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Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Titel: Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Keller, ich kann Ihnen jetzt aus tiefster Überzeugung versichern, dass es hier keine solche Frau gibt. Ich hätte sie bemerkt.« Stoss’ Kichern verwandelte sich in einen mitfühlenden Blick. »Die Entsagung, die mit der Ausbildung verbunden ist, kann dem Verstand Streiche spielen. Sie müssen das jetzt hinter sich lassen, denn Sie werden in ein paar Tagen nach Amerika reisen.«
    John hatte sogar ein paar Stunden lang akzeptiert, was der Kardinal behauptete, bis er sich waschen ging und die langen, schmerzhaften Striemen auf seiner Brust entdeckte. Die Spuren von getrocknetem Sperma unter seiner Vorhaut. All das hätte man irgendwie erklären könne n – er konnte sich selbst mit den Nägeln verletzt und im Schlaf ejakuliert habe n – , aber es gab einen letzten, vernichtenden Beweis. Er fand halbrunde Schnitte auf seinem Schaft, zusammen mit einigen kurzen Kratzern. Die Schnitte und Kratzer waren beinahe identisch mit denen, die das Mädchen im Rio ihm gemacht hatte, deshalb wusste er genau, was es war: Fingernagelabdrücke. Zahnabdrücke.
    Einer der Diakone von St. Luke holte John am Flughafen ab und brachte ihn ins Pfarrhaus. Er war ein freundlicher Mann, der unentwegt über sein persönliches Hobb y – die Orchideenzuch t – redete, sodass John nicht viel Konversation betreiben musste. Er wusste, wer im Pfarrhaus auf ihn wartete.
    »Eure Exzellenz.« John sank auf die Knie und küsste August Hightowers Ring.
    »Ich habe mir die Freiheit genommen, Mrs Murphy für heute nach Hause zu schicken«, sagte Hightower. »Setz dich, setz dich.« Er goss eine Tasse Tee ein und gab sie John. »Zuerst möchte ich dir zu deinem Erfolg in Rom gratulieren. Ich bin stolz darauf, dich in unserem Orden zu wissen.«
    »Ich werde dort nicht lange bleiben.« Johns Augen brannten, während er die Tasse mit tauben Händen festhielt. »Ich muss mich der Polizei stellen. Ich habe Sünden begangen, schreckliche Verbrechen. Der Kardinal glaubt, ich hätte mir das eingebildet, aber ich habe Beweise.« Er beugte den Kopf. »Ich möchte Ihnen alles beichten, Eure Exzellenz, bevor ich mich den Behörden stelle.«
    Hightowers Lächeln verschwand, und er murmelte ein kurzes lateinisches Gebet. »Also gut, mein Sohn. Sag mir alles.«
    Es strömte aus ihm heraus: die Ausbildung, die Entbehrungen, der Schrecken des Mordes an dem Vampir. Die Versuchung durch Schwester Gelina, der Mordversuch von Tacassi. Von einer Frau angegriffen zu werden, die aussah wie Schwester Gelina und gleichzeitig wie die junge Hure aus Rio. Der plötzliche Wutanfall, die brutale Vergewaltigung. Selbst das Vergnügen, das der Akt ihm bereitet hatte. Als John alles gebeichtet hatte, war seine Stimme nur noch ein angestrengtes Flüstern.
    »Du hast diese Kratzer noch auf deinem Körper?«, fragte Hightower.
    Musste er sie dem Bischof zeigen? Das wäre die endgültige Demütigung. Hier, Eure Exzellenz, sehen Sie diese Bissmale auf meinem Penis . »Ja.«
    »Das ist Beweis genug für mich und Gott, John.« Hightower legte seine Fingerspitzen aneinander. »Eines möchte ich dazu jedoch noch sagen. Falls dies keine Halluzination war, die durch Stress und Drogen ausgelöst wurde, dann glaube ich, dass du derjenige warst, der vergewaltigt wurde.«
    John zuckte zusammen. Sein Ellbogen stieß gegen die Teetasse, die er abgestellt hatte, und ließ sie auf den Boden fallen. Die Tasse zerbrach, und lauwarme Flüssigkeit spritzte auf seine Hosenaufschläge.
    »Ein Mann kann nicht vergewaltigt werden.« War das seine Stimme, dieses Knurren wie das eines Hundes?
    »Geh in irgendein Gefängnis in Amerika, und du wirst herausfinden, dass das nicht stimmt.« Hightower legte seine Hand auf Johns Schulter. »Du hast mir erzählt, dass diese Frau zu dir kam. Sie hat dich unter Drogen gesetzt. Sie ist auf dich gestiegen, als seiest du ein geistloses Tier. Sie hat dir wehgetan. Sie wollte dich in ihren Körper zwängen. Hast du mal darüber nachgedacht, dass das, was du getan hast, eine Form von Notwehr war? Hast du dich nicht auch gewehrt, als du und Alexandra obdachlos wart?«
    »Damals war ich ein Junge.« John schloss die Augen und dachte an die Prostituierten, die er beobachtet hatte, den Sex in Hinterhöfen, dem er zugehört hatte. Die Bedürfnisse, die ihn angeekelt und bis ins Mark beschämt hatten. »Heute bin ich ein Priester.«
    »Ich könnte jetzt einen Streit darüber anfangen, ob diese Zustände sich gegenseitig ausschließen oder nicht«, sagte der Bischof zu ihm, »aber das

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