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Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Titel: Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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diesem Tag erledigt werden mussten. Er hörte zu, während die Brüder von ihren individuellen Pflichten berichteten, und gab Ratschläge oder traf Entscheidungen, wenn nötig.
    »Heute Morgen habe ich etwas Schreckliches im Radio gehört«, meinte ein junger Mönch. »Die Leiche eines Mannes wurde im Garten eines Sommerhauses gefunden, das einem Importeur und seiner Frau gehört. Es hieß, man habe den toten Mann verstümmelt.«
    Jetzt sah Mercer aus, als habe ihm jemand scharfe Peperoni in den Mund geschoben. »Über so etwas sprechen wir bei Tisch nicht, Bruder Robert.«
    »Ich dachte nur … es könnte ein Zeichen sein für das, was auf uns zukommt, Vater«, erwiderte Robert und sah von einem zum anderen. »Wir sollen doch die Augen offen halten, nicht wahr?«
    »Aufmerksam zu sein«, erklärte ihm Ignatius, »bedeutet nicht, über die Sünden der Welt zu schwatzen.«
    »Wir arbeiten in der Welt da draußen, also müssen wir auch darüber informiert sein, was dort vor sich geht«, mischte sich Mercer ein. »Robert, ich möchte nicht mehr, dass du morgens Radio hörst. Die Nachrichten senden eine Menge unangemessenes Material für ihre Hörer, die um diese Zeit fast immer im Berufsverkehr feststecken. Ihre Geschichten sollen unterhalten und sogar schockieren, aber sie informieren nur selten über das tatsächliche Geschehen.«
    John starrte den Abt an und öffnete den Mund, um ihm zu sagen, was für einen totalen Quatsch er da erzählte. Das plötzlich in seinem Kopf auftauchende Bild von ihm, wie er Nägel in Dachbalken schlug, ließ ihn wieder auf die kalte Waffel auf seinem Teller blicken.
    »Jemand anders wird die Messen halten müssen«, sagte Bruder Ignatius und warf Robert einen letzten, scharfen Blick zu. »Wo Sie doch offenbar wieder die ganze Nacht auf waren, Vater.«
    »Meine Schlaflosigkeit ist eine Plage für uns alle«, meinte Mercer. »John, wenn du dich ausgeruht genug fühlst, könnte Bruder Nicholas deine Hilfe im Garten gebrauchen.«
    »Bruder Nicholas?« Er blickte am Tisch hinunter. Als der ältere Mönch mit dem zerzausten Haar, der ihn zur Morgenandacht geweckt hatte, seinen Löffel hob und damit winkte, beugte John sich vor und sagte mit leiser Stimme zum Abt: »Er ist euer Gärtner?«
    »Entweder das oder Küchendienst«, murmelte Mercer zurück. »Versuch ihn davon abzuhalten, die elektrischen Geräte zu bedienen. Er hält sich für einen Handwerker, aber gestern hätte er sich fast einen tödlichen elektrischen Schlag verpasst, als er sich an den Kabeln des Heckenschneiders zu schaffen machte.«
    »Kann Bruder Patrick heute für uns in die Stadt fahren?«, fragte einer der jüngeren Mönche, ein nervöser, blonder Mann um die zwanzig. »Bruder Paul braucht einige Dinge für die Krankenstation.«
    »Ich würde lieber erst mal hierbleiben und mich mit dem Kloster vertraut machen«, erwiderte John. Er bemerkte, dass die Brüder einander Blicke zuwarfen und dass einige Angst zu haben schienen. »Ich werde natürlich niemandem im Weg sein. Ich möchte die Abläufe nicht stören.«
    »Das hast du bereits, Bruder«, sagte Ignatius.
    »Wir stimmen doch alle überein, dass Veränderungen oft etwas Gutes sind«, entgegnete Mercer, bevor John darauf antworten konnte. »Es gibt uns die Gelegenheit, uns selbst zu überprüfen und zu sehen, ob wir unser Gelübde erfüllen.«
    »Das Gelübde«, meinte Bruder Nicholas und schlug den Griff seines Löffels auf den Tisch, um seine Worte zu betonen. »Nichts ist wichtiger. Es ist alles. Es ist …« Er verstummte und starrte einen Moment auf seinen Löffel, bevor er ihn ohne ein weiteres Wort wieder in seinen Haferbrei steckte.
    »Da fällt mir ein«, meinte Mercer, »es müssen noch einige Glühbirnen im Kloster ausgewechselt werden. Bruder Joshua, bitte kümmere dich darum. Gibt es noch irgendetwas, das wir besprechen müssen?« Er blickte sich am schweigenden Tisch um. »Also gut. Ich möchte bis zur Abendmesse nicht gestört werden. Ich wünsche euch einen schönen Tag, Brüder.«
    »Einen schönen Tag, Vater«, erwiderten die Männer im Chor.
    »Wenn du damit fertig bist, so zu tun, als würden dir die Waffeln schmecken, John«, sagte der Abt, während er sich vom Tisch erhob, »dann zeige ich dir, wo die Gartengeräte stehen.«

 
    9
    »Warum bin ich eigentlich hier, anstatt zu Hause bei Glorias Gameshows einzuschlafen?«, fragte Harry wütend und stellte sein Tablett auf den Tisch in der Cafeteria.
    Sam war auch müde. Sie hatte eine merkwürdige

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