Darkyn: Für die Ewigkeit (German Edition)
Rainer und Harlech unternehmen müssen, und sie musste auch nach Alexandra sehen.
Sie würde sich noch mehr beeilen müssen.
Es könnte schlimmer sein, dachte Jayr, während sie durch den Flur zur Kleiderkammer lief.
Während ihres menschlichen Lebens hatten zu Turnieren riesige Festmahle gehört, für die die gesamte Speisekammer und die Viehställe der Burg leer geräumt werden mussten. Einige Turniere hatten Tage oder sogar Wochen gedauert. Zum Glück war der Speiseplan der Kyn auf Blut und Wein beschränkt, und beides hortete Jayr schon seit Monaten in Erwartung der Mengen, die gebraucht wurden.
Was ihr Sorgen machte, war das, was sie nicht vorhersehen konnte. Die Kyn, die aus Frankreich und Italien vertrieben worden waren, hatten kaum Verbindungen zu den amerikanischen Jardins und wollten vermutlich gerne eigene Territorien für sich einrichten. Die meisten ihrer Lords waren Männer, die sie und ihr Meister nicht kannten. Sie würden das Turnier vielleicht dazu benutzen, um von Cyprien einen neuen Status zu verlangen und ihre Rivalen zu eliminieren.
Das letzte Mal, als Kyn versucht hatten, ihre Rangordnung und ihren Status durch Morde zu klären, waren anschließend die Jardin -Kriege ausgebrochen.
Jayr ging in den Nordflügel des Realm, wo die häusliche Arbeit erledigt wurde. Dort regierte der Gewandmeister, Farlae, über seine Gruppe von Gerbern, Walkern, Webern und Näherinnen.
Die meisten Kleider wurden in zwei großen Werkräumen gefertigt. Die geschickten Frauen des Jardin versammelten sich in der lebhaften, freundlichen Atmosphäre des ersten Raums und nähten, während sich Farlaes Nähmaschinen, Muster und Schränke im angrenzenden Zimmer befanden. Jeder konnte den allgemeinen Nähraum betreten, aber wenige wagten es, den Gewandmeister zu stören, wenn er gerade in seinem privaten Arbeitszimmer seine Magie wirkte.
»Du siehst aus, als hätte dich gerade ein Aussätziger besucht«, ertönte eine weiche, amüsierte Stimme hinter ihr.
»Das könnte unterhaltsamer werden als diese Nacht, Viviana.« Jayr drehte sich um und sah Harlechs Frau in einem Arbeitskleid und einer Schürze vor sich stehen. Auf dem Arm trug sie zwei Stoffballen, einer grau und einer so tiefviolett, dass er fast schwarz wirkte. Flecken derselben Farbe bedeckten ihr Kleid. »Ich dachte, die Färberei wäre fertig.«
»Ich auch, bis vor ein paar Stunden.« Sie reichte die Stoffballen einer der Näherinnen; diese legte sie auf dem Schneidetisch ab. »Einer der Italiener hat seinen Seneschall zu Farlae geschickt und violette und graue Seide angefordert.«
Jayr runzelte die Stirn. Die Kyn hielten an nur wenigen alten Aberglauben fest, aber einer davon war der Brauch, die Farben eines gefallenen Jardin nicht weiterzubenutzen. Dadurch zeigten sie Respekt gegenüber den Toten und umgingen das Unglück, das vielleicht noch daran klebte.
An Violett und Grau klebte jede Menge Unglück, denn es waren die ehemaligen Farben von Sherwood.
»Ein Banner als Hommage ist unwahrscheinlich«, sagte Jayr zu ihrer Freundin. »Wer würde diese Farben zeigen wollen?«
»Nur ein Judas, wage ich zu behaupten.« Viviana schob sich eine Strähne ihres rotbraunen Haars hinter ihr zierliches Ohr, und einen Moment lang fand Jayr, dass sie wütend aussah. »Wenn nicht noch irgendwelche Überraschungsgäste kommen und mir und meinen Frauen Arbeit aufhalsen, dann ist bis morgen früh alles fertig.« Sie nickte zu der geschlossenen Tür, die die beiden Räume voneinander trennte. »Farlae will es so.«
»Hab Dank.« Jayr dachte an Harlechs Angst. »Du solltest noch mal mit deinem Mann sprechen, bevor die Nacht endet. Was Cypriens Lady passiert ist, hat ihm ein paar unangenehme Erinnerungen zurückgebracht.«
Viviana starrte sie sichtlich erschrocken an. »Wie das?«
»Er hat Angst, Richard könnte seine Stimme an ihr angewandt haben«, erklärte Jayr leise. »Ich habe ihm versichert, dass das nicht der Fall ist, aber ich denke nicht, dass er mir geglaubt hat.« Sie zögerte. »Würde so etwas – etwas, das ihn an jene Zeit in Schottland erinnert – Harlech die Beherrschung verlieren lassen?«
Viviana ließ die Schultern sinken, bevor sie antwortete. »Nein. Anders als Richard kann er seine Gefühle kontrollieren.« Vivian zwang ein freundliches Lächeln auf ihre schmalen Lippen. »Mach dir keine Sorgen um meinen Mann, Jayr. Ich werde mich um ihn kümmern. Besser, du findest heraus, wer versucht, das zu ehren, was lieber im Verborgenen bleiben
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