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Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Titel: Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mrs. Stephen Fry
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in den Rhododendren zugange, und Lord Fitzmaurice steckte gerade bei der Dame vom Souvenirladen einen weg. Die Tatsache, dass es ein gesetzlicher Feiertag ist und Wendlebury Hall daher völlig überlaufen, steigert die Verwirrung nur. Ich gehe lieber noch mal meine Notizen durch. Und die Mengendiagramme.
    17. Juni, Freitag
     
    So eine gute Nachricht! Wir sind wahnsinnig stolz auf Stephen junior. Er hat eine Rolle im Schulorchester ergattert und übernimmt die Luft-Triangel.
    18. Juni, Samstag
     
    Endlich ist der große Tag gekommen. Der Tag, an dem wir unsere neue dreiteilige Couchgarnitur auswählen! Ich habe unzählige Broschüren studiert und Kataloge gewälzt, alles ohne Erfolg, also fährt Stephen mich heute zu Wicker World, damit ich mich vor Ort entscheidenkann. Er war nicht gerade begeistert, bis ich ihm sagte, ich hätte schon veranlasst, dass das alte Sofa übernächste Woche abgeholt wird. (Das Anthropologie-Institut unserer Fachhochschule interessiert sich brennend dafür. Man glaubt dort, einige seiner Flecken könnten Hinweise auf das Missing Link enthalten, nach dem sie schon so lange suchen.)
     
    Mittagszeit. Ich gönne mir eine ganz passable Tasse Tee und eine Art Muffin, während Stephen den Tankstellenshop nach einer Straßenkarte absucht. Ich hab’ ja gleich gesagt, wir sollten uns nicht auf das Navi verlassen. Als wir neulich zur Kathedrale von Salisbury wollten, standen wir am Ende auf dem Parkplatz von Sainsbury’s. Oder war es Tesco?
     
    Teezeit. Noch eine Tasse Tee und noch ein Muffin. Der hier ist besser als der bei der letzten Tankstelle, wenn auch vielleicht nicht ganz so gut wie die Muffins bei der dritten und der fünften. Stephen hatte beim Kartenkauf noch keinen Erfolg, ist inzwischen aber stolzer Besitzer von sechs Ginster-Pasteten, einem »I ♥ Wales«-T-Shirt und einem riesigen aufblasbaren Monster von Loch Ness. Sieht ganz so aus, als müssten wir es noch mal mit dem Navi probieren.
    19. Juni
     
    20. Juni
     
    21. Juni, Dienstag
     
    Endlich bei Wicker World angekommen. Anscheinend. Kann es nicht erwarten, mich umzusehen. Sobald Stephen aufgehört hat, mit dem Schuh das Navi zu zerdeppern.
     
    Als er sich endlich beruhigt und den Schuh wieder angezogen hatte, machten wir uns auf die Suche nach dem Möbelgeschäft. Behindert wurden wir dabei dummerweise vom fehlenden Tageslicht, obwohl es doch der längste Tag des Jahres war. Zum Glück zuckten ab und zu Blitze durch die Nacht, und einer offenbarte, dass wir mitten in einem großen Kreisel unter einem großen, handgemalten Schild standen –
Wyckham-on-the-Wold heißt vorsichtige Fahrer willkommen.
Stephen griff nach den Resten des Navis und zerschmetterte sie an einem Baum. Als sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnten wir die Umrisse einiger Häuser erkennen, aber nur bei einem gedrungenen Natursteinbau vor uns fiel noch Licht durch die Vorhänge. Der nächste Blitz beleuchtete das Holzschild über der Tür –
The Sheep’s Clothing Inn.
    Es ist erstaunlich, wie schnell ein so großer Mann wie Stephen sich bewegen kann. Als ich mich durch die schwere Eichentür schob, saß er schon an der Bar und hob ein Pint an die Lippen. Sein zweites.
    Ich entfernte den Zitronenschnitz, trank einen Schluck aus meiner Flasche Brown Ale und sah mich im Pub um. Alles war, wie es in einem guten alten englischen Pub sein soll – vorausgesetzt wir waren noch inEngland. Das Pferdegeschirr an der Wand, die ramponierte Darts-Scheibe, das heimelig lodernde Feuer im Kamin, die Tapete mit den Pentagrammen. Es wäre ein Jammer gewesen, wieder in den Regen hinauszugehen, aber wie ich Stephen klarzumachen versuchte, mussten wir uns für die Nacht ein Dach über dem Kopf suchen.
    Die Wirtin sagte, im Nachbardorf, nur fünf Kilometer weiter, gäbe es ein Hotel, aber es wäre tollkühn, sich jetzt hinauszuwagen, bei diesem schrecklichen Unwetter, Vollmond, den unaufgeklärten Serienmorden der letzten Zeit und dem fehlenden Satellitenfernsehen des Hotels. Stattdessen bot sie uns ein Zimmer im ersten Stock an. Es gehöre ihrer Tochter Tatanya, aber das Bett reiche für drei. Da war sie ganz sicher und nickte zu der wohlproportionierten neunzehnjährigen Blondine hinüber, die für ihre Klientel gerade auf einem Eichenbalken tanzte. Das Dach erzitterte unter einem Donnerschlag. Ich fragte, ob es noch ein anderes Zimmer gebe.
    Die Wirtin legte die schweren Arme auf die Bar. Und dann die schweren Brüste auf die Arme. Und dann das

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