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Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Titel: Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Arbeit du leisten kannst, während du bei uns bist. Schlepp die Kiste; trag das Bündel – so was in der Art.«
    Die Brüder . John verging der Appetit. »Du hast mir nie erzählt, in welchem Verhältnis du eigentlich zur Kirche stehst. Zu welchem Orden gehört das Kloster?« Er betete, dass es nicht Les Frères de la Lumière waren.
    »Wir sind Franziskaner«, erklärte Mercer. Er zupfte am Ärmel seines Jacketts. »Ich trage Straßenklamotten, wenn ich in die Stadt fahre, vor allem in der Hoffnung, dass mich ein verrückt gewordenes Supermodel für Hugh Grant hält und entführt, aber hinter unseren Mauern gibt es nur die Robe und das Seil.«
    Franziskanermönche gehörten zu den ärmsten und hingebungsvollsten Dienern Gottes, und Johns Anspannung ließ sofort etwas nach. »Gar keine weltlichen Güter? Irgendwie hätte ich einen Europäer wie dich eher als Mitglied des Benediktinerordens gesehen.«
    Mercer lachte. »Braun ist wirklich heiß genug. Ich werde in den Tropen auf gar keinen Fall Schwarz tragen.«
    Nachdem sie mit ihren Sandwiches fertig waren, kaufte Mercer noch ein paar Bagels, Räucherlachs und Käsekuchen, die er mit zurück ins Kloster nehmen wollte.
    »Ich habe oft bereut, nicht als Jude geboren worden zu sein«, erklärte er, während sie zu seinem alten Kombi gingen. »Deren Essen ist so viel besser. Ich würde Schinken und Schweinefleisch sofort gegen Kigel und Suppe mit Matze-Klößen eintauschen.«
    »Dann müsstest du heiraten«, erinnerte ihn John. »Alleinstehende Rabbis sind nicht gern gesehen.«
    »Nach den ganzen Jahren des Zölibats würde ich vermutlich ein bisschen Anleitung brauchen.« Sein Freund zuckte mit den Schultern. »Dann würde das Vögelchen meine Eltern kennenlernen wollen, und Mum würde vor Schreck sterben, so wie sie es schon all die Jahre angedroht hat.«
    In seinen Briefen an John hatte Mercer ihm gestanden, dass er lange gegen eine Sucht angekämpft hatte, wegen der er nicht länger in England bleiben konnte. Seine Eltern, reiche Unterstützer der katholischen Kirche, hatten verständnislos reagiert. In seinem letzten Brief, den John in Chicago erhielt, hatte Mercer ihm mitgeteilt, dass er seinen Glauben und seine Rolle in der Kirche ganz neu definiert habe. Wie diese neue Sichtweise ihn dazu gebracht hatte, der Abt eines Franziskanerklosters zu werden, konnte sich John nicht vorstellen. Er hätte niemals gedacht, dass sich ein so lebhafter und intelligenter Mann wie Mercer hinter Klostermauern zurückziehen würde.
    Es ist nicht so einsam hier wie in Nordengland, Gott sei Dank, und wir haben regelmäßig mit den Leuten aus der Stadt zu tun , hatte Mercer über seinen neuen Posten in Südflorida geschrieben. Obdachlose versorgen, alten Menschen helfen, Kindern mit Rat und Tat zur Seite stehen, so was in der Art. Ich habe das Gefühl, als hätte ich meinen Platz in der Welt endlich gefunden, John .
    John, der seinen nie gefunden hatte, versuchte, seinen Freund nicht zu beneiden.
    »Du sprichst doch Spanisch, oder?«, fragte Mercer jetzt.
    John nickte.
    »Gut, weil die Hälfte unserer Leute nichts anderes versteht.«
    John fragte sich, ob sein Freund wohl versuchen würde, den Schaden wiedergutzumachen, der seinen Glauben zerstört hatte. »Ich helfe, wo immer ich kann, aber ich denke nicht, dass ich meine Meinung ändere. Ich bin fertig mit der Kirche.«
    »Das hast du am Telefon schon sehr deutlich gemacht, Johnny«, meinte Mercer. »Ich habe sowieso schon mehr als genug Mönche. Was wir wirklich gebrauchen könnten, wäre ein Prokurator. Über die Jahre haben wir etwa ein Dutzend Mönche geerbt, die ihr Leben nur im Kloster verbracht haben, und du weißt, wie hoffnungslos die alten Männer sind, wenn man sie mit der Welt da draußen konfrontiert. Ich habe so viel zu tun, dass ich nicht die ganze Zeit auf sie aufpassen kann. Du wärst ein toller Vermittler.«
    John würde sich noch nicht festlegen. Nicht einmal für Mercer. »Ich bin wirklich nicht sicher, was ich tun möchte. Lass es uns lieber einen Tag nach dem anderen angehen.«
    Sein Freund nickte und kicherte. »Das ist mein Motto.«
    Lucan trocknete sich das Gesicht mit einem elfenbeinfarbenen Handtuch und richtete sich auf, um auf den Platz an der Wand zu starren, von dem der Spiegel entfernt worden war. Anders als in den Legenden und dem, was in Filmen propagiert wurde, konnten sich die Darkyn genauso im Spiegel sehen wie Menschen, doch viele von ihnen mieden das. Vielleicht aus schlechtem Gewissen, weil

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