Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)
etwas anderes zu tun, als die Nase zu beleidigen. Aber die meisten Kyn registrierten Veränderungen im menschlichen Duft und nutzten das, um deren emotionalen Zustand zu beurteilen. Durch Angst wurde ihr Geruch säuerlich, Hass ließ sie faulig riechen.
Alexandras Bruder benahm sich seit seiner Rückkehr aus Irland komisch, aber eine wirklich verstörende Veränderung war aufgetreten, die sich weder Cyprien noch Philippe erklären konnten.
John Kellers Geruch war nicht mehr da.
»Alexandra jagt nicht, und sie ist mit anderen Dingen beschäftigt, wenn sie mit ihrem Bruder zusammen ist « , sagte Philippe. »Sie würde den Unterschied nicht bemerken .« Er zögerte. »Meister, könnte er versuchen, es zu verbergen, indem er sich nicht wäscht und so schmutzige Sachen trägt ?«
»Woher sollte er wissen, wie er es verstecken soll ?« Cyprien rieb sich über die Augen. »Du wirst ihn nicht mit ihr allein lassen, bis ich entschieden habe, was zu tun ist .«
»Sie liebt ihn « , sagte Philippe, während sie zurück zur Suite gingen. »Vielleicht solltet Ihr es ihr jetzt sagen, bevor wir handeln müssen .«
Cyprien blickte auf den Kellner, der einen riesigen Servierwagen zu ihrer Suite schob. Dutzende von vollen Tellern standen darauf. »Noch nicht, mein Freund .«
Die lange heiße Dusche belebte John. Als er sich abtrocknete, bemerkte er, dass sein verwilderter, zotteliger Bart an den Wangen dünner wurde. Kein Wunder, dass der Penner in der Stadt ihn für einen obdachlosen Trinker gehalten hatte.
Hightower würde erwarten, ihn mit einem Bart zu sehen, dachte John. Er holte eine Nagelschere aus dem großen Korb mit Toilettenartikeln, den das Hotel bereitgestellt hatte, und trimmte den Bart kurz, dann rasierte er sich den Rest ab.
Er fand einen neuen Anzug und ein Hemd in seiner Größe in einer Plastikhülle am Fußende des Bettes, ebenso Boxershorts, Socken und Schuhe. Er musste nicht auf die Etiketten sehen, um zu wissen, dass es maßgeschneiderte Kleidung war; die Kyn zogen nichts von der Stange an. Einen Moment lang war er versucht, sich die Sachen wieder anzuziehen, die er getragen hatte – sie waren vielleicht dreckig und billig, aber sie gehörten ihm –, bis er sah, dass sie verschwunden waren.
Alex goss gerade Kaffee in eine elegante Porzellantasse, als er aus dem Schlafzimmer kam. »Du hättest ein Mädchen werden sollen. Du brauchst Ewigkeiten im Bad .« Sie blickte auf, und die Tasse schwankte in ihrer Hand. »Heilige Scheiße, was ist mit dem Bart passiert ?«
»Es wurde Zeit, ihn loszuwerden .« Er rieb sich über das Kinn. »Fühlt sich ein bisschen komisch an .«
»Ich erkenne dich kaum wieder. Herrje, wie viel hast du abgenommen ?« Als er mit den Schultern zuckte, deutete sie auf den Tisch. »Komm her und greif dir eine Gabel, Kumpel .«
»In einer Minute. Habt ihr Jaus in Chicago erreicht ?« , fragte er und ging zu der Glastür, die auf den Balkon führte.
»Val ist für zwei Tage nach Atlanta geflogen, aber sein Tresora sagte, dass er am Freitag zurück ist .« Sie kam zu ihm und schloss die Vorhänge, die er gerade geöffnet hatte. »Entschuldige, aber vom Sonnenlicht brennen meine Augen .«
»Tut mir leid, hatte ich vergessen .« Er ging zum Tisch, dann blieb er abrupt stehen. Teller bedeckten jeden Zentimeter des Tisches, und auf ihnen lag genug Essen für ein ganzes Holzfällercamp. »Mein Gott, Alexandra. Das kann ich nicht alles essen .«
»Ich wusste nicht, was du willst, also habe ich alles von der Karte bestellt .« Sie funkelte ihn böse an. »Und jetzt sieh mich nicht mit diesem Was-ist-mit-den-hungernden-Kindern-in-Afrika-Blick an. Du hast Hunger .«
Nach dem Vorfall mit dem Penner nahm ihm die Menge an Essen den wenigen Appetit, den er hatte. »Du hättest mich einfach fragen können, was ich will .«
»Stimmt « , sagte sie. »Ich sag dir was: Ich werde alles, was du übrig lässt, einpacken und an das nächste Obdachlosenheim schicken lassen. Okay ?«
Das würde sie tun. Alex mochte sich verändert haben, aber sie wusste noch, wie es war, wenn man Hunger hatte. »Okay .«
Sie reichte ihm den Kaffee. »Fang an .«
Liling saß zusammengesunken auf dem Sessel und murmelte im Delirium etwas vor sich hin. Valentin wusste, dass Blutverlust Menschen in einen Schockzustand versetzen konnte, aber ihre Haut fühlte sich heiß an, und sie hatte gesagt, ihre Wunde würde brennen. Die anderen zusammenhanglosen Dinge, die sie gesagt hatte, waren genauso unheilvoll gewesen.
Er
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