Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
Wohnung?«
7
Zu ungeduldig, um Burkes vorsichtige Fahrweise oder sein ständiges Naseschnäuzen zu ertragen, nahm Lucan eines seiner Autos, um zu Samantha Browns Apartmenthaus zu fahren. Die meisten Darkyn fuhren nicht gerne irgendeine Form von Auto, und manche hielten sich noch immer Pferde, die sie benutzten, wenn es möglich war, doch Lucan genoss die Technologie der neuen Ära. Kein Gaul der Welt hätte die drei Kilometer in weniger als einer Minute laufen können, aber sein schwarzer Ferrari flog nur so über die Straße.
Er parkte den Wagen auf einem dunklen Teil des Parkplatzes und blickte an Samanthas Haus hinauf. Es war billig gebaut, schmal und trist und besaß keinerlei ästhetischen oder praktischen Wert. Es gab keinen Fahrstuhl; man musste über das enge Zickzack einer Außentreppe laufen, um in die oberen Stockwerke zu gelangen. Er fand es verwirrend, dass eine so zurückhaltende Frau lieber mit so vielen Menschen zusammenwohnte als in ihrem eigenen Haus.
»Wo bist du?«, murmelte er, während er die Treppe hinaufging. Ein hilfsbereiter Mensch hatte die Eingänge zu den einzelnen Etagen mit Nummern versehen; diesen Nummern zufolge lebte seine zukünftige Kyrya im dritten Stock.
Lucan fand Apartment 303 am Ende der Treppe, aber eine Reihe von soliden Schlössern verhinderte sein Eintreten. Er warf von der Außentreppe aus einen Blick auf die Rückseite des Hauses und sah einen lächerlich kleinen Balkon, der ihm einen einfacheren Zugang versprach. Er schwang sich über die niedrige Mauer, die das Treppengeländer bildete, und sprang die zweieinhalb Meter hinüber, zog sich an dem schmiedeeisernen Balkongeländer hoch.
Als er sich umdrehte, um die Glastür zum Apartment zu öffnen, stellte er fest, dass sie offen stand. Direkt dahinter, keine zwei Meter von ihm entfernt, lag Detective Brown schlafend in einem zurückgeklappten Sessel. Leise trat er über die Schwelle und sog die Luft ein. Noch eine andere Frau war kürzlich hier gewesen, aber im Moment war Samantha allein.
Allein und schlafend – und alles seins.
Es störte ihn, sie so zu sehen. Er wandte sich um und schloss die Glastür, komischerweise verärgert darüber, dass sie sie offen gelassen hatte. Glaubte sie, bei ihr würde niemand einbrechen? Ihre Waffe lag auf dem kleinen Esstisch; wäre ein Schurke hier eingedrungen, dann wäre er über ihr gewesen, bevor sie danach hätte greifen können.
»Ich bin ein Schurke«, murmelte er, amüsiert über seine Verärgerung und seinen Beschützerinstinkt. Und er hätte auch nichts dagegen, über ihr zu sein.
Er zwang sich, an ihr vorbeizugehen, um sich den Rest ihrer Wohnung, ihres Zuhauses, anzusehen. Sie schien streng funktionales Mobiliar in langweiligen Farben zu bevorzugen und Poster von Bergen und Wasserfällen anstatt von Kunst. Ihr Schlafzimmer war kaum mehr als die Zelle einer Nonne, mit einem zu kleinen Bett und Wänden voller Bücherregale. Eine Staubschicht lag auf ihrem Fernseher, und ihre Küche schien sie nur für zwei Dinge zu benutzen: zum Kaffeekochen und zum Kaffeeaufwärmen.
Er drehte sich um und nahm alles wahr, was nicht da war. »Du lebst hier, als würdest du hier nicht leben.«
Es war verwirrend. Samantha Brown war eine Frau, und doch gab es überhaupt nichts Feminines in ihrer Wohnung. Nicht eine einzige Blume – oder das Foto einer Blume – irgendwo. Frances, eine leidenschaftliche Gärtnerin, hätte eine so farblose Wohnstätte verabscheut.
Lucan ging ins Bad, das der intimste und aufschlussreichste Raum in der Wohnung einer Frau war. Das von Samantha Brown war fast leer. Sie besaß weder Kosmetik noch Parfüm, und ihre Toilettenartikel bestanden wie ihre Möbel nur aus dem Nötigsten. Eine einzige Duftkerze stand auf dem Rand der Badewanne, und als er sie an seine Nase hielt, roch er Zimt. Frances hatte starke und pikante Düfte verabscheut, die ihrer Ansicht nach vulgär waren und die Nase beleidigten.
»Wer bist du?«, murmelte Lucan, während er die Kerze zurückstellte und sich in dem nackten Raum umsah.
Bei einer Inspektion ihres Kleiderschranks fand er keine seidenen Dessous oder Negligés; Samantha bevorzugte einfache, praktische Unterwäsche. Der Gedanke, dass dieser großartige Körper in nichts weiter als weiße Baumwolle und Seifenduft eingehüllt war, erregte ihn merkwürdigerweise, und er ging zurück zu dem Platz, an dem die Menschenfrau schlief.
Sie lebte hier, als wäre sie jederzeit bereit, das alles hier zu verlassen – genau wie
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