Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
geht es Ihnen gut.«
»Nicht dank Ihnen.« Alex betrachtete all die neuen Wachen. Ungefähr ein Dutzend standen an den Ein- und Ausgängen, und sie trugen großkalibrige Waffen. Sie sahen allesamt aus wie Killer, deshalb konnten die Gedanken von jedem von ihnen gekommen sein. »Was hat es denn mit dem Nationalgardetrupp auf sich, Mike? Ich habe nicht mehr so viele Waffen gesehen, seit ich das letzte Mal auf dem Flughafen in D.C. umsteigen musste.«
Elianes Gesichtsausdruck wurde verständnislos. »Wer ist dieser Mike?«
»Sie nennt mich so, Tresora .« Cyprien klang nicht beleidigt. »Die Wachen sind eine kleine Vorsichtsmaßnahme. Thierry und die anderen sind entkommen, aber ihre Folterer wurden dabei getötet. Ihre Kameraden wollen Rache, und sie jagen immer noch nach ihnen.«
Alex blickte finster drein. »Mein Gott, gibt es eigentlich irgendjemanden, der nicht wütend auf euch ist?«
Er sagte etwas auf Französisch zu Eliane, die daraufhin das Haus verließ.
»Wir werden uns hier drin unterhalten, Alexandra.« Er führte sie in einen eleganten Salon, der mit auf Hochglanz polierten Antiquitäten eingerichtet war. Alles war in blassem Grün und Rosa gehalten, und es gab genug Streifen und Blumen und überladenen Nippes, dass ein Liebhaber moderner Innenarchitektur davon Schaum vorm Mund bekommen hätte. »Möchtest du etwas trinken?«
»Nein danke.« Alex setzte sich nicht, sondern legte ihren Arztkoffer auf die nächste flache Oberfläche, öffnete ihn und holte ihre Spritzen mit Kupferspitze und einen Beutel Plasma heraus, den sie mit kalten Gelkissen kühlte. »Ich habe mir selbst etwas mitgebracht.«
Nimm deine Hände von ihr. Hass, der wie Gallenflüssigkeit aufstieg. Angel, Angel. Bittere Tränen. Ich werde euch umbringen .
Die Gedanken kamen diesmal so stark, dass Alex beinahe schwankte.
»Stimmt etwas nicht?«
Aufreißendes Fleisch. Bringe euch alle um. Brechende Knochen.
Angel!
»Nein.« Wenn sie diese Gedanken empfangen konnte, dann sollte sie auch in der Lage sein, sie auszublenden. Alex stellte sich ihr Gehirn sofort umgeben von hohen, dicken Steinwänden vor. Zu ihrer Erleichterung wurden die Gedanken schwächer und verschwanden schließlich.
»Du siehst blass und geschwächt aus.«
Seit Alex Fangzähne gewachsen waren, versuchte sie verzweifelt, ihre Symptome unter Kontrolle zu halten und die Veränderungen zu verlangsamen, die in ihrem Körper passierten. Das Hauptproblem war, dass sie Blut zum Überleben brauchte. Weil ihr Magen nicht mehr arbeitete und ihr Verdauungssystem sich radikal verändert hatte, war Blut wahrscheinlich die einzige Sache, die sie noch verdauen konnte. Sie hasste diese Abhängigkeit, aber sie ging damit auch pragmatisch um. Die mutierten Pathogene in ihrer Blutbahn verschlangen normale Blutzellen wie Süßigkeiten, und wenn es keine gab, dann ernährten sie sich von Fett und Muskelgewebe. Ohne frisches Blut würde der Prozess, der in ihr stattfand, sie im wahrsten Sinne des Wortes bei lebendigem Leibe auffressen.
Experimente hatten gezeigt, dass sie von einer Injektion von 100 Milliliter Plasma einmal pro Tag und 50 Milliliter Vollblut einmal pro Woche gut leben konnte. Es spielte auch keine Rolle, welche Blutgruppe sie benutzte, solange das Blut von Menschen stammte.
Sie hatte kein Problem damit, sich vor Cyprien eine Spritze zu setzen, der ihr, nachdem er die Tür geschlossen und verriegelt hatte, fasziniert zusah.
»Warum benutzt du Nadeln?«
»Weil ich nicht mit einer Tropfstange rumlaufen will«, murmelte sie, während der belebende Effekt der Injektion sich in ihrem Körper ausbreitete. Nach einer Plasmaspritze fühlte sie sich wie nach einem guten Essen; Vollblut war mehr wie ein köstlicher Käsekuchen. Es war irgendeine chemische Reaktion der Pathogene, die bei der Absorbierung des frischen Blutes ausgelöst wurde. Sie hasste diesen Teil; sie wollte sich nicht gut fühlen. Sie nahm ihre übrigen Reserven heraus; die Eisbeutel darum waren halb geschmolzen. »Kann ich die hier in einen Kühlschrank legen, damit sie nicht schlecht werden? Ich habe eigentlich keine Lust, heute noch eine Blutbank zu überfallen.«
Cyprien nahm sie ihr ab, ging zur Tür und gab sie jemandem, der dort wartete. »Ich kann für dich sorgen, während du hier bist. Es ist meine Pflicht als dei n … «
»Sag ja nicht Meister , sonst schlage ich dich.«
Er schenkte ihr ein unergründliches Lächeln. »Dein Gastgeber.«
»Ich kann mir meine eigenen Schüsse besorgen,
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