Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
Schlimmste, das Arnaud jemals getan hat?«
Cyprien dachte einen Moment nach. »Er trat den Templern bei, damit er nicht die Frau heiraten musste, die sein Vater als seine Verlobte ausgewählt hatte. Es hieß, sie habe große Besitztümer und eine beeindruckende Mitgift gehabt.«
»Dann ist er … unglaublich dumm?«
»Seine Verlobte hatte auch die Blattern und die Pocken.«
»Wow. Netter Vater. Aber verstehst du, was ich meine?« Alex legte die Stirn in ihre Hände. »Wie soll ich ein brauchbares Gegenmittel finden, wenn niemand mit mir über die Entstehung dieser Sache reden will? Ich werde nicht riskieren, zu irgendeinem menschlichen Experten zu gehen, nicht nach dem, was mit Leann passiert ist.« Leann Pollock, eine alte Freundin von Alex aus dem Friedenscorps, die ihr angeboten hatte, ihr Zugang zum Archiv der Seuchenschutzbehörde zu verschaffen, war für ihre Beteiligung an Alex’ Forschungen zu Tode gefoltert worden.
»Hab Geduld.« Cyprien stellte sich vor sie und strich mit einer seiner großen, sensiblen Hände über ihre wilden Locken. »Durch Geheimhaltung haben die Darkyn all diese Jahrhunderte überlebt. Du kannst nicht siebenhundert Jahre Erfahrung durch ein einziges Gespräch rückgängig machen.«
»Sie vertrauen mir nicht.« Alex brütete einen Moment vor sich hin. »Es liegt daran, dass es bei mir länger gedauert hat, wieder aufzuwachen, nicht wahr? Sie glauben nicht, dass ich echt bin.«
»Die Tatsache, dass die Verwandlung bei dir sieben Tage gedauert hat, macht vielen Sorgen«, gestand er. »Aber du bist der erste Mensch seit dem fünfzehnten Jahrhundert, der zu einem Darkyn geworden ist. Wir haben keine Vergleichsmöglichkeiten.« Seine Augen, helltürkis mit einem goldenen Ring, ruhten auf ihr. »Was verheimlichst du mir diesmal, Chérie ?«
Viele Dinge. Zum Beispiel ihre Gabe.
»Du weißt, dass ich nicht so viel Blut brauche wie du.« Sie bemerkte einen neuen Kratzer in ihrer Handinnenfläche und zeigte ihn ihm. »Offensichtlich heile ich auch nicht so schnell.«
Er nahm ihre Hand in seine und betrachtete die Wunde. »Wie lange dauert es, bis sie heilt?«
»Wenn es so ist wie beim letzten Mal, dann verschwindet sie in einer Stunde. Vielleicht in zwei.« Sie stieß ihn in die Rippen. »Hör auf, mich so anzusehen, als ob ich die Blattern und die Pocken hätte.«
Cyprien lachte nicht. »Du hast dich nur von menschlichem Blut ernährt? Du hast nicht schon wieder Selbstexperimente durchgeführt?«
»Blutgruppe-0-Einheiten, Güteklasse A, frisch aus dem Privatvorrat.« Sie versuchte, nicht an die Tatsache zu denken, dass er eine Blutbank gekauft hatte, um sie zu ernähren. »Ich habe mir nur für ein paar Blutproben in die Vene gestochen.« Als er protestieren wollte, schüttelte sie den Kopf. »Das kann man nicht vergleichen. Meine Mutation schreitet nicht so voran wie deine damals. Ich könnte irgendeine moderne Immunität haben, die das verhindert.«
Das gefiel ihm nicht. »Du bist eine Darkyn …«
»… aber bin ich unsterblich, so wie ihr anderen?« Weil sie es nicht wusste und den Ausdruck in seinen Augen nicht ertrug, glitt sie vom Tisch in seine Arme. »Darüber diskutiere ich nicht. Du bist jetzt der Boss. Du hast die Brüder, Tremayne und jeden geheimen Vampirclub in Amerika an der Backe. Ich bin Ärztin. Die Medizin muss mein Baby bleiben.«
»Scheint so.« Er fuhr mit dem Daumen über ihre Lippen. »Bist du für heute Nacht fertig?«
»Ja.« Sie grinste. »Ich habe ganz vergessen, dir die gute Nachricht zu sagen. Ich habe einen Weg gefunden, wie ich Jamys helfen kann.« Sie löste sich aus seiner lockeren Umarmung und griff nach der Forschungsakte auf ihrem Schreibtisch.
Alex zeigte Cyprien die Daten und Diagramme, die sie aus verschiedenen Medizinjournalen zusammengetragen hatte, die sich mit den neuesten Techniken in der plastischen Chirurgie befassten. »Als ich ihn zum ersten Mal untersuchte, dachte ich, die Brüder hätten seine ganze Zunge herausgerissen, aber bei meiner zweiten Untersuchung fand ich einen Stumpf mit intaktem Nervengewebe. Inzwischen sieht sie so aus.«
»Könnte sie nachwachsen?«, fragte Cyprien und sah sich das an, was sie aus dem Ordner zog.
»Nein, so weit reichen die Regenerierungskräfte der Darkyn nicht. Die gute Nachricht ist, dass ich ihm eine neue machen kann.« Sie hob den Arm und malte mit einem Finger einen Kreis auf die Innenseite, in der Nähe des Handgelenks. »Ich entnehme zwei Nervenstücke aus diesem Bereich. Ich
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