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Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Titel: Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mrs. Stephen Fry
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wollte sie schon zusammenknüllen und wegschmeißen, da zottelte mir ein Gedanke durch den schamgebeugten Kopf. Was wäre, wenn …? Ich schüttelte mich. Da kann ich sie auch gleich wegwerfen. Warum soll ich mich noch mit Hoffnungen quälen? Und doch … Ich fragte mich unwillkürlich …? Es musste doch eine Chance geben, egal wie klein …
    Als ich den Kopf hob, merkte ich, dass ich im Park gelandet war. Geknickt setzte ich mich und sah mich um. Alle schienen zu lächeln und zu lachen, vom Tai-Chi-Club unserer afrokaribischen älteren Mitbürger über das junge Pärchen, das es am Altglascontainer trieb, bis hin zu dem kleinen Jungen, der einen Schwan anzuzünden versuchte. Ich biss mir auf die Lippe. Hatte nicht auch ich ein bisschen Glück verdient? Nur ein klitzekleines bisschen? War das denn wirklich schon zu viel verlangt?
    Ich nahm eine Karte und kratzte mit einer Münze das erste silberne Kästchen auf. Eine Teekanne. Ich kratzte wieder. Zwei Teekannen! Jetzt brauchte ich nur noch eine für die 1000 Pfund! Nervös kratzte ich auch das dritte Silberfeld frei. Ein Becher. Ich seufzte. Aber ich hatte ja noch zwei Karten.
    Ich machte mich an die zweite. Eine Teekanne. Zwei Teekannen. Und … noch ein Becher. Wer hätte das gedacht? Ach pfeif drauf, dachte ich, wird schon schiefgehen. Ich rubbelte auf dem dritten Los herum. Nur noch eine Chance, im Becherspiel zu gewinnen. Eine Teekanne. Kennen wir schon. Zwei Teekannen. Kennen wir schon. Drei Teekannen.
    Halt. Stopp. Drei Teekannen? Das konnte doch nicht stimmen. Ich glotzte ungläubig. Das muss doch ein Fehler sein. Ich holte meine Lesebrille aus der Handtasche und kniff die Augen zusammen. Ich sah genau hin. Ich zählte genau ab. Es gab keinen Zweifel. Ich hatte gewonnen!
    15. Juni, Mittwoch
     
    Konnte nicht schlafen. Starrte die ganze Nacht aus dem Schlafzimmerfenster und überlegte, was ich mit meinem Gewinn anfangen sollte. Als sich der Himmel schließlich rötete und die Tauben dem Milchmann auflauerten, kam mir eine Idee. Natürlich! Ich wartete den ganzen Vormittag, bis Stephen endlich zu seiner Taxischicht aufgebrochen war, dann ging ich spornstreichs in die Küche, setzte Teewasser auf und öffnete den Schrank über der Spüle. Nachdem ich ein bisschen zwischen den großen Dosen Spam, den Familiendosen Spam und den Anstaltspackungen Spam herumgewühlt hatte, fand ich endlich, was ich suchte. Ich nahm es herab und ging mit einer Tasse heißen Tees und einem Garibaldi-Keks ins Wohnzimmer.
    Ab und zu ein Schlückchen Tee trinkend, blätterte ich langsam im Sammelalbum auf dem Schoß, in dem ich als Zehnjährige Zeitschriftenausschnitte und Träume verewigt hatte. Ich merkte, dass ich ein Jahr lang keinen Blick hineingeworfen hatte. Muss eins der besseren gewesen sein. Jede Seite trug einen Titel in kindlich begeisterter Handschrift – Mein Haus, Meine Familie usw. – und dann ein Bild, entweder eine Illustration von meiner kindlichen (gleichwohl frühvollendeten) Hand oder Photos, die ich aus dem Katalog
Luftschlösser
von meiner Mutter ausgeschnitten hatte. Mit wehmutsvollem Lächeln betrachtete ich die Aufnahmen. Was war ich damals doch für ein naives Dummchen gewesen. Ein Innenpool? Ein Stall? Ein Mann, der den Rasen mähte? Krankhafte Phantasien! Aber vielleicht stieß ich ja auf etwas, das mir bei der Entscheidung half, was ich mit meinen 1000 Pfund anfangen sollte …
    Ich schlug die Seite »Mein Mann« auf und seufzte. Da stand er, der ideale Partner, wie ich ihn mir mit zehn Jahren ausgemalt hatte – braungebrannt, glatt rasiert, die Sonnenbrille ins makellos goldblonde Haar gesteckt, den Blazer leger über die Schulter geworfen. Ein Mann, der genau wusste, wo er hinwollte. Das sah man daran, wie sein Freund und er in die Ferne deuteten. Ich seufzte und dachte an meinen Stephen. Er war vielleicht nicht vollkommen, aber doch besser als andere. Gut, einige. Ein Fiesepeter ist er jedenfalls nicht. Ich betrachtete das Sofa mit der stephenförmigen Vertiefung auf der anderen Seite des Wohnzimmers, und plötzlich war mir klar, was ich mir gönnen würde. Eine neue, dreiteilige Couchgarnitur.
    16. Juni, Donnerstag
     
    Kapitel 12. Merkwürdigerer und immer merkwürdigerer. Lady Fitzmaurices Privattrainer Girth Johanssen kann es auch nicht gewesen sei, weil der zur Tatzeit mit Oda Liske, ihres Zeichens UN-Friedensbeauftragte und Pornostar, im Gartenschuppen war. Old Seth, der Gärtner, war derweil mit Professor Hadrons zweiter Cousine zweiten Grades

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