Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Titel: Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mrs. Stephen Fry
Vom Netzwerk:
Der Dozent ist am Wochenende im Hochmoor in den Regen geraten und hat sich entweder einen Schnupfen oder die Schwindsucht geholt.
    11. März, Freitag
     
    Wenn die Kinder bloß nicht immer an die Schlafzimmertür bollern würden, wenn Stephen und ich uns denStürmen der Leidenschaft hingeben. Ich lass’ sie schon raus, sobald ich fertig bin.
    12. März, Samstag
     
    Heute sind wir alle zusammen zur Frühjahrsmesse auf dem Marktplatz gefahren. Sie hatten alle möglichen Stände aufgebaut, und Gruppen aus der Gegend machten Vorführungen. Insgesamt war es ein herrlicher Spaß, nur der Verein zur Wiederaufführung historischer Ereignisse war mau. Die haben doch tatsächlich den letzten Dienstag nachgespielt.
    13. März, Sonntag
     
    Muttertag. Die Zwillinge haben mir einen Becher mit der Aufschrift »Perfect Mum« geschenkt. Das berührt mich sehr – es war nicht das Erste an diesem Morgen –, auch wenn es mich nicht sehr überrascht. So unbescheiden es klingen mag, bin ich doch in vieler Hinsicht die vollkommene Mutter – meine sechs prachtvollen Kinder sind doch der beste Beweis. Oder sind es sieben? Nein … sechs. Moment mal, »eins, zwei, drei, vier, Dad braucht ein Bier …«
    14. März, Montag
     
    Heute ist der große Tag! Der Tag, an dem ich meine Großtante Audacia kennenlerne. Ich bin ja so aufgeregt. Sobald ich wieder da bin, klär’ ich Dich über alles auf, liebes Tagebuch. Ich bin sicher, ich werde Faszinierendes zu berichten haben!
     
    Gerade nach Hause gekommen. Was für ein Tag! Großtante Audacias Pflegeheim »Wolkenkokonland« ist einfach reizend. Der Empfangschef, ein netter junger Mann namens Barney, war wirklich allerliebst. Er schenkte mir ein herzliches Lächeln, während er mich nach gefährlichen Gegenständen abscannte, und dann führte er mich den Korridor hinab, durch eine Sicherheitsschleuse, noch einen Korridor hinab, durch die nächste Sicherheitsschleuse, an einem Wasserspiel vorbei, eine Treppe hinab und schließlich durch einen elektrisch geladenen Zaun und über ein Viehgitter.
    Der Doris-Day-Salon war urgemütlich. Ein halbes Dutzend ältere Damen und Herren in verschiedenen Bewusstseinsstadien saß in Blümchensesseln mit hohen Lehnen um einen kleinen tragbaren Fernseher herum. Mein Blick heftete sich sofort auf eine eher streng aussehende Frau am anderen Ende des Raums, die einen unverwechselbaren Hut mit breiter Krempe und eine William-Morris-Bluse trug. Mir war instinktiv klar: Das musste sie sein. Auf einem verschnörkelten Kaffeetischchen vor ihr stand ein großes Glas Whisky. Barney schob mir aufmerksam einen Sessel auf die andere Seitedes Tischchens. »Nicht vergessen«, warnte er mich, »kommen Sie dem Glas nicht zu nahe.«
    »Audacia?«, sagte ich vorsichtig.
    »Ja, meine Liebe«, versetzte die alte Frau scharf. »Was wollen Sie?«
    »Ich bin’s«, sagte ich. »Deine Großnichte Edna.«
    Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie mich vom Scheitel bis zur Sohle.
    »Nein«, sagte sie schließlich. »Ich glaube nicht.«
    Als ich hartnäckig darauf beharrte – und nach etlichen Gläsern Whisky –, lenkte Großtante Audacia schließlich ein. Ihre Stimmung heiterte sich auf, als ich ihr von meinem Leben mit Stephen und den Kindern erzählte, und sie glühte förmlich, als sie mich danach mit Geschichten aus ihrem Leben ergötzte. Und was war das auch für ein Leben! Im Kajak den Sambesi hinab, Stierkämpfe in Madrid, die Verleihung des Friedensnobelpreises …
    Als sie gerade von ihrer Silbermedaille beim Siebenkampf der Olympischen Spiele erzählen wollte, erstarrte ihre Miene plötzlich zu Eis.
    »Edna«, sagte sie leise und mit veränderter Stimme. »Es war doch Edna, oder?«
    »Ja«, erwiderte ich.
    Ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich, und sie beugte sich vor. »Ich muss dir etwas sagen«, flüsterte sie. »Etwas von …« Sie stockte und musste husten. »… höchster Bedeutung.«
    Ich wischte mir die Speicheltröpfchen von der
    Wange. »Ja?«
    Die alte Dame fixierte mich mit ihren Knopfaugen.
    »Es geht um … deinen Mann.«
    Ich rang nach Luft. »Stephen?«
    »Heißt er so?«
    »Ja.«
    Sie verdrehte die Augen zur Decke und zurück. »Ja«, sagte sie nach reiflicher Überlegung. »Stephen.«
    »Was ist mit ihm?«, fragte ich. Was konnte das sein, fragte ich mich. Was, um Himmels willen, konnte diese alte Dame über meinen Stephen wissen, das ich nicht wusste?
    »Nun«, sagte Großtante Audacia und führte langsam das Glas an die Lippen. »Dein

Weitere Kostenlose Bücher