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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Gesichtsbräune.
    » Sie reiten doch hoffentlich im Herrensitz, oder nicht? «
    Ein Hoffnungsschimmer leuchtete in Tante Mames Augen auf. » Nie! Damensitz– ausschließlich. Darauf hat Daddy, der Colonel, bestanden. Er meinte, es sei der einzig wahre Sitz für eine Dame– voller Eleganz. Natürlich war es töricht von ihm, weil heutzutage niemand mehr im Damensitz reitet, aber anders reiten kann ich nicht. « Sie endete mit einem Seufzer der Erleichterung, aber ihre Freude war nur von kurzer Dauer.
    » Also nein! Das trifft sich doch großartig! « , sagte Sally Cato. » Ganz zufällig habe ich noch einen alten Champion-und-Wilton-Sattel, der völlig ausreicht, und eine Tracht aus Wollstoff. Wirklich, Sie haben unverschämtes Glück. Ich bin früher nämlich selbst im Damensitz geritten, aber jetzt reite ich nur noch im Herrensitz, es ist sehr viel sicherer. Ich gehe mal schnell ins Haus und rufe Van Buren Clay-Pickett im Gestüt drüben an. Sonst reiten wir bei diesem heißen Wetter nie aus, aber für Sie machen wir doch nur zu gerne eine Ausnahme. «
    Die Suppe, die sie sich eingebrockt hatte, musste Tante Mame nun auch auslöffeln. Die Kunde von ihrem reiterischen Können verbreitete sich rasch übers Land, und bei fast jeder Familienzusammenkunft wurde als Zugeständnis an Tante Mame das Gespräch auf Kruppe und Widerrist, Dämpfigkeit und Spat gebracht.
    Das ganze Land fieberte Tante Mames bevorstehendem Debüt auf dem Feld der Jagd entgegen, und Onkel Beau stolzierte herum wie eine aufgeblasene Kropftaube. Van Buren Clay-Pickett trieb einen alten gesprenkelten Fuchs auf, und die Jagd wurde auf den kommenden Sonntag angesetzt. Ich hatte keine Ahnung, wie Tante Mame sich verhalten würde, aber mit ihrem Erfindungsreichtum hatte ich nicht gerechnet. Zwei Tage vor der Jagd schminkte sie sich leichenblass, trug noch eine unkleidsame grüne Tönung auf und raunte Sally Cato McDougall verschämt etwas von einem delikaten, geheimnisvollen Frauenleiden ins Ohr. Die Jagd wurde um eine Woche verschoben.
    Eine Atempause war gewährt. Nun suchte Tante Mame verzweifelt nach einer neuen und interessanten Krankheit, doch sie blieb von robuster Gesundheit. Zum Glück erlitt sie an dem Freitag vor der unglückseligen Jagd unter den Augen der Familie und Sally Cato einen echten Unfall. Tante Mame rutschte auf dem gebohnerten Parkett im Speisesaal von Peckerwood aus und verstauchte sich den Fußknöchel. Onkel Beau und Sally Cato rasten mit ihr zum Arzt, der ihr einen Verband anlegte und ihr riet, ein paar Tage langsamer zu treten. » Heißt das, dass ich am Sonntag nicht mitreiten kann? « , fragte sie.
    » Völlig ausgeschlossen, Mrs. Beau « , sagte der Arzt. » Aber Sie können die Jagd ja in einem Auto verfolgen. «
    Tante Mame seufzte glückselig und schloss die Augen.
    Am Tag darauf kam Sally Cato zum Lunch zu Tante Mame, Beau und mir ins Brautgemach. Sally Cato tat sehr besorgt um Tante Mames verstauchten Fußknöchel. Ich hatte Tante Mame beim Üben einer komplizierten Tangoschrittfolge erwischt und wusste daher, dass es ihr eigentlich schon wieder besser ging, doch sehr überzeugend markierte sie Tapferkeit vor dem Schmerz. Nach dem Dessert rollte Sally Cato eine große und sorgfältig gearbeitete, von Hand gezeichnete Karte der Umgebung aus. » Mame, meine Süße, ich bin todunglücklich, dass Sie Sonntag nicht mitreiten können. Alle würden Sie liebend gern auf einem Pferd sehen, ich ganz besonders. « Ihr Ton gefiel mir nicht. » Ich weiß, wie gerne Sie mit auf die Jagd gekommen wären, und der Arzt hat gesagt, Auto fahren dürften Sie. Deswegen bin ich bis in die Puppen aufgeblieben und habe Ihnen diese Karte gezeichnet. Also, hier, an dieser Stelle, fängt die Hetzjagd an, und normalerweise läuft der Fuchs dann in diese Richtung… « Sally Cato hatte eine kunstvolle und detaillierte, maßstabsgetreue Zeichnung des Richmond-County-Jagdreviers angefertigt, und sie erklärte alles ausführlich.
    Onkel Beau bekam feuchte Augen vor Bewunderung. » Meine Güte, Sally, gibt es eigentlich irgendetwas, was du nicht kannst? Das ist das schönste Werk der Kartografie, das ich je gesehen habe. « Und weiter, Tante Mame zugewandt: » Natürlich kennt Sally Cato die Gegend wie ihre eigene Westentasche. Sie könnte blind durchreiten. Nie hätte ich gedacht, dass sie sich solche Mühe machen würde, nur, damit sich unsere neue kleine Braut ganz wie zu Hause fühlt. «
    Am nächsten Morgen erschollen Hufgetrappel und Rufe, »

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