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Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Titel: Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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hat gesagt, Sie sind okay.«
    John nahm die Karte und schüttelte dem Fahrer die Hand. »Danke.«
    »Wie Sie schon sagten, keine große Sache.« Maurice grinste und zeigte seine Goldkronen. »Passen Sie auf sich auf, Mann.«
    John ging in den Bahnhof und blieb an einem der Automaten stehen, um sich eine Dose Cola zu ziehen. Er betrachtete die Karte und fragte sich, ob er Maurices Bruder vielleicht anrufen musste. Nach dem Kauf der Busfahrkarte nach Florida befanden sich nur noch siebzehn Dollar in seinem Portemonnaie. Wenn Mercer nicht kam, konnte er sich davon etwas zu essen kaufen und ein paar Ferngespräche führen oder sich ein billiges Zimmer für die Nacht mieten. Danach war er am Ende: pleite, obdachlos und ohne Arbeit.
    Es machte ihm keine Angst. Am Ende zu sein war eine ständig wiederkehrende Erfahrung in John Kellers Leben, seit er Chicago verlassen hatte.
    Nach Florida zu kommen war schwieriger gewesen, als John erwartet hatte, aber die Wirtschaft befand sich auf einer Talfahrt, und niemand wollte einen grimmigen, schweigsamen Expriester ohne praktische Berufserfahrung einstellen. Er war gezwungen gewesen, in Kentucky einen Monat bei einer Zeitarbeitsfirma zu arbeiten und in einem Obdachlosenheim zu wohnen, um die Busfahrkarte hierher bezahlen zu können.
    John nahm einen großen Schluck aus der eiskalten Dose Cola und spürte, dass zu viele Augen ihn beobachteten. Er konnte es den Leuten, die auf ihre Busse oder auf die Ankunft ihrer Angehörigen warteten, nicht verdenken. Es wurde langsam dunkel, und die Nacht ließ die Menschen vorsichtig werden. Er hatte viel Gewicht verloren, so viel, dass seine abgetragenen Klamotten aus dem Secondhandladen um seinen dünnen Körper hingen, und er musste dringend zum Friseur und sich den Bart rasieren. Er sah vermutlich wie ein Penner aus. Wenn Mercer kam, erkannte er ihn vielleicht nicht. Er war nur noch ein Schatten seines früheren Selbst.
    Zumindest bin ich kein Vampir.
    Seine Schwester Alexandra war einer geworden. Das war Ironie des Schicksals, denn John hatte seine Schwester jahrelang aus seinem Leben ausgeschlossen und seine Berufung zum Priester als Wand zwischen ihnen benutzt. Er war davon ausgegangen, dass Alex und er eines Tages ihre schwierige Beziehung würden aufarbeiten können, wenn er erst über die Schuldgefühle wegen seiner früheren Fehler hinweg war und sie aufhörte, so zu tun, als sei sie Atheistin, um ihm wehzutun.
    Bevor John jedoch damit beginnen konnte, sich ihr wieder anzunähern, war er von seiner Schwester und seiner Tätigkeit als Priester weggelockt worden und zu den Les Frères de la Lumière gestoßen, zu den Brüdern des Lichts. Man hatte ihn zur Ausbildung nach Rom gebracht, wo man den ehemaligen katholischen Priester einer Gehirnwäsche unterzogen, ihm Schreckliches angetan und ihn letztlich sogar gefoltert hatte. Nicht, wie John dann erfahren musste, um ihn zu einem Krieger Gottes zu machen. Nein, John war nur als Köder für seine Schwester rekrutiert worden, denn zu diesem Zeitpunkt hatte Alexandra ihre Menschlichkeit bereits aufgegeben, um die Ärztin ihres unsterblichen Vampirliebhabers und seiner Art zu werden.
    Jetzt, da seine kleine Schwester etwas geworden war, das jenseits seiner Vorstellungskraft lag, etwas, das alles verhöhnte, an das er geglaubt hatte, wusste John nicht, was er tun sollte. Fast alle seine Überzeugungen und sein gesamter Glaube waren während des vergangenen Jahres vernichtet worden. Dennoch konnte John keine Beziehung zu einem Wesen eingehen, das sich vom Blut der Lebenden ernährte – selbst wenn es einmal seine Schwester gewesen war.
    Wir stehen in dieser Sache auf entgegengesetzten Seiten. Wir können nie wieder Bruder und Schwester sein.
    John hatte die Bruderschaft wieder verlassen, denn obwohl die parasitären Bedürfnisse der Darkyn ekelhaft waren, so standen ihnen die fürchterlichen Praktiken, die die Brüder benutzten, um die Vampire zu jagen, zu foltern und zu töten, in nichts nach. Er wusste nicht, was Alex und die Darkyn vorhatten, aber die Mission der Brüder war klar. Sie würden alles tun, was nötig war, um den jahrhundertelangen Kampf gegen die Darkyn zu gewinnen und diese auszulöschen. John wusste, dass sie sich nicht zu schade waren, jeden zu benutzen – Straßenräuber, Ausreißer oder sogar andere Darkyn –, um die Vampire zu jagen, zu foltern und zu töten.
    Sie sind Dämonen, der Hölle entstiegen, um die Menschen zu quälen , hatte Erzbischof Hightower, Johns Gönner

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