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Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Titel: Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mrs. Stephen Fry
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Welcher der maskierten und bezechten Schwelger war er?
    Und dann hörte ich es. Unverkennbar, trotz Donner und Geheul. Stephens Schnarchen. Mit hektischen Blicken suchte ich die schemenhafte Kulisse ab, bis … ja, da war er. Lag hingestreckt auf einem großen Weidenkorbsofa.Oben auf dem Freudenfeuer. Das war wieder mal ganz mein Stephen.
    Die nächsten Minuten sind etwas verschwommen. Ich erinnere mich an Geschrei, Panik, Wasser … Und dann war alles vorbei, und ich stand allein auf der Hügelspitze und starrte bestürzt auf die verkohlten Überreste zu meinen Füßen. Ich drehte mich um und trat Stephens Eselskopf weg. Typisch Stephen – erst findet er das perfekte Sofa und dann steckt er es in Brand.
    23. Juni, Donnerstag
     
    Schön war’s, die letzte Nacht wieder im eigenen Bett zu verbringen. Ich muss geschlafen haben wie ein Stein, bis mich das Telephon weckte. Es war ein Kommunalbeamter von Wyckham-on-the-Wold, der sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigte. Der »nicht-tödlich verlaufene Zwischenfall« war anscheinend auf einige »übereifrige Angestellte« zurückzuführen, die Stephen schlicht nicht bemerkt hatten, als sie die wöchentliche Weidenverbrennung vorbereiteten. Er betonte, dies sei keineswegs das Anerkenntnis einer Haftungsübernahme, aber aus Kulanzgründen wolle er über eine angemessene Entschädigungssumme verhandeln. Ich sagte natürlich, ich sei erschüttert, verstört und traumatisiert, und fragte, wie viel sie in einem solchen Fall denn zahlten.
    24. Juni, Freitag
     
    Habe neulich beim Friseur gelesen, dass Eltern heutzutage zu wenig Zeit mit ihren Kindern verbringen. Wir haben daraufhin beschlossen, morgen ans Meer zu fahren und ein schönes Picknick an der Küste zu machen. Wenn das Wetter nicht zu schlecht ist, steigen wir vielleicht sogar aus dem Auto aus.
    25. Juni, Samstag
     
    Herrlich zu sehen, wie sich die Kinder amüsieren, zwischen Tang und gebrauchten Kondomen herumpaddeln, während Stephen am Strand herumläuft und Sandburgen zertrampelt. Ach, es geht doch nichts über einen schönen, altmodischen Ausflug ans Meer. Sitze mit drei Strickjacken und meinem Schießbudenfigurhut im Liegestuhl.
    26. Juni, Sonntag
     
    Haben von Stephens Entschädigungssumme bei Ellis Bextor Sofas eine schöne neue dreiteilige Couchgarnitur gekauft. Ein Urlaub ist auch noch drin, und vielleicht bleibt sogar noch was übrig. Allein der Gedanke: Wenn die Verletzungen gravierender gewesen wären, wie viel hätten wir dann wohl eingesackt? Beziehungsweise ich …
    27. Juni, Montag
     
    Habe den ganzen Tag an die Wand gestarrt und überlegt, was man mit dem restlichen Geld anfangen könnte. Dann kam mir die Idee: neue Tapeten. Habe es mit Stephen besprochen. Er findet die Idee klasse, allerdings gehen unsere Geschmacksvorstellungen auseinander. Ich denke an ein William-Morris-Muster, er ist eher für große mörderische Roboterdinosaurier. Das könnte also dauern …
    28. Juni, Dienstag
     
    Haben den Vormittag im Baumarkt verbracht und Tapeten verglichen. Schließlich konnten Stephen und ich einen Kompromiss schließen. Wir streichen das Wohnzimmer selbst. Magnolien mit einer Spur Triceratops.
    29. Juni, Mittwoch
     
    Habe gerade noch rechtzeitig vor dem morgigen Treffen vom Buchclub
Der Tod macht mobil
durchbekommen und muss leider gestehen, dass mein legendärer messerscharfer Verstand ausnahmsweise versagt hat. Im letzten Kapitel versammelt Detektiv Lazenby die übriggebliebenen Gäste im Salon und verkündet, er werde jetzt den Namen des Mörders bekanntgeben. Prompt stürzt er zu Boden und stirbt, ohne noch ein Wort gesagt zu haben. Einer Anmerkung zufolge hat der Autor entschieden, dieIdentität des Mörders nicht preiszugeben, weil »sie so klar auf der Hand liegt, dass die Auflösung für jeden Leser eine Beleidigung wäre«. Das ist doch grotesk! Wenn ich das schon nicht herausbekomme, welche Chancen hat dann wohl ein anderer Leser? Von meinen drei Spatzenhirnen aus dem Buchclub ganz zu schweigen.
    30. Juni, Donnerstag
     
    Heute Vormittag Buchclub. Glaub’ nicht, dass ich da noch mal hingehe.

Juli
     
     
    1. Juli, Freitag
     
    Heute werden die Photos zum Schuljahrsende gemacht, und die Kinder sind noch makelloser als sonst zur Schule marschiert – Haare gekämmt, Krawatten richtig geknotet, Tätowierungen bedeckt. Tele-Tex hat dieses Jahr diverse Optionen im Angebot – das Panoramabild, Weichzeichner für die ästhetisch minderprivilegierten Schüler und dann seine persönliche

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