Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
Vom Netzwerk:
Sperrzonen von Mountebank herumgesprochen, und ich hatte das Gefühl, dass die Spaßbande jedes Wort von ihr aufsaugte. Sie war gut in Form und sprach liebevoll über die handgemalte Schale, in die bei Tisch Tee- oder Kaffereste gegossen werden können und die sie nachmittags auf der Auktion erstanden hatte. » Und Doris bringt mir bei, wie man daraus eine Lampe bastelt « , erzählte sie dem gebannten Publikum.
    In den weißen, schleppenden Stoffbahnen und mit den Saphiren sah Tante Mame aber auch besonders hinreißend aus. Ich hatte den Eindruck, dass viele Männer, die seit Jahren nicht mehr das Tanzbein geschwungen hatten, heute Abend plötzlich munter wurden. Tante Mame zeigte sich von ihrer besten Seite und flog pirouettenartig von einem zum anderen, redete dabei über den Japankäfer, einen komplizierten Mashieschlag, die Ulmenfäule, Tagesschulen auf dem Land, Probleme mit den Dienstboten und– wenigstens so lange, bis ich ihren Blick erhaschte– wie klug es wäre, die Prostitution zu legalisieren.
    Ungefähr zwei Dutzend Menschen süppelten Mr. Upsons Daiquiris, und ich ging verlegen umher und schnappte Gesprächsfetzen auf:
    » Absolut bezaubernd, und sie kann ja wohl nicht älter sein als… «
    » Und da sagt dieser Wan zu mir, ›Si, Sinjor‹, so hat er immer gesagt, ›Sie nehmen gar keine Tsucker, sie nehmen Honig.‹ Und ich kann Ihnen sagen, das zergeht auf der Zunge… «
    » Mousseline de soie, so heißt der Stoff, und wissen Sie, wie viel sie bei McCutcheon’s für einen Meter haben wollen… «
    » Aber ich wusste schon immer, dass Gloria eines Tages… «
    » Und dann meint doch dieser Nigger-Caddie zu mir: ›Sir, ein Golfball in der Farbe, das habe ich noch nicht gesehen…!‹ «
    » Das ist ja ein wunderschöner Ring, Gloria! Ich habe schon zu deiner Mutter gesagt: ›Doris, immer daran denken, dass Sie keine Tochter verlieren, sondern einen Sohn hinzubekommen!‹ Und er ist wirklich ein sehr feiner junger Mann… «
    » Das prächtigste Weibsstück, das wir je hier in Mountebank hatten, seit Queen Marie… «
    » Ja, schon, aber bei einem Bühfee gerate ich immer so ins Schlemmen… «
    » Das ist das ganze Geheimnis. Wie wahnsinnig schütteln. Nicht mit diesen neumodischen… «
    » Eine halbe Grapefrucht und ein Knäckebrot. Und zum Abendessen… «
    » Natürlich sind die echt. In Town and Country stand ein langer Artikel über ihren Schmuck. Und sie kommt auf der ganzen Welt herum… «
    » Die hießen Harris mit Nachnamen, und das kann entweder heißen, sie sind welche oder sie sind keine. Er sah ja noch völlig normal aus, aber als Alice dann die Frau zu Gesicht bekam, wusste sie gleich Bescheid und hat uns das Grundstück für genau die Hälfte von dem überlassen, was die Juden zu zahlen bereit gewesen wären… «
    » Und F. D. R. meint dazu nur: ›Aber Eleanor, woher soll ich wissen, ob du…‹ «
    » Er redet nicht viel, aber seine Tante ist absolut… «
    Als die Party auf ihrem Höhepunkt war, sprang Tante Mame schwungvoll auf einen Stuhl und rief: » Ruhe! Ruhe bitte! Alle mal herhören! « Es herrschte Stille, und mir lief es heiß und kalt den Rücken herunter. » Natürlich wissen Sie alle längst, was diese beiden jungen Leute hier vorhaben, diese Neuigkeit brauche ich Ihnen also nicht mehr zu verkünden. Aber den Kopf habe ich mir darüber zerbrochen, was für ein Hochzeitsgeschenk zu einem so hübschen Mädchen wie Gloria passt, und ich glaube, jetzt weiß ich es. « Sie nahm das prunkvolle Saphirband von ihrem Hals, trat von dem Stuhl herunter und legte es Gloria um. » Hier, meine Liebe, das ist für Sie. So etwas dürfen nur junge Leute tragen. «
    Ein Geraune und Gemurmel hob an, und Gloria war sprachlos vor Freude.
    » Oh… oh… « Mehr brachte sie nicht hervor.
    » Mame! « , kreischte Mrs. Upson. » Das geht nicht! Das dürfen Sie nicht! Oh, Mame, es ist wunderschön!– Gloria? Lass dir von Mami helfen. Ich binde es mit Zahnseide fest, so lange, bis Papi es versichert hat. Wäre doch schade drum, wenn du es verlieren würdest. «
    Ich empfand tiefe Dankbarkeit und Stolz und war völlig überwältigt– allerdings: im Schein des gelbroten Sonnenuntergangs, auf Glorias grünem Kleid und bei ihren grünen Augen sahen die Saphire irgendwie, wie soll ich sagen, nicht ganz passend aus.
    Es war ein durchschnittlicher Abend mit einem durchschnittlichen Essen, einer durchschnittlichen Band in einem durchschnittlichen Country Club. Nachdem ich die anderen

Weitere Kostenlose Bücher