Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
Zustand geführt hatte, der seinen Körper langsam veränderte. Er würde den Brüdern niemals erlauben, ihn noch einmal gefangen zu nehmen.
»Mylord«, eine der Wachen blickte durch das Fenster der Bordtür, »er kommt.«
Bruder Cesare Tacassi war noch ein Teenager gewesen, als Richard ihn rekrutiert hatte, um die Bruderschaft zu infiltrieren. Tacassis Onkel war ein kleiner Archivar innerhalb des Ordens gewesen und hatte seinen Neffen gerne unterstützt, ohne jemals zu ahnen, dass Cesare einer von Richards Tresori war.
»Deine Nachricht klang so, als ginge es um etwas Wichtiges, Cesare.« Richard deutete auf eine der Sitzreihen, die weit genug entfernt war, um den Priester möglichst wenig von seinem Gesicht sehen zu lassen. »Setz dich und sag mir, was passiert ist.«
Tacassi öffnete seinen Aktenkoffer und holte eine Mappe heraus. »Das sind alle Informationen, die die Brüder über Alexandra Kellers Bruder John gesammelt haben.«
»Ich weiß von dem Priester.« Richard machte keine Anstalten, die Mappe von Tacassi entgegenzunehmen.
Der Priester gab sie einem der Leibwächter. »Vater Keller kam vor zwei Monaten nach Rom, als seine Schwester verschwand. Er wurde von seinem Mento r – Erzbischof Hightowe r – und Kardinal Viktor Stoss überredet, sich von der Bruderschaft ausbilden zu lassen. Im Moment erholt er sich von der Tortur in La Lucemaria.« Tacassi starrte auf den Boden. »Sie wollen Dr. Keller durch ihn für die Bruderschaft rekrutieren, glaube ich. Sie ist das eigentliche Ziel.«
»Die plastische Chirurgin?« Richard dachte darüber nach. »Warum würde unser alter Freund Kardinal Stoss sich wegen etwas so Unwichtigem die Hände schmutzig machen?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Tacassi. »Ich habe versucht, mehr herauszufinden, aber er weigert sich, darüber zu sprechen, und wenn ich ihn zu sehr bedränge, wird er misstrauisch.«
»Dieser Priester, Keller, ist ihre einzige Verbindung zu ihr. Du wirst zurückgehen und ihn töten.«
Tacassi nickte. »Und die Schwester?«
Richard beugte sich vor und sah zu, wie die Farbe aus der Haut des Priesters wich. »Um Dr. Keller werde ich mich kümmern.«
14
John konnte sich kaum noch an seine ersten Tage auf der Krankenstation von La Lucemaria erinnern. Er war in ein Zimmer gebracht worden, wo seine zerschundenen Füße und Wunden behandelt wurden, und dann in ein weiteres, wo man ihm aus der zerrissenen Kutte half, ihm wie einem kleinen Jungen einen gestreiften Pyjama anzog und ihn ins Bett steckte. Keiner der Mönche, die ihm halfen, sagte mehr als nötig, aber ihre Mienen waren freundlich.
Nachdem die Mönche ihn verlassen hatten, schlief er, und ein Engel erschien ihm.
Der Engel war ein Sommersonnenaufgang, hatte alle Farben der Morgendämmerung mit goldenem Haar, einer hellen Haut und tiefblauen Augen. Seine Stimme war klar und sanft wie eine Glocke. Er legte weiche, kühle Hände auf seine Stirn und sein Gesicht. Er fütterte ihm Manna von einem Silberlöffel. Er sang ihm Lieder, die sein Herz anschwellen ließen, bis er glaubte, es würde zerspringen. Er wiegte ihn, massierte ihm seine schmerzenden Muskeln am Rücken und an den Beinen, und seine weißen Flügel flatterten um ihn herum. Er segnete den Engel immer wieder, bevor er in die heilende Dunkelheit zurücksank.
John war sicher, dass er von Gott gesandt worden war, um über ihn zu wachen.
Am vierten Tag wachte er auf und fand sich in einer Zelle wieder, die der glich, die er in St. Luke zurückgelassen hatte. Eine Krankenschwester in einer ordentlichen weißen Uniform entfernte eine Blutdruckmanschette von seinem Arm.
»Sie sind wach«, sagte die Krankenschwester. Sie war nicht sein Traumengel, denn sie hatte dunkle Haare und Augen. Sie sprach mit einem leichten italienischen Akzent. »Ich bin Schwester Gelina, und ich habe mich um Sie gekümmert. Wie fühlen Sie sich heute?«
»Besser.« Er setzte sich auf und musste erstaunt feststellen, dass er noch so schwach war, dass er sich nur auf die Ellbogen stützen konnte. »Wie lange war ich bewusstlos?«
Die dicken Locken, die ihr Gesicht umgaben, hüpften, während sie auf die massive Uhr an ihrem Handgelenk sah. »Ungefähr drei Tage.«
Sie trug keine Tracht und keine Haube auf dem Haar, und ihr Mund und ihre langen Fingernägel waren knallrot angemalt. Unfähig, diese Frau mit dem Engel aus seinen Träumen in Einklang zu bringen, fragte John: »Sind Sie eine katholische Nonne?«
Gelina kicherte. »Oh nein, Vater. Die
Weitere Kostenlose Bücher