Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

sagte Tante Mame. » Ich finde es… «
    Zum Glück gingen ihre Worte in dem Auftritt von Boyd Upson und seiner Frau Emily unter. Boyd war die ideale Verkörperung des Connecticuter Republikaners, groß, blond, gut aussehend, und alle Muskeln, die er je besessen, auf dem besten Weg, sich in Fett zu verwandeln. Seine Frau Emily verkörperte das Mädchen vom Land schlechthin, wie es auf jeder Veranda, in jedem Country Club von Bar Harbor bis Santa Barbara zu finden ist, eine große, unansehnliche Frau, die ihre Zähne hatte richten lassen, die Tanzstunden genommen hatte und eine mittelmäßige Ausbildung auf irgendeiner Spence-Chapin-Nightingale-Bamford-Hewitt-Schule, oder wie sie sonst heißen mögen, genossen hatte. Sie war die Luxusausführung dieses Modells, ausgestattet mit einem Ersatzreifen, denn sie war wieder schwanger.
    » Na, mein Sohn, wie läuft’s? « , sagte Vater Upson herzlich. » Emily, meine Liebe, wie geht’s unserm Mütterlein? «
    » Na prima, Dad « , brüllte Boyd. Im Verlauf des Nachmittags musste ich feststellen, dass seine Spracherziehung in Sachen Slang in den zwanziger Jahren ihren Anfang und auch ihr Ende gefunden haben musste. Jeder Äußerung ging ein » Donnerwetter « voraus, » prima « , » Mensch « , » dufte « , » Kacke « , » okay « , » oh Mann « oder » Baby « .
    » Lass Omileins Perlen los, Debbie. Ist sie nicht ein Engel? «
    » Himmlisch « , sagte Tante Mame und raffte ihr Kleid.
    » Guten Tag « , sagte Emily und schüttelte schlaff meine Hand. » Deborah? Wenn du dich wie ein wild gewordener Indianer aufführst, kannst du gleich wieder nach Hause.– Boyd « , jammerte sie, » unternimm doch was. Sie hat heute Nachmittag kein NICKERCHEN gemacht, und sie ist etwas MÜDE. «
    » Mensch, Süße « , dröhnte Boyd, » was soll ich schon mit ihr machen? «
    » Na, ich kann sie ja wohl schlecht herumtragen in diesem… «
    » Hast du dich etwa wieder übergeben müssen, Emily, Liebe? «
    » Nein, nein, aber wir haben uns wieder fürchterlich mit diesem BLÖDEN Hausmädchen herumgeärgert. Ehrlich, man könnte meinen, heutzutage arbeiten sie nicht mehr für dich, sondern du musst für sie arbeiten. Stellen Sie sich vor « , sagte sie, Tante Mame mit einem durchdringenden Blick fixierend, » diese Nigger verlangen nicht nur horrenden Lohn, sie bestehen auch noch auf einem Zehnstundentag, freien Sonntag und GOTT weiß was noch… « Ihr Aufzählungseifer wurde unterbrochen.
    » Psst « , warnte Mrs. Upson mit gedämpfter Stimme. » Sie können euch verstehen. Möchten Sie sie nicht mal nehmen? «
    » Nicht unbe… « , seufzte Tante Mame, doch schon wurde ihr die kleine Deborah auf den Schoß gesetzt. » Aua! « , krähte sie, als das Kind nach einem ihrer Ohrringe langte. » Loslassen, du kleiner Satansbra…Oh, die darfst du nicht anfassen « , ergänzte sie finster blickend.
    » Hör zu, Deborah « , greinte Emily, » wenn du jetzt nicht brav bist, kannst du gleich wieder… Boyd, jetzt mach doch endlich mal was! «
    » Rot, rot! « , summte Klein-Deborah und griff nach einer Rubinspange an Tante Mames Revers. » Haben! «
    » Lass los, du kleines… süßes Ding « , sagte Tante Mame.
    » Sie hat Sie ins Herz geschlossen « , sagte Mrs. Upson. » Das sieht man gleich. «
    Der Hund kam angeschnurrt. Deborah wurde auf den Boden gesetzt, damit sie mit ihm spielte, und hinterließ einen großen nassen Fleck auf Tante Mames Schoß.
    » Boyd! Wehe, du lässt diesen VERDAMMTEN Setter wieder Deborahs Gesicht ablecken! Wer weiß, wo der sich wieder rumgetrieben hat! « , flehte Emily.
    Mit vereinten Kräften sorgten die Sonne und das Bier dafür, dass ich Kopfschmerzen bekam, und ich kann mich nicht mehr an alles erinnern, worüber geredet wurde. Es war schrecklich laut, und alle redeten auf einmal über nichts und wieder nichts. Mir fiel auf, dass Tante Mame sehr viel Scotch trank, aber das konnte ich ihr weiß Gott nicht krumm nehmen.
    Um sieben Uhr schob der Hausmann einen schmiedeeisernen Wagen mit Koch- und Tischutensilien nach draußen, und Deborah wurde von vielen Seiten aufgefordert, ein feines Nickerchen auf Omileins Schoß zu machen. Klein-Deborah hatte jedoch nichts dergleichen im Sinn, alles Überreden und Ermahnen und Drohen half nichts, und es artete in eine richtige Jagd aus, Klein-Deborah kreischte und gluckste, und der Hund bellte hysterisch. Als Deborah an Tante Mames Stuhl vorbeilief, stolperte sie und landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Rasenboden. Ich