Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
hinter seinen Schreibtisch und faltete seine Hände. »Ich würde sagen, ja, er ist hinter Ihnen her.«
Ein Teil der Panik in ihr verselbstständigte sich. »Wenn Sie ihn zu meinem Partner machen, dann bin ich nach einer Woche tot.«
»Ich werde ihn nicht als Ersatz für Quinn einsetzen«, versicherte ihr der Captain. »Sie bekommen Suarez, und Ortenza kann Dwyer haben, während ich herausfinde, wie ich ihn zurück in den Streifendienst kriege. Bis dahin müssen Sie den Mund über diese Sache halten.«
Sie war sexuell belästigt, verfolgt, angegriffen und dreimal angeschossen worden wegen eines kranken Cops mit Wut im Bauch, aber sie durfte niemandem davon erzählen. »Schon klar.«
Garcia hielt die Hand hoch. »Ich bin auf Ihrer Seite, Brown, aber das reicht nicht. Sie müssen versuchen, es mal aus dem Blickwinkel der anderen zu sehen.« Er nickte in Richtung Büro. »Sie sind jung und attraktiv, und Sie sind schneller aufgestiegen als jeder Mann hier. Einige in der Abteilung glauben, Sie hätten sich hochgeschlafen. Sie haben auch eine Beschwerde wegen sexueller Belästigung gegen Ihren eigenen Partner eingereicht, und als das nicht half, beschuldigten Sie ihn des versuchten Mordes und ließen sich verkabeln.«
Und die Leute hier würden Dwyer alles glauben, was er ihnen erzählte. So war das einfach. »Schon als ich Dwyer das erste Mal sah, hätte ich am liebsten gekotzt. Und was meine Karriere angeht, die habe ich wegen meines Verstandes gemacht und nicht wegen meines Arschs.«
»Ich weiß. Deshalb werden Sie stillhalten, bis ich diesen Verrückten aus meiner Abteilung entfernt habe.« Er lächelte böse. »Sie sind nicht die Einzige, die auf dem Weg nach oben viel Scheiße schlucken musste.«
»Dwyer ist nicht nur Scheiße, Captain.« Sie blickte auf die Narbe, die die Kugel auf ihrem Handrücken hinterlassen hatte, und stand auf. »Er ist ein Psychopath. Ein echter Irrer. Was immer Sie über mich glauben, unterschätzen Sie ihn nicht. Ich habe das getan und beinahe eine Niere verloren.«
»Ich kriege das schon hin.«
»Tun Sie das. Aber wenn ich tot bin, tun Sie mir einen Gefallen. Glauben Sie ihm nicht, wenn er sagt, er hätte mich nicht umgebracht.« Sie ging aus dem Büro.
Als Sam zu ihrem Tisch kam, reichte Harry ihr das Blatt, das sie über den Nachtclub ausgedruckt hatte. »Rat mal.«
Sie durfte nicht über Dwyer nachdenken, sonst würde sie für den Rest des Tages über der nächsten Toilette hängen und ihren Mageninhalt in sie entleeren. »Ich weiß nicht, was denn?«
»Das Gebäude mit dem Nachtclub hat gerade erst den Besitzer gewechselt.« Ihr Partner nickte auf das Blatt in ihrer Hand. »Sieh dir mal den Namen der neuen Immobilienfirma an.«
Sam konzentrierte sich auf das Blatt und fand den Absatz über den Verkauf des Hauses. »Verdammt. Lucan Enterprises .«
»Ja.« Harry grinste. »Tja, dann gehen wir heute Abend wohl tanzen, was Schätzchen?«
4
John Keller hatte die Luftveränderung sofort gespürt, als der Bus durch Orlando kam. Was in Georgia kalt und trocken gewesen war, wurde plötzlich weich und warm und löste die Anspannung in seiner Brust. Als der Greyhound in die Hollywood-Station einfuhr, war er müde, hungrig und hoffnungsvoll.
Müde und hungrig zu sein war nichts Neues, aber Hoffnung war etwas, das er sehr lange nicht mehr gespürt hatte.
Der Fahrer, ein schlanker schwarzer Mann mit misstrauischen Augen, nahm Johns Koffer aus dem Gepäckraum und stellte ihn vor seine Füße. »Wissen Sie schon, wo Sie jetzt hinwollen, Mann?«
John nickte und hob den Koffer auf.
»Ich wollte Ihnen nur noch mal sagen, wie sehr ich es zu schätzen weiß, dass Sie sich um die alte Lady gekümmert haben«, sagte der Fahrer und nickte zu der zerbrechlich wirkenden älteren Frau hinüber, die von ihrer Tochter vom Bus abgeholt worden war und jetzt am Arm weggeführt wurde.
Der Dame in und aus ihrem Sitz zu helfen und sie zu der kleinen Toilette im Bus zu begleiten, war reine Höflichkeit gewesen, nicht mehr, aber die anderen Passagiere hatten John angesehen, als hätte er den Verstand verloren.
»Das war keine große Sache. Kommen Sie gut zurück«, meinte John zu dem Fahrer und hielt dann inne, als der Mann ihm eine Karte reichte. »Was ist das?«
»Mein Bruder hat eine Dachdeckerfirma im Norden von Broward. Eine gute Arbeit für einen Mann ohne Höhenangst.« Der Fahrer deutete nach Nordwesten. »Wenn Sie einen Job brauchen oder so, dann rufen Sie ihn an und sagen Sie, Maurice
Weitere Kostenlose Bücher