Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
mitgenommen hätte. Wie geht es ihr?«
»Sie lebt noch, was nicht Ihr Verdienst ist.« Alex hätte noch mehr gesagt, aber Michael warf ihr einen warnenden Blick zu, deshalb stieß sie die Luft aus. »Okay. Ich bin ja schon still.«
»Rafael.« Als der Seneschall vortrat, stellte Lucan ihn offiziell vor, danach tat Michael dasselbe mit Philippe und dann taten sie das Gleiche auch mit ihren Männern.
Michael wusste, dass Alexandra sich zwei Minuten nach Beginn des offiziellen Vorstellungsritus zu langweilen begann, aber während er dies oft bei Suzeränen ausließ, die er als Freunde betrachtete, war es unerlässlich, dass Lucan alle seine Männer kannte und dass Michael Lucans Leute kannte. Es hatte schon Kriege zwischen den Jardins gegeben wegen eines einzigen Kyn, der in das Gebiet eines Landesherren eindrang, dem er nicht vorgestellt worden war.
Endlich waren alle anwesenden Kyn mit Namen genannt und anerkannt worden, und Lucan und Michael setzten sich mit ihren Seneschalls an einen langen, mit elfenbeinfarbenem Stoff bedeckten Tisch, auf dem mit Juwelen besetzte silberne Kelche standen.
Als sich Alex neben Michael setzte, bot Rafael ihnen Blutwein an. »Nein, danke«, lehnte Michael ab.
»Rafael wird ihn vorkosten, wenn Ihr das wünscht«, meinte Lucan.
Michael erwiderte seinen kühlen Blick. »Wir haben bereits getrunken.«
»Ich jedoch nicht.« Lucan trank aus dem Glas, das Burke für ihn gefüllt hatte. »Mein Seneschall hat mir berichtet, dass Ihr ein Mitglied Eures Jardins sucht. Habt Ihr so viele davon, dass Ihr sie nicht alle im Blick behalten könnt, Seigneur?«
Die Männer hinter Michael nahmen Haltung an.
»Meine neuen Aufgaben lenken mich etwas ab«, erwiderte Michael und erkannte das Problem an, ohne auf Lucans Beleidigung zu reagieren. »Deshalb werde ich bald einen neuen Suzerän für New Orleans berufen.«
»Ich dachte, Ihr würdet Thierry Durand seine eigene Schar geben«, meinte Lucan, »jetzt, wo er endlich wieder bei Sinnen ist.«
»Thierry möchte nicht als Suzerän dienen, und Philippe weigert sich, mich zu verlassen.« Er lächelte seinen Seneschall kurz an. »Ich hatte gehofft, dass du mir in dieser Sache einen Rat geben könntest. Andererseits scheinst du auch recht abgelenkt. Unter ihren nichtssagenden Kleidern scheint Samantha Brown meiner Ansicht nach sehr attraktiv zu sein. Sie erinnerte mich auf jeden Fall an eine Frau, die vor langer Zeit einmal Teil deiner Entourage war.«
»In der Tat.« Lucans Augen wurden zu Eis. »Schade, dass ich sie bereits für mich selbst beanspruche, Seigneur. Ihr kennt doch hoffentlich die alte Tradition?«
Michael war entsetzt und fasziniert. »Detective Brown ist Eure Kyrya ?«
»Sie wird es werden.«
»Hallo.« Alex winkte mit der Hand zwischen ihnen und unterbrach damit ihren Augenkontakt. »Ein paar Anwesende verstehen die Fangzahn-Sprache noch nicht besonders gut.«
»Eine Kyrya ist die menschliche Geliebte eines Kyn. Wir fingen an, uns welche zu nehmen, als wir herausfanden, dass wir Menschen nicht mehr in Darkyn verwandeln konnten. Kyryas reagieren normalerweise immun auf l’attrait . Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Kyn-Lord jemals eine gewählt hat, die nicht zu den Tresori gehörte. In diesen Zeiten vertrauen wir nur denjenigen, die geschworen haben, uns zu dienen.« Michael speicherte diese Information im Geiste und lächelte Alex an. »So, Chérie . Du hattest gerade eine kurze Geschichtsstunde über die Darkyn.«
»Vielleicht könntet Ihr zu dem Punkt kommen, warum Ihr in mein Gebiet gekommen seid«, meinte Lucan.
Michael erklärte ihm die Situation mit den Pavieres und Faryls Flucht aus New Orleans. »Die Familie glaubt, dass er zu dir kommen wird, damit du ihn von seinen Qualen erlöst.«
Lucan nickte. »Das ist vermutlich so. Faryl ist jedoch noch nicht mit mir in Kontakt getreten. Sein Bruder ist heute Abend nicht bei Euch.«
»Gard nutzt die Nacht, um ihn zu jagen«, sagte Michael. »Euer Seneschall ist darüber informiert worden und hat ihm freies Geleit zugesagt.«
»Ich bin entzückt, dass die Entscheidungen hier für mich getroffen werden.« Lucan warf Rafael einen kurzen Blick zu, bevor er sich an Alexandra wandte. »Warum sind Sie gekommen, Doktor? Um Ihren Lord zu unterhalten oder wollen Sie sehen, wie ein Veränderter von seinen Qualen erlöst wird?«
Alex sah verwirrt aus. »Ein Veränderter?«
»Ich meine Pavieres Bruder Faryl. Sein Zustand ist irreversibel.« Lucan zog einen Mundwinkel nach oben.
Weitere Kostenlose Bücher