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Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Titel: Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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lassen?«
    »Die Besitzer leben in New York. Die Jacht gehört einem Nachbarn; er darf ihren Steg benutzen, wenn sie nicht in der Stadt sind.« Der Uniformierte versteifte sich. »Entschuldigung, Detective. Hey! Ihr zwei! Sofort stehen bleiben!« Er lief auf zwei neugierige Teenager zu, die versuchten, über den Zaun zu blicken.
    Sam ging mit Harry hinter das Haus in einen vernachlässigten Garten voller alter Statuen. In der Mitte war ein niedriges Wasserbecken, das sich in einem schlimmen Zustand befand. Sie roch das dreckige Wasser schon aus zwanzig Metern Entfernung.
    »Die Überwinterer«, meinte Harry mit der tief empfundenen Abneigung eines Einheimischen. »Man würde doch denken, die wüssten, dass sie das da leeren und abdecken müssen, wenn sie nicht da sind.«
    Das Opfer war auf einer der Marmorbänke zurückgelassen worden, die das Wasserbecken umgaben. Sam sog die Luft ein, als sie die stämmigen Beine, die dicklichen Arme und die runde Brust sah, die alle blutgetränkt waren. Das einzig andere Ungewöhnliche an der Leiche war, dass einige Teile von ihr fehlten.
    »Harry?«, sagte Sam, unfähig, den Blick abzuwenden. »Hast du so was schon mal gesehen?«
    »Kindchen, ich kenne drei Wochen alte Wasserleichen und Opfer von Angriffen mit Kettensägen, und ich weiß, was mit dir passiert, wenn du kolumbianische Drogendealer ärgerst«, versicherte er ihr mit zitternder Stimme. »Aber das hier ist ganz oben auf der Liste des Grauens.«
    Sie riss ihren Blick los und suchte die Umgebung ab. »Wo ist der Rest von ihm?«
    »Ein Teil ist da drüben«, meinte Harry und deutete auf die andere Seite des Beckens.
    Sam sah hin und erkannte den fehlenden Kopf der Leiche, der sie von der Bank gegenüber von der, auf der der Körper saß, anstarrte. Sie ging um das Becken herum und stellte fest, dass der Kopf ebenfalls nass war, aber die dreckige Flüssigkeit, die sich um den gezackten Rand des Halses sammelte, war offensichtlich Wasser und kein Blut. »Keine Hand.«
    »Hat der Mörder vielleicht mitgenommen.« Ihr Partner nahm noch einen Stoß aus seinem Inhalator und sah sie dann an. »Muss er, äh, vollständig sein, damit du deine Sache machen kannst?«
    Der Zustand, in dem sich der Körper befand, hatte keinen Einfluss auf ihre »Sache«, wie ihr Partner es nannte. »Nein, das geht auch so. Diesmal gibt es ja jede Menge Blut.«
    Sie ging hinüber zu der Bank und hockte sich vor den Torso des Toten. Vor dem heutigen Tag hatte sie erst eine kopflose Leiche gesehen: die eines Fahrradfahrers, der in einen extrem schlimmen Unfall mit drei Autos verwickelt gewesen war, als sie noch Streife fuhr.
    Ein geköpfter Toter sah schlimmer und unnatürlicher aus als eine Leiche in jedem anderen Zustand, aber Sam wusste, dass nur wenige moderne Mörder ihren Opfern den Kopf abschlugen. Erstens war es fast unmöglich, jemandem eine solche Wunde zuzufügen, und außerdem war es eine der blutigsten Formen, jemanden umzubringen. Wenn der Mörder keinen besonderen Grund für eine solche Verstümmelung hatte, dann war es einfach weniger zeitaufwendig, das Opfer zu erwürgen, zu erschießen oder zu erstechen.
    Harry stellte sich so, dass Sam vom Tor aus nicht zu sehen war. »Du kannst loslegen«, sagte er mit leiser Stimme.
    Sie holte tief Luft und legte dem Opfer ihre vernarbte Hand auf den Arm.
    Es tut mir leid , entschuldigte sich Sam in Gedanken bei dem toten Mann, während sie darauf achtete, dass die Wunde an ihrer Handfläche nicht mit dem Blut in Kontakt kam. Wenn es einen anderen Weg gäbe, das hier zu machen, dann würde ich es tun .
    Sie legte ihre andere Hand in das Blut des Opfers.
    Für ihre »Sache« gab es keinen offiziellen Namen, der ihr bekannt gewesen wäre, aber seitdem Sam wusste, zu was sie fähig war, nannte sie es Blutlesen. Es war nicht irgendeine mystische Fähigkeit; sie musste dafür nicht ihre Augen schließen oder irgendwelche Zauberformeln murmeln. Wenn das Opfer schon zu lange tot war oder sie sich nicht konzentrierte, dann funktionierte es nicht mal.
    Sie klärte ihren Kopf und konzentrierte sich auf die Wärme, die sich in ihrer Hand ausbreitete. Wenn sie überhaupt irgendetwas dachte, dann: Zeig mir, was passiert ist .
    Es war ein bisschen so, als würde man einen Film ansehen, der auseinandergerissen und falsch wieder zusammengesetzt worden war – einen Film, den niemand außer Sam sehen konnte. Es gab keinen Bildschirm in ihrem Kopf, nur Blitze und Farben, die kurze, unzusammenhängende Bilder ohne

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