Darkyn: Für die Ewigkeit (German Edition)
sondern rollte sich von ihr weg, warf die Arme über sein Gesicht.
Sie war eher dankbar als erleichtert. Wer immer er war, sie mochte ihn. Er war ein netter Kerl.
»Ich kann die Gedanken von Mördern lesen«, sagte sie und wandte sich zu ihm um, stützte sich auf den Ellbogen. »Was können Sie?«
»Die Kyn reden nicht über ihre Talente. Verdammt.« Er fluchte, als er aufstand und im Zelt herumlief. »Ich werde nicht noch einmal durchleben, was gewesen ist.« Er blieb stehen und starrte sie an. »Wir können mehr haben als eine Wiederholung dessen, was war. Wir können eine ganz neue Welt für uns schaffen; siehst du das denn nicht?«
Sie starrte zum Dach des Zeltes hinauf. »Dann ist dein Talent schlimmer als meins.« Unter dieser sehr heißen Bereit-die-ganze-Nacht-unanständige-Dinge-zu-tun-Fassade verbarg sich, wie Alex vermutete, ein sehr netter Mann. Warum sonst sollte er …
Sie setzte sich auf. »Sie haben mir geholfen. Sie haben sich um mich gekümmert. Ich erinnere mich.« Die Erinnerungen verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren, und sie legte den Kopf schief. »Wissen Sie, wenn Sie wütend oder erregt sind, dann riechen Sie nach Vanillekuchen.«
»Rittersporn.« Er kam zu ihr und kniete vor ihr. »Du bist nicht bereit für mich.«
Sie biss sich auf die Lippe. »Das ist nett.«
»Alexandra.« Er beugte sich vor und küsste ihre Stirn. »Komm zurück. Ich werde warten.«
Alex nickte, obwohl sie es interessanter fand, auf seinen Mund zu starren. »Ich muss jetzt hier weg, nicht wahr?«
»Ja.« Er küsste sie hart auf den Mund und hob dann den Kopf und lauschte. »Sie werden dich bald wecken. Du wirst bei ihnen wieder so sein, wie du warst.«
»Das werde ich«, versprach sie. Sie sah an sich selbst herunter. »Ich brauche Kleider.«
Er brachte ihr einen leichten Bademantel und stellte sich neben den Zeltausgang. Das Gleiche hat er schon mal getan, dachte Alex, aber dieses Mal sah er ihr beim Ankleiden zu.
Sie stellte sich zu ihm, erschrocken darüber, wie zerschlagen sie sich fühlte und wie langsam sie sich bewegte. »Danke.«
»Stets zu Diensten, Mylady.«
Sie berührte seine Wange, holte tief Luft und schob sich dann durch die Zeltwand.
Jayr ließ Cyprien bei Alexandra zurück und ging zum Quartier der Männer. Sie klopfte an Rainers abgeschlossene Zimmertür, doch es kam keine Antwort, deshalb öffnete sie die Tür mit ihrem Hauptschlüssel. Die Gemächer des Kriegers, die mit roten, orangenen und violetten Streifen bemalt waren, reflektierten seine Leidenschaft, Dinge zu sammeln. Im Moment war Rainer besessen von Varieté-Theatern, und die Programmzettel, Kostüme und Requisiten, die er zu mehreren kunstvollen Szenen zusammengestellt hatte, wirkten, als wäre ein Zirkus explodiert. Das Licht war nicht an, und der Raum wirkte leer, aber Rainers Duft, nach sonnenwarmen Erdbeeren, färbte die Schatten bunt.
»Sich zu verstecken, ist zwecklos«, sagte Jayr. »Ich kann dich riechen.«
»Geh weg«, erklang eine gedämpfte Stimme, die sie nicht genau orten konnte. »Ich ruhe mich aus.«
»Du bist beleidigt.« Wie alle Kyn konnte Jayr sehr gut in der Dunkelheit sehen, aber das Bett des verletzten Mannes war leer, und keines seiner anderen Möbel war groß genug, um ihn zu verstecken. »Wo bist du?«
Ein höfliches Hüsteln ließ sie aufblicken.
Rainer hing kopfüber von der Decke. Jemand hatte seinen bärenhaften Körper an einem um seine Knöchel geschlungenen Seil hochgezogen. Noch mehr Seil band ihm die Arme an den Seiten fest, und über seinem Kopf war ein schwarzer Sack befestigt, der sein Gesicht bedeckte.
Unter dem Sack sagte er: »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.«
»Gott weiß, das ist es nie.« Jayr ging zu der Stelle, wo das Seil befestigt war, löste es und ließ den Mann so weit herunter, dass sie ihn am Arm zu fassen bekam. Sie befreite ihn von dem Seil und dem Sack über dem Kopf. Getrocknetes Blut befleckte Rainers meerblaues Wams und seine grellgrüne Hose, aber wie es schien, waren seine Wunden bereits geheilt. »Wen hast du dieses Mal verärgert?«
»Ich kann es nicht sagen. Vielleicht wieder Gott.« Er stellte sich auf die Füße und drehte sich von ihr weg. »Hab Dank. Aber jetzt solltest du gehen und dich um wichtigere Dinge kümmern als mein Missgeschick.«
»Dein Missgeschick ist unterhaltsamer.« Jayr schaltete eine der Lampen ein und blickte sich im Raum um. Jemand hatte alles durchsucht und durcheinandergebracht. »Sag mir, wer dir das angetan
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