Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Titel: Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
Vom Netzwerk:
nicht mehr in der Gasse hinter dem Nachtclub, und einen Moment lang wollte Sam schreien. Aber Harry hatte einen schlimmen Anfall gehabt; vielleicht war er ins Krankenhaus gefahren. Während Sam aus der Gasse zurück auf die Straße ging, rief sie das Handy ihres Partners an und wartete darauf, dass er sich meldete.
    »Hallo?«, fragte eine gedämpfte männliche Stimme.
    Sam wusste, dass es nicht Harry war. »Ich will Detective Quinn sprechen. Wer ist da?«
    »Er kann gerade nicht ans Telefon gehen. Er wartet auf Sie im Park neben der Feuerwache.«
    »Wer spricht da?«, wollte Sam erneut wissen.
    Es klickte in der Leitung.
    Sie wählte noch einmal Harrys Handynummer, aber diesmal ging nur die Mailbox dran. Die Feuerwache war sechs Blocks entfernt. Sie lief los, und dann packte sie die Angst, und sie rannte.
    Der Wagen stand unter einer Zypresse neben dem kleinen Brunnen in der Mitte des Parks. Sam spürte, wie Erleichterung sie durchflutete, als sie Harrys Silhouette durch das Fahrerfenster sah. Er hatte sein Fenster geöffnet und eine Hand an den Kopf gelegt.
    Er schlief.
    Gott, er wird furchtbar wütend werden, wenn er erfährt, dass jemand in den Wagen gegriffen und sein Handy gestohlen hat .
    Sam knallte aus Prinzip trotzdem die Tür zu, als sie sich hinter das Steuer setzte. »Kannst du nicht warten, bis du auf dem Schiff im Liegestuhl sitzt, alter Mann?« Harry antwortete ihr nicht, deshalb legte sie die Hand auf seine Schulter und schüttelte ihn. »Komm schon, wach auf, wach …« Sie zog eine nasse, rote Hand zurück. »Oh mein Gott.« Sie griff nach Harrys Kopf und zog ihn hoch. »Harry. Harry !«
    Das Blut aus seiner durchschnittenen Kehle hatte seine Jacke durchtränkt und klebte jetzt an ihrer Hand. Ohne darüber nachzudenken, nahm sie seine Hand, um nach seinem Puls zu tasten. Ihre Handflächen berührten sich.
    Zigaretten. Winzige rote Lichter. Straßenlaternen. Salzige, drückende Luft. Wütende Gesichter. Gelangweilte Gesichter. Die Dunkelheit der Gasse. Harrys Inhalator. Der Geruch nach dem Spray daraus.
    Sam sah seine letzten Momente – so, wie sie passiert waren. Harry war noch nicht lange tot, sonst wäre das alles rückwärtsgelaufen. Vielleicht blieb ihr noch Zeit …
    Eine Straßenkatze, die etwas im Maul trug, schießt aus der Gasse. Harrys Uhr. Die Autotür. Die Windschutzscheibe. Das Handschuhfach. Das Fläschchen mit der Medizin. Zwei Tabletten auf Harrys breiter Hand.
    »Nein«, hörte sie sich selbst sagen.
    Ein silbernes Blitzen im Rückspiegel. Die Klinge, die durch die Luft saust. Die Faust um den Griff. Der nackte Arm.
    Sam schloss die Augen und schrie, aber die Bilder hörten nicht auf.
    Der breite Blutschwall. Auf das Armaturenbrett, auf die Windschutzscheibe, alles. Eine blutige, zitternde Hand, die sich ins Licht hebt. Nach dem winzigen Kristalldelfin greift, Sams Glücksbringer, der am Rückspiegel hängt. Die Hand fällt nach unten. Dunkelheit.
    Dunkelheit.
    Dunkelheit.
    »Es tut mir leid«, flüsterte Sam. »Es tut mir leid.«
    Ein sanftes weißes Licht. Pinienduft. Sterne fallen um sie herum. Ein Regen aus Licht.
    Das Dach des Autos. Die Gasse darunter. Die Kühltürme, die Häuserdächer. Der Block, die Straße, die Stadt, alles verschwindet unter ihr. Die Lichter der Lebenden werden zu winzigen Diamanten auf schwarzem Samt.
    Nach oben.
    Lichtblitze, weiß und pur und unberührbar. Sterne, die zu Sonnen werden. Sterne, die mit anderen Sternen verschmelzen. Sterne, die explodieren. Mehr Licht, anwachsend, blendend, das alles verschlingt, was war und was sein wird …
    Dunkelheit.
    Samanthas letzte klare Erinnerung an diesen Abend war, dass sie über Funk die Zentrale gerufen und ihren Standort und die Tatsache durchgegeben hatte, dass ihr Partner ermordet worden war. Danach schien ein Großteil ihres Gehirns einfach abgeschaltet zu haben.
    Sie nahm Dinge wahr, entfernte, unwichtige Dinge. Wie die Tatsache, dass die Ersten, die am Tatort ankamen, Feuerwehrleute waren; sie mussten nur von der Wache neben dem Park herüberlaufen. Sie wusste, dass einer von ihnen Harrys Puls fühlte, während ein anderer durch das Fenster mit ihr sprach. Man stellte ihr Fragen, die sie nicht beantwortete. Sie konnte hören, wie sie darüber diskutierten, ob man sie wegbringen oder bleiben lassen sollte.
    Sie blieb bei Harry.
    Da waren hübsche Farben, die sich auf der welligen Oberfläche des Sees vor ihr spiegelten. Blinkendes blaues und weißes und rotes Licht. Noch mehr davon flutete den Park,

Weitere Kostenlose Bücher