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Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)

Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)

Titel: Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Dusche ging.
    Sie zog sich schnell aus und wusch sich, trocknete sich dann ab und schlüpfte in eine Jeans und ein dunkles T-Shirt aus der Tasche. Sie sah auf der Karte nach, auf der sie die Route von Georgia nach Texas markiert hatte; es würde eine lange Fahrt von Atlanta werden, aber sie würde sicher von den Sicherheitskameras am Flughafen aufgenommen werden, deshalb konnte sie es nicht riskieren, in Georgia zu bleiben, nicht mal für einen Tag. Ihr Zopf war nass geworden, aber sie hatte keine Zeit, sich die Haare zu trocknen. Sie überlegte, ob sie ihn abschneiden sollte, um ihr Aussehen noch weiter zu verändern, aber es war besser, das erst zu tun, wenn sie sich in der Toilette am Flughafen noch einmal umzog.
    Liling war noch nie gezwungen gewesen, so schnell zu handeln, aber sie war immer auf die Möglichkeit vorbereitet gewesen. Chen Ping, die Neunzigjährige in San Francisco, die sie aufgenommen hatte und ihre Lebensretterin gewesen war, hatte ihr ihre Geschichte geglaubt. Es war Mrs Chen gewesen, die ihr beigebracht hatte, immer vorbereitet zu sein.
    »Diese bösen Männer glauben, du bist tot « , hatte die alte Dame gesagt. »Wir können dich hier in Chinatown verstecken, bis sie aufhören, dich zu suchen, aber geh nicht nach draußen .«
    Mrs Chen hatte ihren vielen Freunden erzählt, dass Liling nach Amerika gekommen war, um einer Verhaftung wegen Protesten gegen die chinesische Regierung zu entgehen. Die Leute in Chinatown verehrten die alte Dame, deshalb statteten sie Liling gerne mit einer Reihe von Pässen und Dokumenten aus. Andere hatten Verwandte, die als Übersetzer für die Einwanderungsbehörde arbeiteten, und nach ein paar Jahren hatten sie ihr eine ausländische Geburtsurkunde und Papiere besorgt, mit deren Hilfe sie amerikanische Staatsbürgerin werden konnte.
    Liling war bei der alten Dame geblieben und hatte sich um ihr Haus und den kleinen Garten gekümmert, bis Mrs Chen eines Nachts ganz friedlich im Schlaf gestorben war. Nach der bescheidenen Beerdigung hatte Liling entdeckt, dass die alte Dame ihre gesamten Ersparnisse Liling hinterlassen hatte, um ihr dabei zu helfen, ein neues Leben zu beginnen.
    »Chen Ping hat mir erzählt, dass Sie die Tochter ihres Herzens gewesen sind « , hatte der Anwalt der überraschten Liling erklärt, als er ihr den beglaubigten Scheck gab. »Sie bat mich, Ihnen zu sagen, dass Sie nicht um sie trauern, sondern glücklich sein sollen .«
    Das Geld war ein letztes Geschenk gewesen, eines, das es ihr ermöglichte, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Es war Liling schwergefallen, ihren Freunden aus Chinatown Lebewohl zu sagen und sich allein auf den Weg zu machen, aber ohne Mrs Chen, die ihre Anwesenheit verheimlicht hatte, wusste sie, dass sie die anderen nur in Gefahr brachte.
    Liling besaß absichtlich nur billige Haushaltsgeräte, Möbel und wenig Kleidung in ihrer Wohnung – nichts, was sie noch holen und mitnehmen musste. Sie hatte ihr Erbe auf drei große Banken aufgeteilt und außerdem in verschiedenen Staaten große Geldsummen in bar in Bankschließfächer gelegt.
    So, wie sie es mit allen Autos machte, die sie besaß, hatte sie ihren Ford Focus bar bezahlt und unter falschem Namen angemeldet; wenn man ihn verlassen am Flughafen fand, dann würden sie ihn nicht zu ihr zurückverfolgen können. Als Teil ihrer Vorbereitung besorgte sie sich immer schon einen Führerschein und Papiere auf den Namen, den sie als Nächstes annehmen würde. Wenn sie ihr Ziel erreichte, würde sie nicht länger Liling Harper, sondern Lian Hart sein.
    Nein, erinnerte sie sich, sie würde schon ihr Flugticket als Lian Hart kaufen müssen. Liling Harper musste in Chicago sterben.
    Sie wollte das Telefon im Schwesternzimmer benutzen, um am Flughafen anzurufen, blieb jedoch stehen, als sie einen dunkelhaarigen Mann in einem langen schwarzen Mantel sah.
    »Dann ist Miss Harper also schon gegangen « , sagte er gerade. Ein ausgeprägter italienischer Akzent war in seiner kalten Stimme zu hören. »Hat sie gesagt, wo sie hinwollte ?«
    Liling zog sich leise zurück und lief durch den Flur zu Luisa Lopez’ Zimmer.
    »Du bist spät dran heute « , sagte Luisa, als Liling hereinkam und schnell die Tür schloss. Ihre haselnussbraunen Augen registrierten die Tasche. »Willst du irgendwohin ?«
    »Luisa, weißt du noch, dass ich dir gesagt habe, dass ich eines Tages vielleicht gehen muss ?« Liling ging zum Bett. »Ich muss heute gehen .«
    Luisa sah erschrocken aus. »Was

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