Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)
konnte sich jetzt keine Gedanken über den Mann machen, der ihr solche Angst machte, dass sie lieber sterben wollte, als ihm zu begegnen. Er musste das Flugzeug landen, bevor sie verblutete.
Sein Handy klingelte, und Gregor teilte ihm mit, dass er das Telefon jetzt an Jonas Frank weitergeben würde, einen der Ersatzpiloten.
»Sprechen Sie schnell « , sagte Jaus zu Frank. »Die Verbindung kann jederzeit abreißen. Sagen Sie mir, wo der nächste Flughafen ist und wie ich das Flugzeug landen kann .«
»Sir, wenn die Angaben, die Sie Ihrem Assistenten genannt haben, korrekt sind, dann haben Sie nicht mehr genug Treibstoff, um einen Flughafen zu erreichen « , erklärte ihm Frank offen. »Sie müssen eine Notlandung machen. Gehen wir noch mal durch, was Sie tun müssen, um das Flugzeug sicher zu landen .«
Jaus hörte zu, während ihm der Pilot Schritt für Schritt erklärte, wie man die Instrumente für die Landung benutzen musste. Er wiederholte alles, und Frank war zufrieden.
»Die Leitung wird schwächer. Suchen Sie sich eine Lichtung oder eine leere Straße für die Landung « , sagte der Pilot. »Wir entsenden einen Suchtrupp und … « Die Leitung war tot.
Valentin versuchte noch einmal anzurufen, entdeckte jedoch, dass sein Akku leer war.
Sturmwolken sammelten sich um das Flugzeug, und es fing an zu hageln. Er ging tiefer, um die Maschine aus den Flughöhen der Linienmaschinen zu bringen, denn er konnte keine Funkdurchsagen empfangen, die ihm sagten, dass er den Kurs ändern sollte. Draußen war noch immer Nacht, aber Jaus’ Kyn-Augen konnten das Land unter ihnen gut sehen.
Wo immer der Pilot sie hingeflogen hatte, sie waren über einem scheinbar unbewohnten Gebiet mit Wäldern, Flüssen und Seen. Keine Stadt und keine Häuser waren in Sicht, was seine Enttäuschung verstärkte. Er konnte nicht in einer verlassenen Gegend landen. Liling musste in ein Krankenhaus gebracht werden.
Der Sturm peitschte dem Flugzeug Regen entgegen und ließ es unter heftigen Windstößen erzittern, während gleichzeitig das Warnlicht auf der Tankanzeige anfing zu blinken. Einige Meilen vor ihnen sah er eine schmale, aber freie Fläche vor einem großen See und beschloss, dass das sein Landeplatz werden würde. Er schaltete den Autopiloten ab und ging in den Sinkflug.
Er drosselte das Tempo und steuerte die Instrumente, folgte genau den Anweisungen, die der Pilot ihm gegeben hatte. Er war sich bewusst, dass ein Fehler zu einem Desaster führen würde, und blickte hinüber zu Liling. Sie war bereits schwer verletzt durch die Kugel, die seinen Körper durchschlagen hatte.
Er würde das Flugzeug nicht abstürzen lassen. Er würde ihr junges Leben nicht auslöschen.
Die Wiese war nicht als Landeplatz gedacht, und das Flugzeug ruckelte und bockte, als das Fahrwerk den Boden berührte. Er schaltete die Bremsen ein und versuchte, die Maschine so schnell er konnte zum Stehen zu bringen, weil er den See drohend näher kommen sah.
Es war nicht genug Platz da, wie ihm zu spät klar wurde, und im letzten Moment löste er den Gurt, sprang auf die andere Seite und schützte Lilings Körper mit seinem.
Ein furchtbarer Ruck ging durch das Flugzeug, als die Wiese zu Ende war und es über das Ufer in den See rutschte. Die Fenster des Cockpits implodierten, und Wasser strömte durch die kaputten Scheiben herein. Ein Rahmen löste sich und knallte in Jaus hinein, riss ihn von der jungen Frau weg. Die Wasserwelle, die in die Kabine eindrang, zog ihn in die Dunkelheit.
10
Wasser, das in ihre Nase eindrang, ließ Liling abrupt erwachen. Das Innere des Cockpits wurde von dunklem, kaltem Wasser geflutet. Sie löste den Gurt und sah, als sie sich umdrehte, die Leichen des Piloten und des Kopiloten in Richtung Flugzeugdecke treiben. Sie bemerkte den Schimmer von goldenen Haaren, schob sich aus dem Sitz und tauchte in das Wasser.
Jaus trieb leblos unter der Oberfläche und blutete aus tiefen Schnitten auf seinem Gesicht und seinen Händen.
Eine Flut von Luftblasen entwich aus Lilings Mund, als sie, ohne nachzudenken, seinen Namen rief. Sie schwamm nach oben zu der immer kleiner werdenden Luftblase, keuchte, während sie ihre Lungen erneut füllte, dann tauchte sie ein zweites Mal. Sie wandte den Blick von seinem Gesicht ab und riss an den umgefallenen Gegenständen, die seinen Körper gefangen hielten.
Sie brauchte drei Anläufe, bis sie den Haufen Schrott bewegt hatte und in der Lage war, ihn zu befreien. Sie legte einen Arm um seine Brust
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