührte seinen nicht an, sondern wandte John den Rücken zu und stellte die Tasse auf der Arbeitsfläche ab. Er blieb so stehen und hob für einen Moment die Hand an sein Gesicht. »Ich wollte dich gerade vergiften. Der Orden will deinen Tod.« Er drehte sich zu John um, damit er seinen Gesichtsausdruck sehen konnte, und zog eine Grimasse. »Ich habe es mir im letzten Moment anders überlegt.«
Der Abt griff sich an die Brust und fiel auf die Knie. John fasste nach seinen Schultern, um ihn festzuhalten. »Mein Gott, Mercer, was hast du getan?«
»Lukumi-Gift. Sieht aus wie ein Herzanfall oder ein Schlaganfall.« Der
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