Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
überzeugt war, dass ein paar Angestellte die Frau auf dem Foto erkannten und sie anlogen. Nach einer Stunde ohne Ergebnisse wollte sie nur noch gehen. Die hämmernde Musik und die Wolken mit Zigarettenqualm verursachten ihr schlimme Kopfschmerzen, und wenn Lena Caprell jemals im Infusion gewesen war, dann wollte der Besitzer nicht, dass es bekannt wurde. Sie mussten herausfinden warum.
»Sam.« Harry erschien und betrachtete die kreisenden Bewegungen der Körper auf der Tanzfläche. »Hatte draußen kein Glück. Und du?«
»Der Manager ist immer noch nicht aufgetaucht. Ich denke, wir sollten besser …« Eine Gruppe von Leuten in einer Ecke erregte ihre Aufmerksamkeit. »Da vorne läuft irgendwas.«
Harry blinzelte. »Ja. Du nimmst zwei Uhr; ich komme von neun.«
Die fünf Männer und Frauen standen Schulter an Schulter in der Ecke zusammen, halb verdeckt von einer viereckigen Säule und einer Wand des Clubs. Sam ging auf sie zu und blickte über eine Schulter, sah, dass eine Frau in der Mitte stand. Zehn Hände betatschten verschiedene intime Stellen am Körper der Frau.
»Hey.« Sam tippte auf einen Rücken. »Zeit für eine Zigarette.«
»Ich rauche nicht.« Der etwa dreißigjährige Mann blickte über seine Schulter und zeigte ein paar falsche Plastikfangzähne. »Würdest du gerne mitmachen?«
»Baggerst du gerade mein Date an?«, fragte Harry, während er von der anderen Seite auf den Mann zutrat. Er blickte mit gespielter Verwunderung auf den Mund des Mannes. »Halloween ist schon lange vorbei, Kumpel.«
Sam sah zu ihrer Verwunderung keine Anzeichen für Trunkenheit oder Drogenmissbrauch, zwei Lieblingsbeschäftigungen in den Beachclubs hier in Downtown.
»Lassen Sie mich mit ihr reden.« Sie schob zwei Schultern auseinander und trat in die Mitte der Gruppe. »Geht es Ihnen gut, Lady?«
Das Haar der Frau war zerzaust, und ihr geknöpftes Kleid war bis zur Hüfte geöffnet, aber nichts hing heraus. Ihre Augen richteten sich nach ein paar Sekunden auf Sam.
»Es geht mir gut.« Sie lehnte sich gegen einen der Männer, der ihre Brüste umfasste. »So gut.«
Alle lächelten Sam und Harry an. Alle trugen Plastikfangzähne.
Swinger, die sexbesessene Vampire spielten. Was es nicht alles gab. »Hört zu, Leute«, meinte Sam, »warum sucht ihr euch nicht ein schönes Hotel?«
»Gibt es hier ein Problem, Officer?«
Sam fuhr herum und wäre beinahe in eine breite Brust gerannt. Sie blickte nach oben in geisterhaft graue Augen. »Wer sind Sie?«
Der Mann nahm ihre Hand in seine, und die Berührung seiner schwarzen Samthandschuhe schockierte sie. »Ich bin Lucan, der Besitzer des Clubs. Sie wollten mich sprechen?«
Was für ein Mann trug Samt? Im Juli? Sam befreite ihre Hand aus seinem Griff. »Detective Brown, Morddezernat von Fort Lauderdale. Mein Partner, Detective Quinn. Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen, Mr Lucan.«
»Nur Lucan.« Seine dünnen Lippen verzogen sich zu einem leicht höhnischen Lächeln. »Sollen wir in mein Büro gehen?« Seine blassen Augen hoben sich kurz zu den Lautsprechern. »Es ist der einzige Ort, an dem Sie meine Antworten verstehen werden.«
Sam hörte Harry husten und sah, wie sich noch mehr Leute um sie herum Zigaretten anzündeten. Sie lehnte sich zu ihm hinüber. »Ich kümmere mich darum. Du wartest draußen, bevor du wieder einen Anfall bekommst.«
Harry blickte finster, doch er ging.
Lucan wartete, bis sie ihn ansah, drehte sich dann um und ging durch die Menschenmenge zu seinem Büro. Sam betrachtete ihn von hinten, während sie ihm folgte. Die Beschreibung des Verdächtigen passte nicht auf ihn; er war zu groß. Er musste mindestens ein Meter neunzig groß sein. Er trug sein silberblondes Haar wie die Mähne eines Löwen, was albern hätte aussehen müssen, doch das tat es nicht. Selbst die affigen Samthandschuhe ließen ihn nicht affektiert wirken. Er hatte sehr große Hände.
Wie würde es sich anfühlen … Sam schob den Gedanken an schwarzen Samt auf ihren Brüsten beiseite. Hör auf, mit deiner Möse zu denken.
Das Innere von Lucans Büro passte zum Stil, zum Dekor und zur Dunkelheit des Clubs. Er zog sein Jackett aus, knipste eine kleine Schreibtischlampe an und bot Sam einen Drink an, den sie ablehnte. Sie betrachtete ihn aus der Nähe, während er sich selbst etwas Wein eingoss. Das langärmelige weiße Dichterhemd und die schlichte schwarze Hose waren im 19.-Jahrhundert-Retrostil, aber das hier war ja auch ein Gothic-Club; er hielt das
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