Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
Gegend bist, dann ist die Menschheit dem Untergang geweiht.«
»Die Sonne explodiert sowieso in drei Milliarden Jahren«, tröstete Harry sie. »Besser aussterben als verbrennen.«
Sam stocherte in ihrem Salat. Obwohl sie die ungewöhnliche Kombination von Geschmacksrichtungen eigentlich mochte, war ihr nicht nach essen zumute. Die Tatsache, dass sie normalerweise gegen Mitternacht ihre Hauptmahlzeit zu sich nahm, machte es nicht besser. Harry verputzte sein Sandwich dagegen ohne Probleme und beschwerte sich die ganze Zeit über die Kreuzfahrt, auf die er nach seiner Pensionierung mit seiner Frau gehen würde.
Der Traum von letzter Nacht ließ sie einfach nicht los, er saß ihr im Nacken oder genauer gesagt zwischen den Schenkeln. Sie hatte in der Vergangenheit schon oft erotische Träume gehabt, aber dieser war so real gewesen. Und da war noch etwas – sie hatte sich anders gefühlt, während sie sich mit Lucan im Bett gewälzt hatte. Als würde sie wissen, dass er sie nicht nur brauchte, um extrem intime Dinge mit ihrem Körper zu tun. Als gehörten sie einfach zusammen.
Aber warum hatte sie erotische Träume, in denen ein Mordverdächtiger die Hauptrolle spielte?
Sam zwang sich, die unangemessenen Fantasien zur Seite zu schieben, und hörte weiter Harrys Tiraden zu. Sie beneidete ihren Partner. Nach seiner Party am nächsten Freitag musste er sich nur noch zurücklehnen und entspannen und konnte für den Rest seines Lebens zu Hause bleiben. Sie dagegen musste mit Suarez weiterarbeiten, der ihr Problem vielleicht akzeptierte – oder es benutzte, um sie aus dem Polizeidienst werfen zu lassen.
Und dann war da noch Dwyer.
Eine schwere Hand legte sich auf ihren Unterarm. »Du musst aufhören, an ihn zu denken«, sagte Harry leise. »Ich weiß immer, wann du das tust. Man kann es an deinem Gesicht ablesen. Du wirst ihn sehen lassen, wie viel Angst er dir macht, und dann kriegt er dich dieses Mal. Lass das nicht zu, Mädchen.«
»Ich werde dich wirklich vermissen, alter Mann.« Sam lächelte. »Und da ist noch was, um das ich dich bitten möchte.«
»Ich könnte dich entführen und mit nach Cancún nehmen«, bot Harry an. »Gloria würde das nichts ausmachen. Sie fände es gut, jemandem zum Reden zu haben, während ich im Liegestuhl schlafe.« Er warf ihr einen gespielt anzüglichen Blick zu. »Ich wette, du siehst toll aus im Bikini.«
Man hatte Sam gesagt, dass sie im Bikini umwerfend aussah, doch sie zog nur einen an, wenn sie im Pool ihres Apartmentblocks schwimmen ging.
»Wenn mir etwas passiert, egal, was es ist, dann möchte ich, dass du dich da raushältst. Lass Garcia das regeln. Nein«, sagte sie, bevor er sie unterbrechen konnte, »Garcia weiß das mit Dwyer, und ich glaube, er steht auf meiner Seite. Auf jeden Fall ist er ein ehrlicher Cop. Er wird dafür sorgen, dass Dwyer nicht ungeschoren davonkommt.« Und da es in Florida die Todesstrafe gab und man hier Polizistenmörder sehr gerne hinrichtete, würde Wesley Dwyer keine Chance haben.
»Wie kannst du über deine Ermordung reden, als hättest du nur eine schlechte Beurteilung bekommen?«, wollte ihr Partner wissen.
»Ich habe noch nicht viel erlebt, Harry, aber das, was ich erlebt habe, war okay«, sagte sie zu ihm. »Ich bin keine gelangweilte Hausfrau und keine Karrieretussi geworden. Ich habe etwas Gutes aus dem gemacht, was mir gegeben wurde.«
Sie hätte es besser haben können, wenn sie einen Typen wie Lucan außerhalb der Arbeit kennengelernt hätte. Nicht ihn persönlich – Typen, die so reich und gut aussehend waren, wollten den Lena-Caprell-Typ –, aber jemanden wie ihn, der jeden Abend zu Hause auf sie wartete und so den Stress ausglich, den sie im Job hatte. So, wie die Dinge lagen, war sie der Job.
Schade, dass Lucan unerreichbar für sie war, ein einsamer Wolf und ein Mann mit ständig wechselnden Frauengeschichten. Sie hatte das Gefühl, dass er im und außerhalb des Bettes etwas Besonderes war. Jedenfalls war ihr noch nie ein so selbstbewusster Mann mit einem so scharfen Verstand begegnet.
»Sam, du hörst mir nicht zu.«
Sie sah ihren Partner an. »Tut mir leid.«
»Du wirst vorsichtig sein, hörst du, und dich von diesem kranken Sack voller Scheiße fernhalten«, erklärte Harry ihr ernst. »Oder ich werde Glorias Yorkies persönlich jeden Tag zu deinem Grab führen und sie daraufpissen lassen. Hast du verstanden?«
»Oh.« Etwas von dem Eis, das ihr Herz umgab, schmolz. »Du liebst mich wirklich, Quinn.«
»Ja.«
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