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Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Titel: Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Barbastro hatte seine Tore auch noch nie für jemanden außerhalb des Ordens geöffnet.
    »Die Schafe sind im Pferch am sichersten«, erwiderte Mercer trocken. Er wusste Ignatius’ Wachsamkeit zu schätzen, aber manchmal konnte der alte Mönch so anstrengend wie ein Fünfjähriger sein. »John kämpft mit dem Leben und mit seinem Glauben. Gott will nicht, dass wir einem Bruder den Rücken kehren, der in Schwierigkeiten ist, selbst wenn er die Kirche verlassen hat.«
    »Aber …« Ignatius schlug die Hände zusammen und rieb sie gegeneinander, während er nach den richtigen Worten suchte. »Wir haben die Order, unter uns zu bleiben. Es tut mir leid, dass ich es bin, der das sagt, Vater, aber Ihr droht, Euer Gelübde zu verletzen.«
    »Du kannst sicher sein, dass ich meinen Posten verliere und ein anderer meinen Platz einnehmen wird, falls das der Fall ist.« Mercer bemerkte, dass die Lampe an seinem Telefon blinkte, und drückte den Knopf, der ihn mit dem Telefonisten des Klosters verband. »Ja, Bruder Jacob?«
    »Da ist ein Anruf für Sie, Vater.« Jacobs Stimme klang angespannt. »Auf der sicheren Leitung.«
    »Gott sei uns gnädig«, keuchte Ignatius.
    Mercer war nicht mehr der kalte Schweiß ausgebrochen, seit er Europa verlassen hatte, aber er spürte, wie ihm jetzt ein eisiger Schauer über den Rücken lief. »Vielen Dank, Bruder Jacob.« Er blickte Ignatius an. »Wenn du mich bitte entschuldigst, Bruder?«
    Der alte Mönch presste die Hände zusammen, verbeugte sich und floh.
    Mercer brauchte einen Moment, um sich zu fassen. Er hatte noch nie einen Anruf auf der sicheren Leitung erhalten. Manchmal hatte er sich sogar gestattet zu vergessen, dass es sie gab – soweit ihm das möglich war. Dennoch gab es keinen Grund zur Hysterie. Der Anruf hatte sicher etwas mit der neuen Leitung des Ordens zu tun; viele Dinge hatten sich geändert, seit der Papst gestorben war. Sicher war es nur irgendeine offizielle Benachrichtigung, die man nicht wie alles andere per Fax schicken konnte.
    Mercers Hand zitterte dennoch, als er den Hörer aufhob. »Abt Lane.«
    »War das nicht ein Song von den Beatles?«, fragte ein Mann mit einem New Yorker Akzent. Bevor Mercer antworten konnte, fuhr er fort: »Du lässt dir viel Zeit, ans Telefon zu gehen, Bruder.«
    Er konnte die Stimme überhaupt nicht einordnen. »Wer spricht da?«
    »Ich bringe das Licht in die Welt«, fuhr der Mann ihn an. »Jetzt sag nicht, euer Fax ist kaputt.«
    »Ich … ich lebe für das Licht«, antwortete Mercer mit der traditionellen Erwiderung. »Cardinal D’Orio, was für eine Ehre es ist, mit Ihnen zu sprechen.«
    »Du wirst nicht sprechen, Bruder, du wirst zuhören.« D’Orio rülpste. »Entschuldigung. Ich sollte eigentlich keine Cola trinken – davon muss ich immer aufstoßen –, aber ich liebe das Zeug. Wir haben einen Bericht erhalten, dass einer der Maledicti eines dieser teuflischen Nester in deinem Gebiet eingerichtet hat, Bruder.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie er das geschafft haben sollte«, erklärte Mercer nervös. »Mein Vorgänger hat die letzten Dämonen vor gut zwanzig Jahren ausgerottet, oder nicht?«
    »Dein Vorgänger war ein Dieb, Bruder, aber das tut nichts zur Sache.« D’Orio trank etwas. »Das ist jetzt dein Problem. Fangt so viele ein, wie ihr könnt, und verbrennt die anderen.«
    Entführung und Brandstiftung, dachte Mercer, alles im Namen des Allmächtigen. »Eure Heiligkeit, es könnte schwierig sein, diesen Befehl auszuführen. Ich bin natürlich vorbereitet, aber diese Zelle ist noch nie aktiviert worden.«
    »Dann betrachte das hier als Weckruf, Mercer. Ich erwarte einen vollständigen Bericht in zwei Tagen. Verlier das Licht nicht aus den Augen.« D’Orio legte auf.
    Mercer zog die Schreibtischschublade auf und blickte auf die Flasche Wein, die darin lag. Er trank nie hier im Kloster, tat das lieber, wenn er nicht bei den armen Brüdern war, die ihm anvertraut waren.
    Sie verdienten es nicht, mit der Hässlichkeit seiner Arbeit konfrontiert zu werden. Sie hatten hier gute Dinge getan, die Art von normalen Dingen, die Mercer früher gerne getan hätte.
    Sie sind nicht wie wir , flüsterte der Geist seines Ausbilders in Rom in seinem Schädel. Es sind Dämonen, und du wurdest geboren, um sie zu bekämpfen .
    Mercer wusste, was seine Mission ihn gekostet hatte. Er hatte seinen Weg verloren – und beinahe seine Seele – bei dem Versuch, seinen Auftrag zu erledigen und dann die unaussprechlichen Dinge zu vergessen,

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