Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
und Mentor, zu ihm gesagt. Ihnen ist jedes Mittel recht, um uns zu manipulieren, um uns gegeneinander aufzuhetzen .
Alex hatte das nicht getan. Bis heute war sie John ferngeblieben, und bei der einzigen Gelegenheit, bei der sie nach ihrer Verwandlung allein gewesen waren, hatte sie ihn nur um eine Kanüle Blut gebeten. Sie hatte behauptet, sie brauche es, um sich selbst und die Darkyn zu heilen, die sie für Opfer einer uralten virusbedingten Mutation hielt.
Hightower hatte John gewarnt, dass die Darkyn ihn verfolgen würden. Wenn diese Kreaturen Alexandra haben, dann bist du von jetzt an nur in der Bruderschaft sicher . Er hatte ihm belastende Fotos gegeben, die die Darkyn von John gemacht hatten, als er mit Drogen vollgepumpt eine der weiblichen Darkyn vergewaltigt hatte, die für die Brüder arbeitete. Sie werden nicht lockerlassen, bis du zurück im Gefängnis bist .
John hasste es, sich das einzugestehen, aber er vermisste Hightower auch irgendwie. Er traute dem Erzbischof nicht, und manchmal verachtete er ihn auch, aber Hightower hatte einen extrem positiven Einfluss auf sein Leben gehabt. Bei seinem letzten Treffen mit seinem Mentor hatte Hightower ihm das ultimative Kompliment gemacht: Du bist wie ein Sohn für mich .
Seine Adoptiveltern waren gestorben, als John im Priesterseminar gewesen war. Alexandra war so gut wie tot, und sein Mentor hatte ihn wieder und wieder betrogen. Deshalb hatte John Kontakt zu Mercer aufgenommen. Nur noch ein paar Freunde waren ihm auf der Welt geblieben, und dazu zählte Mercer Lane.
»Vater John Keller, bitte kommen Sie zum Fahrkartenschalter«, sagte eine Frau über die Lautsprecheranlage und ließ ihn auf das Glashäuschen am Ende des Busbahnhofs zugehen. Ein Mann in einem einfachen dunklen Anzug stand neben dem mittleren Fenster und blickte suchend in die Gesichter der Passagiere, die vom Bussteig kamen.
John hatte Mercer Lane vor zwei Jahren bei einer Tagung der Benediktiner kennengelernt. Mercer war von seiner Gemeinde in Manchester nach Amerika gekommen und hatte damals nach einer freien Stelle in Florida gesucht. Sein trockener, selbstironischer Humor hatte die ansonsten eher langweilige Veranstaltung sehr amüsant gemacht, und John hatte noch mehrere Monate nach der Konferenz Briefkontakt zu ihm gehalten. Diese glücklichen Erinnerungen ließen John ernsthaft überlegen, ob er aus dem Bahnhof gehen und seinem Freund eine Verwicklung in sein kompliziertes Leben ersparen sollte.
Dann sah Mercer ihn, und John war ganz gefangen von dem aufrichtigen Lächeln, das auf dessen Gesicht erschien, während er auf ihn zulief.
»Mein Gott, John, mit dem Bart siehst du aus wie der Teufel persönlich.« Mercer umarmte ihn wie einen Bruder und trat einen Schritt zurück. Er hatte langes hellbraunes Haar und die adligen Gesichtszüge des jüngsten Sprosses einer alten, reichen Familie, mit der er gebrochen hatte, als er Priester wurde. »Wie war die Fahrt?«
»Gut, Merc. Ich freue mich, dich zu sehen.« Er hob seinen Koffer auf. »Bist du sicher, dass es kein Problem ist?«
»Nicht für mich. Ich bin schließlich der Chef.« Mercer grinste wie ein Junge und nahm ihm den Koffer ab. »Ich wette, du hast Hunger. Es gibt einen hübschen kleinen Imbiss die Straße runter, der lange geöffnet hat. Da kannst du was essen, und dann fahren wir zu uns nach Hause.«
Der Imbiss stellte sich als koscher heraus, und John aß nach sehr langer Zeit mal wieder ein Reuben Sandwich.
»Und du hast wirklich allem den Rücken gekehrt? Dem Priestertum und dem Kreuz endgültig abgeschworen?«, fragte Mercer, bevor er von seinem Mineralwasser trank.
»Das habe ich.« John spürte, wie sich sein Magen zusammenzog, und zwang sich, das Essen nicht zu einer Beichte werden zu lassen. »Ich würde mich gerne möglichst bedeckt halten, während ich hier bin, wenn das möglich ist. Ich benutze meinen zweiten Vornamen Patrick als Nachnamen. Wie ich dir schon am Telefon sagte, hatte ich in letzter Zeit genug Turbulenzen in meinem Leben.«
John hatte seinem Freund nicht erzählt, warum er aus der Kirche ausgetreten war. Obwohl Mercer sehr offen war, würde es selbst ihm schwerfallen, die Geschichte zu glauben, wie John und seine Schwester von den unsterblichen Dämonen, die man Darkyn nannte, zu Opfern und schließlich zu Feinden gemacht worden waren.
Sein Freund nickte. »Im Kloster halten wir uns aus den Angelegenheiten anderer heraus.« Er grinste. »Die Brüder interessieren sich mehr dafür, wie viel
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