Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
er sich von diesem quälenden, ärgerlichen Verlangen befreit hatte.
»Mylord.«
Lucan ging in das vordere Zimmer, wo Rafael mit einer weiteren Akte stand. Er hatte seinem Seneschall befohlen, alles über Detective Brown herauszufinden, und er hatte eine verdammt lange Zeit dafür gebraucht. »Was hast du erfahren?«
Rafael öffnete die Akte. »Lena Caprell wurde an einem unbekannten Ort in Süßwasser ertränkt und dann an die Bushaltestelle vor dem Club gesetzt. Das Kreuz hing ihr um den Hals, an dem sich Hämatome fanden.«
»Er hat es benutzt, um sie zu töten.«
»So scheint es zu sein, Mylord. Ich habe auch die Informationen über die Polizistin besorgt, die Ihr haben wolltet. Samantha Brown ist einunddreißig, ledig, kinderlos und lebt allein in einer Wohnung drei Kilometer von hier entfernt. Sie arbeitet seit zwölf Jahren für die Polizei in Fort Lauderdale.« Rafael skizzierte ihm kurz Samanthas turbulente Karriere.
Obwohl ihn die Lust verrückt machte, empfand Lucan auch ein wenig Mitleid mit der Menschenfrau. Kein Wunder, dass ihre Augen ausgesehen hatten, als habe jemand Stücke aus ihrer Seele gebissen . »Was ist mit ihrer Familie?«
»Als sie drei Jahre alt war, wurde Detective Brown von ihrer unverheirateten Mutter verlassen, die inzwischen verstorben ist, und dem Jugendamt übergeben. Sie wuchs in einer staatlichen Einrichtung auf, eine Art betreutes Wohnen, bis sie achtzehn war.« Rafael sah auf. »Es gibt keinen Hinweis auf Kontakte zu irgendwelchen anderen Verwandten. Sie hat ihren Partner, Harold Quinn, als Begünstigten in die Police ihrer Lebensversicherung eingetragen.«
Er bezweifelte, dass der kurzatmige alte Mann mehr als ein Kollege war. »Was ist mit aktuellen Liebhabern?«
»Unser Mann bei der Polizei sagt Nein«, meinte sein Seneschall. »Nach Meinung der meisten Leute dort ist Detective Brown lesbisch.«
Konnte das der Grund für ihren Widerstand sein? Lucan hatte noch nie erlebt, dass eine Frau ihn unter dem Einfluss von l’attrait so ablehnte wie Samantha. »Ich will wissen, mit wem sie im Bett war. Den Namen jedes Mannes, der zwischen ihren Schenkeln war.«
Rafael legte den Kopf zur Seite. »Dürfte ich einen Vorschlag machen, Mylord?«
»Warum nicht?« Lucan rieb sich über den Nacken.
»Holen Sie sich das Kreuz zurück und töten Sie die Polizistin.«
Er starrte seinen Seneschall an und überlegte einen Moment, ob das ein schlechter Scherz sein sollte. »Warum zur Hölle sollte ich sie töten wollen?«
»Unser Mann deutete an, dass sie stur, aufsässig und unnachgiebig ist. Von dem wenigen, was Ihr mir erzählt habt, nehme ich an, dass sie l’attrait widerstanden hat.« Rafael schloss die Akte und legte sie auf den Beistelltisch. »Wenn diese Frau irgendwie immun gegen die Darkyn sein sollte, dann kann sie uns große Schwierigkeiten machen, Mylord. Vor allem Euch, wenn sie Euch mit ihrer … Anziehungskraft manipuliert.«
Es gab nur sehr wenige Menschen, die auf l’attrait , das hauptsächliche Mittel der Darkyn, Menschen anzulocken und zu kontrollieren, nicht reagierten. Diese Menschen entwickelten in der Regel eine immer größere Toleranz, je öfter sie l’attrait ausgesetzt waren, bis sie schließlich immun dagegen wurden. Oft war eine solche Toleranz genetisch bedingt, wurde von den Eltern an die Kinder vererbt. Die Kyn schätzten solche Menschen und rekrutierten sie und ihre Familien, um ihnen als Tresori zu dienen.
Detective Brown konnte nicht zu seiner menschlichen Dienerin gemacht werden, aber sie konnte ihm dennoch dienen. In den vergangenen Jahrhunderten hatten die Darkyn Menschen, die l’attrait widerstanden, zu Kyryas gemacht, zu ihren menschlichen Geliebten.
Genau, so werde ich es machen.
»Als Leiche ist sie wertlos für mich, aber nicht als Kyrya .« Lucan brachte keine Unschuldigen um; und er würde eine solche Frau nicht töten nur aus Angst davor, was sie vielleicht über die Darkyn herausfand. »Vergiss das Kreuz; es ist eine Fälschung. Lass Burke die Vergangenheit der Polizistin gründlich durchleuchten. Finde etwas, mit dem ich sie dazu bringen kann, für uns zu arbeiten.«
»Ich werde mich sofort darum kümmern.« Rafaels schwarze Brauen hoben sich. »Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr eine Frau mit einem so starken Willen unter Eure Kontrolle bringen könnt?«
»Ich sehe da keine Schwierigkeiten.« Lucan erinnerte sich daran, wie feucht sein Handschuh geworden war, obwohl er sie kaum berührt hatte. »Wie lautet die Adresse ihrer
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