Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)
und zu trinken und einen Unterschlupf für den kommenden Tag zu finden, stellte dagegen eine gewisse Herausforderung dar.
Jamys wusste, dass er vorsichtig sein musste in diesem Land, das so anders war als seine Heimat Frankreich. Er fühlte sich auch unsicher, sich wieder so offen zwischen Menschen zu bewegen. Er traute Menschen nicht. Er traute überhaupt niemandem mehr.
Fühlte Thierry sich so? War er deshalb weggelaufen?
Sein Vater musste wissen, dass er gejagt wurde. Thierry kannte Michael Cyprien; wusste, dass dieser das Fehlen der Akte über Luisa Lopez entdecken würde. Zweifellos würde er auch wissen, dass Cyprien Thierrys Bewegungen von New Orleans nach Norden verfolgte. Warum Cyprien hinter ihm her war, verstand Thierry vielleicht nicht. Jamys hatte andere Gründe, warum er nach Chicago wollte. Er musste seinen Vater finden, bevor Cyprien es tat, oder noch mehr Darkyn würden sterben. Er war auch nicht sicher, was Cyprien mit seinem Vater tun würde, wenn er ihn fasste.
Sicher würde ein Bogenschütze seinen Pfeil nicht aus einem verwundeten Löwen ziehen, nur um ihn dann erneut auf ihn anzulegen.
Sein Vater und Michael Cyprien waren seit ihrer Kindheit befreundet. Thierry hatte oft Geschichten darüber erzählt, wie sie zusammen trainiert und gekämpft und ihren Schwur geleistet hatten. Sie waren zur Pilgerburg gezogen, um den letzten Teil des Heiligen Landes gegen die Heiden zu verteidigen. Sie waren sogar nur wenige Tage hintereinander gestorben und als Darkyn zurückgekehrt.
Cyprien kann ihn nicht umbringen, wenn er ihn nicht finden kann. Jamys brauchte die Darkyn nicht, um Thierry außer Landes zu bringen. Mithilfe seiner Gabe konnte er die Menschen dazu benutzen.
»Interessierst du dich für Baseball, Junge?«, fragte ihn Hal, und diesmal warf er ihm einen neugierigen Blick zu, der nach einer Antwort verlangte.
Jamys schüttelte den Kopf. Er fand, dass die modernen athletischen Wettkämpfe eine blasse, lächerliche Imitation des wahren Sports waren.
»Ich bin für die Cubs«, verkündete Hal und erklärte ihm während der nächsten dreißig Minuten die Gründe dafür.
Jamys wusste, dass sein Vater vermutlich wahnsinnig war, so wie alle sagten, und das machte ihn gefährlich. Dennoch war der Körper seines Vaters wieder gesund, und er war frei; vielleicht würde ihm das helfen, wieder zu Sinnen zu kommen. Dann würde Cyprien ihn nicht wieder in die Zelle im Keller sperren oder ihn in Kupferketten legen müssen. Oder »entscheiden, was mit ihm geschehen soll«.
Angst um Thierry begleitete Jamys auf seiner Reise, ein Umhang, der manchmal leicht war, manchmal erstickend.
Am Wahnsinn seines Vaters war Jamys genauso schuld wie Angelica. Ein Teil von ihm konnte die Tatsache noch immer nicht verkraften, dass sich seine Mutter gegen seinen Vater und ihr gemeinsames Kind gestellt hatte. Selbst nachdem er gehört hatte, wie sie versprach, einen weiteren Darkyn für die Brüder zur Strecke zu bringen, war Jamys vor Fassungslosigkeit wie gelähmt gewesen und sicher, dass es nur ein schrecklicher Scherz sein konnte. Aber um ihre eigene armselige Haut zu retten, hatte seine Mutter ihn, seinen Vater und den Rest der Durands in einen Folterkeller der Brüder gebracht, wo sie langsam sterben sollten.
Wie viele andere Kyn hatte seine Mutter sie den Brüdern gebracht, damit diese sie dann foltern konnten? Warum hatte Jamys seinen Vater nicht gewarnt, als er hörte, dass sie noch mehr von ihnen Schaden zufügen wollte?
»Mein Cousin ist für die Red Sox, der arme Kerl«, sagte Hal. »Einmal hat er sich so über sie aufgeregt, dass er den Fernseher in den Hof getragen und mit dem Hammer zertrümmert hat.«
Jamys war froh, dass seine Mutter tot war. Zu sehen, wie sie von Cypriens Sygkenis Alexandra Keller enthauptet wurde, hatte einen Teil dieser schlimmen Angelegenheit wieder in Ordnung gebracht. Die Menschen-Ärztin hatte so viel für sie getan. Jetzt war er an der Reihe. Er würde seinen Vater retten und Thierry und sich in den Augen der Kyn rehabilitieren.
Hals Auto war eine große, bequeme Luxuslimousine. Nach der ersten langen Nacht, in der er nur gelaufen war, hatte Jamys Lastwagen, die sich zu jeder Tages- und Nachtzeit auf den Straßen fanden, als Hauptbeförderungsmittel benutzt. Er war kurz vor Baton Rouge an einem auch nachts geöffneten Diner oben auf den ersten geklettert.
Als der Trucker am Straßenrand hielt, um für ein paar Stunden zu schlafen, war Jamys runtergeklettert und hatte
Weitere Kostenlose Bücher