Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
»Ich verstehe. Unser neuer Seigneur hat Ihnen noch nicht alles erzählt.«
Michael stand auf. »Wir werden jetzt gehen.«
»Nicht so schnell.« Der große Mann erhob sich ebenfalls. »Ich bin sehr enttäuscht von dir, Michael. Du schaffst dir die perfekte Partnerin, nachdem wir anderen daran jahrhundertelang scheiterten, und doch belügst du sie offensichtlich. Ich frage mich, ob wir über eine Form von Scheidung für unsere Art nachdenken sollten. Ich glaube, das könnten Sie bald brauchen, Alexandra.«
Sie sah Michael an und dann Lucan und dann wieder Michael. »Michael hat mir erzählt, dass Faryl sich von Tierblut ernährt, wenn es das ist, was Sie andeuten wollen. Ich habe diese ganze Fleischverrottungssache verstanden.«
Lucan lachte. »Faryl, meine gute Doktorin, verrottet nicht. Er häutet sich.«
»Das reicht, Lucan.« Michael half Alexandra von ihrem Stuhl auf. »Wir gehen.«
»Du gehst.« Sie entzog ihm ihren Arm. »Ich werde mir den Rest noch anhören. Lucan, was meinen Sie mit häuten?«
»Genau das«, sagte er ihr. »Sein Körper verwandelt sich von dem eines Menschen in etwas anderes. Es ist ein Prozess, der viele solcher Häutungen beinhaltet, bis er seine endgültige Form erreicht hat. Unser Highlord durchleidet dasselbe, wie Michael Ihnen bestätigen wird.«
Er hätte ihn in New Orleans jagen und töten sollen. »Richards Zustand gleicht nicht dem von Faryl, und das ist auch nichts, worüber wir sprechen sollten.«
»In was verwandelt Faryl sich?«, wollte Alex wissen.
»In das, was er werden wird. Haben Sie schon mal den Satz gehört: ›Du bist, was du isst‹?« Lucan deutete auf sie. »Sie trinken menschliches Blut, deshalb behalten Sie Ihre menschliche Form. Aber wenn Sie Tierblut trinken und das lange genug, dann legen Sie Ihre Menschlichkeit ab wie eine Schlange ihre Haut. Sie werden zu dem, von dem Sie sich ernähren.«
Alex riss die Augen weit auf. »Wollen Sie damit sagen, dass Faryl zu einer Tierart mutiert? Zu einem Alligator oder zu einer Ratte zum Beispiel?«
»Eine zweibeinige Version von dem Tier, von dem er sich ernährt hat. Sie könnten sich zum Beispiel in eine wunderbare Leopardenfrau verwandeln. Sie müssten nur nach Afrika fahren und sich ein oder zwei Jahrhunderte von ihnen ernähren.« Der Suzerän streckte die Hand aus und berührte eine der Locken auf ihrer Schulter. »Dann beginnt der Prozess mit …«
Michael schlug Lucan mit der Faust ins Gesicht und empfand tiefe Befriedigung, als er spürte, wie sie auf das Kinn des größeren Mannes traf.
»Fass sie nicht an«, zischte er, während der Suzerän zurücktaumelte. »Fass sie ja nie wieder an.«
Um sie herum wurden Dolche und Schwerter gezogen, während die Männer in Gefechtsposition gingen.
»Hast du Angst, sie könnte meine Berührung der deinen vorziehen?«, fragte Lucan mit seidiger Stimme.
Michael genoss es zurückzuschlagen, diesmal mit der Wahrheit. »Zumindest bringt meine Berührung sie nicht um.«
Rafael und Philippe stellten sich an die Seite ihres jeweiligen Herrn.
»Meister, ich denke, es wäre besser, dieses Treffen zu beenden«, sagte Lucans Seneschall. »Bevor Blut vergossen wird.«
Philippe zog Alexandra hinter sich. »Ich stimme zu, Meister.«
»Wie es scheint, erlauben unsere Leute uns trotz unserer guten Absichten nicht, unseren kleinen Kampf auszutragen«, meinte Lucan. »Falls Ihr irgendetwas benötigt, während Ihr in meinem Territorium seid, Seigneur, müsst Ihr Euch nur mit Rafael in Verbindung setzen.«
Michael war so wütend, dass ihm nicht einmal ein winziger höflicher Abschiedsgruß gelingen wollte, deshalb wandte er sich um und ging.
»Falls Sie etwas brauchen, Alexandra«, rief der Suzerän ihnen hinterher, »dann kommen Sie zu mir.«
Sam war froh, von Lucan wegzukommen.
Auf dem Weg aus dem Club hatte sie gesehen, dass die Prostituierten nun doch ihr Geld verdienten, indem sie bei einer Gruppe großer, attraktiver Männer in feinen Anzügen und einer kleinen brünetten Frau in einem tollen elfenbeinfarbenen Seidenkleid herumstanden. Das Merkwürdige war allerdings, dass nur die Huren tranken und sich unterhielten und lachten, während die Männer einfach nur in einem lockeren Kreis um die Frau und einen großen Mann standen, der sein von weißen Strähnen durchzogenes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte.
Intelligente braune Augen trafen Sams, und die Frau lächelte. Sam nickte ihr zu, bevor sie nach draußen stolperte.
Der Polizeiwagen stand
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