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Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)

Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)

Titel: Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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stellte ihn neben die Couch. Liling zitterte unter der Decke. Er entledigte sich seiner nassen Sachen und zog die Patchworkdecke zurück, hob Liling hoch und schob seinen Körper unter ihren. Er drehte sie in seinen Armen um, hielt sie fest und wünschte sich, ein Mensch zu sein, damit er sie besser hätte wärmen können.
    »Wir sind jetzt in Sicherheit « , sagte er und rieb sie mit den Händen, um die Blutzirkulation anzuregen. Er spürte, wie die Wärme des Heizlüfters durch die Decke drang. »Kannst du mich hören, Liling? Wir sind in Sicherheit .«
    Das war eine Lüge; sie waren nicht in Sicherheit. Er hatte kein Telefon oder CB -Funkgerät in der Hütte gesehen; er konnte niemanden kontaktieren. Sie waren allein in einer unbewohnten Gegend. Sie hatte eine Kugel im Körper und eine Menge Blut verloren, sowohl dadurch, dass er von ihr getrunken hatte, als auch durch die Wunde. Er konnte von Glück sagen, wenn er es schaffte, dass sie bis zum Morgen überlebte.
    Nein, sie würde überleben. Er würde dafür sorgen, dass sie es tat. Sie hatten auf unglaubliche Weise überlebt. Sie war jung und stark. Sie hatte ihn aus dem Wasser gezogen. Sie würden das hier überleben, und er würde sie in Sicherheit bringen.
    Er musste es, denn hier war es nicht sicher.
    Valentin schloss die Augen und hielt sie ganz fest. Er hatte so viel von ihrem Blut getrunken, dass er ein paar Tage durchhalten konnte, aber bald würde sein Körper die einzige Nahrung verlangen, die er aufnehmen konnte: menschliches Blut. Wenn er nichts trank, würde er schwächer werden, aber nach einiger Zeit würde sein Körper nach Blut verlangen. Dieses Bedürfnis würde mit jedem Tag stärker werden und irgendwann sein ganzes Denken beherrschen. Wenn das passierte, hatte er keine Wahl mehr. Dann würde er das Blut trinken, das er finden konnte.
    Sie waren hier nicht sicher, weil keine anderen Menschen hier waren, von denen er sich ernähren konnte.
    Nur Liling.
    Liling stand am See und beobachtete die Schwäne. Sie glitten über die glatte Oberfläche, ruhig und zufrieden, still wie das Mondlicht.
    »Sie sind wunderschön .« Martha Hopkins stellte sich neben sie. »Er ist da, um dich zu holen .« Sie deutete auf eine Holzhütte unter Kiefern. Im Türrahmen stand ein Mann, aber nicht der, den sie fürchtete. »Genau wie der andere. Wen wirst du diesmal töten, Lili ?«
    Sie sah Feuer in der Gestalt eines Körpers auf der Oberfläche des Sees. Wenn die Schwäne zu nahe heranschwammen, gingen sie in Flammen auf und versanken im Wasser.
    Das Gleiche würde mit dem Mann passieren, der dort stand und sie beobachtete. »Ich werde weglaufen .«
    »Wie du es immer tust .« Martha nickte und stimmte ihr zu. »Aber das Feuer wird nicht sterben .«
    Liling ging zu der Hütte, aber der Mann schien verschwunden zu sein. Drinnen sah sie eine Reihe von schmalen, sich nach oben windenden steinernen Korridoren, die nur von rauchenden Fackeln erhellt wurden. Blaue und grüne Efeublätter, die sich um den runden Türbogen rankten, ließen ihn wie eine Gartenlaube aussehen, aber sie erkannte Spinnennetze im Efeu und hörte kleine Wesen in der Dunkelheit hinter dem Torbogen rascheln.
    »Ist jemand hier ?« , rief sie, und ihre Stimme hallte in einem Echo hundertfach wider.
    Als keine Antwort kam, trat sie in den Bogen. Nichts sprang sie an. Die Fackeln waren tot, aber sie konnte Pflanzen, Wasser und Blumen riechen.
    »Dämonenland « , sagte Martha und hakte sich bei Liling ein. »Du solltest es wiedererkennen. Hier haben sie dich gezeugt .«
    Liling war schon Schlimmeres unterstellt worden. »Wir waren keine Dämonen. Wir waren Kinder des Windes, des Feuers, des Wassers und der Erde .« Das hatte Mrs Chen gesagt.
    »Du hast so viel vor dieser alten Frau versteckt .« Martha wandte sich um und blickte auf eine Bank, auf der viele Tontöpfe voller grauer Pflanzen mit winzigen weißen Blüten standen. »So, wie du dich vor ihm versteckst .«
    Sie dachte an die anderen, die in dem Sturm umgekommen waren. »Ich wollte das nicht. Ich wusste nicht, dass das passieren würde .«
    »Unwissen ist keine Entschuldigung .« Die Krankenschwester drehte sich um und ging.
    Liling folgte Martha in ein Treibhaus, sah jedoch nur Grau und Weiß. Die Blumen wurden größer, bis sie Kamelien waren; nur wirkten die Blüten welk und verunstaltet. Winzige Würmer krochen in und aus Löchern, die sie in die Blütenblätter gefressen hatten.
    »Gefallensiedirnicht ?«

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