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Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)

Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition)

Titel: Darkyn: Im Bann der Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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fand, vernünftige Länge und band das Haar mit einem Gummi hinten zusammen. Wenn es nicht plötzlich wuchs, was es manchmal ohne Vorwarnung während des Tages tat, dann ging er so als normaler männlicher Amerikaner durch.
    Wie die meisten Darkyn-Männer hatte er keinen Bartwuchs, also war Rasieren unnötig. Er war froh darüber, weil es ihn überfordert hätte, den elektrischen Rasierer zu benutzen, den der Hausherr zurückgelassen hatte.
    Die Kleidung stellte das nächste Problem dar. Thierry war kein kleiner Mann, und Mr Nelson war zwar ungefähr so groß wie er, wog jedoch offensichtlich gut fünfundzwanzig Kilo weniger. Nachdem er verschiedene Sachen anprobiert hatte, fand Thierry eine Hose mit Bügelfalte, die nicht hauteng saß, und ein Smokinghemd, das er bis zur Mitte der Brust zuknöpfen konnte. Er bedeckte beides mit einem von Nelsons knielangen Armani-Mänteln. Der saß an den Schultern zu eng, aber bei den kalten Temperaturen würde das niemand hinterfragen.
    Der halbe Tag war vergangen, als Thierry endlich das Licht ausmachte und sich auf dem zu weichen Bett im Schlafzimmer der Nelsons ausstreckte. Er sprang fast wieder heraus, als er sein Spiegelbild entdeckte, das ihn von der Decke aus anstarrte. Warum zur Hölle hatten sie da oben einen Spiegel aufgehängt? Zogen die sich auf dem Rücken liegend an?
    Damit sie sich sehen können, mein Lieber, schnurrte Angelicas Geist in seinem Kopf. Weißt du noch, dass ich auch immer einen wollte? Sich selbst beim Sex zuzusehen ist erotisch.
    Thierry rollte aus dem Bett, zog die dicken Decken herunter und legte sie auf den Boden außer Sichtweite des Spiegels. Er musste sich ausruhen und durfte nicht an sie denken. Er musste sich überlegen, wie er in Jema Shaws Haus gelangen konnte. Er hatte keine Zeit, seinem Wahnsinn zu frönen.
    Was wirst du tun, wenn du die Männer findest, die das Mädchen angegriffen haben? Wohin willst du gehen? Wer würde einen Wahnsinnigen in seiner Gesellschaft willkommen heißen?
    Michael hätte ihn töten sollen, solange er noch sein Gefangener war. Es hätte seinem unglückseligen Leben ein vernünftiges Ende gesetzt.
    Thierry schloss die Augen, legte die Hand um seinen Dolch und dachte an Jema Shaw. Er wusste nichts von ihr außer dem, was er in der Gasse mit ihr geteilt hatte. Sie war reich, krank und eine Freundin von Luisa. Das bedeutete vermutlich, dass sie ein freundliches Wesen besaß. Die Tatsache, dass er sie bereits als Nahrungsquelle benutzt hatte, unterstrich noch einmal, dass er sehr vorsichtig sein musste, was sie anging.
    Er durfte nicht noch einmal ihr Blut trinken, unter keinen Umständen.
    In der Dämmerung verließ er das Haus der Nelsons und ging zu dem Platz, wo er das gestohlene Auto versteckt hatte. Dann fuhr er zurück in die Stadt und schaffte es noch, ins Museum zu gehen. Draußen hatte es angefangen zu schneien, also zog Thierry drinnen seinen Mantel nicht aus. Ein junger Mann hinter einem Tresen in der Lobby war der Einzige, der ihn ansprach, und er bat ihn um fünf Dollar.
    »Haben Sie kein eigenes Geld?«, fragte Thierry überrascht.
    Der Angestellte runzelte die Stirn. »Das ist der Eintrittspreis, Sir.«
    Man musste natürlich bezahlen. Thierry vergaß, dass das eine Möglichkeit war, wie Menschen ihren Lebensunterhalt verdienten. Zum Glück hatte er bei den Nelsons das Geld gezählt, das er noch besaß, und konnte ihm einen Schein reichen, auf dem eine Fünf stand.
    »Danke.« Der Angestellte gab ihm ein Faltblatt, das dem ähnelte, das Thierry in dem Touristenbüro gefunden hatte. »Wir schließen in einer Stunde, Sir.«
    Er las das Faltblatt interessiert. Dieses zeigte eine Skizze der Innenräume. Von der Lobby aus konnte man offenbar in die großen Hallen und zu den besonderen Ausstellungen gehen.
    »Ist Miss Jema Shaw hier?«, fragte er den Angestellten.
    »Nein, heute ist Miss Shaws freier Abend.« Der junge Mann lächelte ihn zaghaft an. »Kann ich vielleicht jemand anderen rufen, der Ihnen weiterhilft?«
    Was für ein zuvorkommender junger Mann. Thierry erschauderte bei dem Gedanken, ihm zu erlauben, seine Familie und seine Schätze zu bewachen, und wurde dann von einem anderen Gedanken überwältigt. Meine Familie ist für mich verloren. Jamys, Liliette, Marcel. Alle verloren . »Das ist nicht nötig.«
    Thierry war nicht in der Stimmung, sechstausend Jahre alte Skulpturen, Krüge und Relikte zu bewundern, aber er musste zugeben, dass die Sammlung so beeindruckend war wie das Museum, in dem

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