Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
in die Wohnung und lächelte das Mädchen an. »Ich werde mich jetzt um sie kümmern. Du solltest nach Hause gehen und schlafen.«
»Schlafen.« Das Mädchen gähnte. »Ja. Gute Nacht.« Ohne Protest verließ sie die Wohnung und ging in ihr Apartment am anderen Ende des Flurs.
Er sah, dass hier und da einige Kerzen brannten, aber das elektrische Licht war fast ganz ausgeschaltet worden. Samantha lag zusammengerollt auf ihrem Bett, immer noch angezogen, und starrte an die Decke. Auf der Schwelle zögerte er erneut.
»Ich habe dich mit Chris reden hören«, sagte sie, ohne ihn anzusehen. »Komm rein.«
»Rafael hat mir das mit Detective Quinn erzählt.« Vorsichtig näherte er sich dem Bett und stellte sich an das Fußende. »Es tut mir sehr leid, Samantha.«
»Das sagen wir auch immer zu den Familien der Opfer. Bevor wir sie fragen, ob das Opfer vielleicht Feinde hatte.« Sie setzte sich auf und sah ein bisschen verwirrt aus. »Woher wusstest du, wo ich wohne?« Bevor er antworten konnte, rieb sie sich über die Augen. »Du hast Nachforschungen über mich angestellt, oder?«
»Ich wollte mehr über dich wissen.« Das schien die höflichste Art, es auszudrücken. »Ich weiß, dass du sehr viel Wert auf deine Privatsphäre legst. Entschuldige, dass ich hier einfach so eingedrungen bin.«
»Das musst du nicht. Ich fühle mich geschmeichelt.« Sie schwang die Beine aus dem Bett und versuchte aufzustehen, musste sich jedoch am Kopfteil festhalten. »Mir geht es im Moment allerdings nicht besonders gut. Vielleicht könntest du ein anderes Mal wiederkommen.«
»Samantha.« Er ging zu ihr und fing sie auf, als sie nach vorn fiel, hielt sie fest. »Das war nicht deine Schuld.«
»Ich hätte bei ihm sein sollen. Ich bin seine Partnerin. War seine Partnerin.« Sie rieb sich über die Hand. »Ich sah, wie er gestorben ist. Brutal, aber schnell. Er hat nicht lange gelitten. Ich schätze, das ist besser, als langsam in einem Krankenhausbett dahinzusiechen.«
Er hatte ihr Talent vergessen. »Ich wünschte, ich hätte dir das ersparen können.« Er würde denjenigen finden, der Harry Quinn umgebracht hatte, und er würde ihn ganz langsam ausweiden. Das zumindest konnte er für sie tun.
Sie stieß so etwas wie ein Lachen aus und hob ihre Hand, zeigte ihm die gezackte Narbe an ihrer Handfläche. »Weißt du, du bist jetzt der einzige Mensch, dem ich vertrauen kann. Du weißt über meine Gabe Bescheid.«
Er wollte sie beschützen, aber er war genau das, was sie eigentlich verachtete. All seine Pläne, sie zu seiner Kyrya zu machen, kamen ihm jetzt irgendwie obszön vor. »Du solltest nicht so schnell vertrauen.«
Sie blickte von ihrer Hand zu ihm. »Zwanzig Leute im Club haben dein Alibi bestätigt. Sie haben dich an dem Abend gesehen, an dem Lena ermordet wurde. Du warst nicht der Mann im Garten bei Montgomery. Und du warst bei mir, als Harry ermordet wurde.«
Sie würde ihm das Herz aus der Brust reißen. Er legte sie auf das Bett und zog seine Hände von ihr zurück. »Ich werde das blauhaarige Mädchen zurückholen.«
»Ich will dich.« Ihre Hände legten sich um seine samtverhüllten Finger, und sie rückte zur Seite, machte Platz für ihn. »Bleib bei mir.«
Lucan kämpfte innerlich mit sich und verlor. Er zog sein Jackett aus, schlüpfte aus seinen Schuhen und legte sich zu ihr. Ihr Bett hatte nur etwa ein Drittel der Größe seines eigenen und war zu kurz und zu schmal für ihn. Er hatte noch nie in seinem Leben unbequemer gelegen, die Jahre mit eingerechnet, die er betend auf Knien unter den strengen Augen seines Templermeisters verbracht hatte.
Dann kuschelte sich Samantha dicht an ihn, und er vergaß alles andere und schlang die Arme um sie, um sie festzuhalten.
Er würde keine leeren Phrasen wiederholen; davon hatte sie sicher schon genug gehört. »Was wirst du jetzt tun?«
Sie dachte darüber nach. »Ein paar Tage freinehmen. Meinen Partner beerdigen. Versuchen, einen Grund zu finden weiterzuarbeiten. Sie werden mich Harrys Fall nicht untersuchen lassen, weil ich seine Partnerin war, deshalb fehlt mir eigentlich ein Grund.«
Er würde nicht zulassen, dass sie weiter ihr Leben im Polizeidienst riskierte. Der Mann, der ihren Partner umgebracht hatte, hätte das Gleiche leicht ihr antun können. Samantha war nicht klar, wie sehr sie seinen Schutz brauchte. Und sie würde jede Andeutung, dass sie es tat, übel nehmen.
»Vielleicht«, sagte er vorsichtig, »könntest du ja etwas anderes machen, als bei der
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