Darkyn: Für die Ewigkeit (German Edition)
Oberfläche ihrer Haut zu verharren schien. »Wo ist unser Lord?«
»Ich dachte, er wäre bei dir. Entschuldige mich, ich muss meine Frau suchen.« Harlech drehte sich um und lief hinter einer von Vivianas Mägden her.
Jayr ging durch die Menge der Gäste. Sie nickte denjenigen zu, die sie grüßten, war jedoch zu abgelenkt, um sich zu unterhalten. Suzerän von Lichtenstein, ein strammer Preuße mit einem roten Wams, auf das die Gestalt der Aphrodite gestickt war, fragte sie, ob sie wohl Lady Alexandra etwas von ihm geben könnte. Jayr nahm es entgegen und wusste, dass der Brief ein schlecht geschriebenes Gedicht enthalten würde und dass der Suzerän später zu ihr kommen und sie bitten würde, es zu verbrennen. Jayr und er hatten dieses Spiel der unerwiderten höfischen Liebe und der Botendienste im Laufe der Jahre schon oft gespielt.
Sie suchte sich einen leeren Tisch am anderen Ende des Raums und setzte sich, um den Tänzern zuzusehen.
Fein gekleidete Kyn bevölkerten die große Tanzfläche. Die Männer trugen elegante Anzüge und die Frauen Kleider in den Farben des Regenbogens. Der erste Tanz hatte begonnen, und lebhafte Musik erklang von einem Balkon, auf dem ein Ensemble aus Kyn-Musikern spielte.
Doch Byrne war nirgends zu sehen.
13
Harlech hatte noch nie nach seiner eigenen Frau gesucht, aber Verzweiflung über ihre lange Abwesenheit ließ ihm keine andere Wahl. Er durchkämmte den Ballsaal, bis er ihren Duft witterte und seiner Spur durch die Halle und bis zum Gästeflügel folgte. Dort benutzte er sein Talent, um auf ihre Stimme zu lauschen.
Sie kam nicht oft her, aber vielleicht hatte sie eine Freundin begleitet, um einen Saum oder einen Ärmel zu flicken. Für Frauen war so etwas während eines Balls eine Katastrophe.
Die Spur ihres Dufts endete vor Nottinghams Gemächern, aber selbst das erregte noch nicht Harlechs Misstrauen. Das Benehmen und die Kleidung des schwarzen Lords zeigten, dass er ein Stutzer war; er musste die arme Vivi zu sich befohlen haben, um ein Kleidungsstück anzupassen. Er hob die Hand, um zu klopfen, hielt jedoch inne, als er die Stimme des Italieners hörte.
»Das reicht nicht, Ana. Ich werde bekommen, was mir zusteht.«
Ana? Harlech hatte noch nie jemanden sie so nennen hören.
Seine Frau antwortete mit einer Stimme, die so verbittert und kalt war, dass Harlech fast glaubte, es wäre eine andere Frau, die da sprach. »Was glaubt Ihr, wer ich hier bin? Die Lady? Ich bin nur die Näherin. Ich habe Euch schon gesagt, was ich weiß. Ich habe getan, was ich konnte. Lasst mich in Ruhe.«
Nottingham machte ein Geräusch, das vielleicht ein Lachen war. »Du hast dir dein Gefängnis selbst gebaut.«
»Wie Ihr Euch Eures. Vergesst ihn und diese Sache, bevor es Euch zerstört.«
Die Verzweiflung in ihrer Stimme ließ Harlech zurückweichen. Er ging an der Wand entlang bis zu einer Nische unter einem Fenster, wo er nicht gesehen werden konnte. Bald danach trat Viviana in den Korridor. Ihre Röcke flogen, als jemand sie von hinten festhielt und herumwirbelte. Nottingham lachte darüber, dass Viviana mit ihren kleinen Fäusten auf seine Brust trommelte.
Harlech zog den Dolch aus seinem Gürtel und machte einen Schritt nach vorn, wollte den Italiener auf der Stelle erstechen, doch er verharrte in der Bewegung, als Nottingham sprach.
»Mein Blut fließt durch deine Adern, Ana. Meine Mutter war vielleicht deine Herrin, aber ich schuf dich so sicher wie Gott Eva.« Er fing ihre Faust auf, bevor sie sein Gesicht traf, und nahm sie in die Arme. Der heiße Lakritzduft des Anis, dunkel und verführerisch, verbreitete sich im Korridor. »Du verdankst mir dein Leben.«
»Meine Schuld Euch gegenüber wurde in der Nacht beglichen, in der ich Euch half, England zu verlassen, Mylord. Ihr könnt das nicht von mir verlangen.«
»Nein?« Nottingham berührte ihren Mund mit einer behandschuhten Fingerspitze. »Hast du unsere gemeinsame Nacht vergessen? Wie süß du dich mir hingegeben hast? Wie laut ich dich schreien ließ vor Lust?«
»Ich war noch Jungfrau.« Sie schlug ihn. »Ich werde niemals vergessen, wie Ihr mich benutzt habt.«
»Nicht einmal für Harlech?«
Viviana sackte in sich zusammen und schluchzte auf. »Bitte, um Gottes Willen, lasst mich gehen. Ich respektiere meinen Mann. Ich bin ihm treu. Ich liebe – «
Nottingham stoppte ihre Worte mit seinem Mund.
Harlech sah mit distanzierter, eisiger Verwunderung zu, wie seine Frau dem Kuss erst widerstand und dann die Arme um
Weitere Kostenlose Bücher