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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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der Buchsbaumhecke angeschlichen und beäugte mich kühl.
    » Ach! « Sally Cato fuhr zusammen. » Du bist das. Musst du dich immer so heranpirschen? Ich erschrecke jedes Mal. Patrick, das ist mein Bruder, Emory Oglethorpe. Stellt wenigstens keine Dummheiten an, ihr beide. «
    Hätte man nicht gewusst, dass das Blut in Emorys Adern so blau war wie die Fahne der Konföderierten, man hätte ihn glatt für die Missgeburt irgendeines Unglücksvogels aus Georgia halten können. Er war klein und zäh, hatte einen unglaublichen rostbraunen Haarschopf und die größten und grünsten Augen, die ich je gesehen hatte. Obwohl nur ein halbes Jahr älter als ich, war mir Emory Oglethorpe, was das Wissen um das Böse anging, ein halbes Jahrhundert voraus.
    Sally Cato verwehrte ihm nach dem Lunch jeden Schluck Brandy und sagte, wir sollten jetzt gehen und spielen.
    » Ich finde deine Schwester ziemlich nett « , fing ich an, um Konversation zu machen.
    » Schön blöd, wenn du das findest. Sally ist ein durchtriebenes Biest allererster Güte! « Dann fragte er mich: » Willst du meine Bude sehen? Wenn du was abdrückst, zeig ich dir meine Bilder. « Am Ufer des Savannah River hatte sich Emory Oglethorpe eine hübsche kleine, rankenüberwucherte Hütte gezimmert. Der Raum enthielt einige Talglichter, zu Stühlen umfunktionierte Apfelsinenkisten und eine durchhängende Pritsche– der Konföderierten Armee, wenn mich nicht alles täuschte–, auf der er angeblich jede Menge schwarzer Mädchen verführt hatte.
    » Ich besorge dir eine schokoladenbraune Negerbraut « , krächzte er böswillig, » wenn du fünfzig Cents rüberschiebst. Die schärfste Muschi, wo gibt. Gibt nichts Schöneres als ein saftiges Stück dunkles Fleisch. «
    Nach Zahlung von zehn Cents präsentierte er mir seine vollständige Sammlung pornografischer Fotos, Jahrgang 1900 . Die Damen und Herren auf den Bildern wirkten irgendwie altmodisch, aber sie frönten sehr zeitgenössischen Dingen. Da die biologischen Gegebenheiten den Sex– und seine Variationen– auf etwa ein Dutzend verschiedene Handlungen einschränken, langweilten mich die Bilder recht bald, bis ich auf eins von Onkel Beau und Sally Cato McDougall in höchst intimer Stellung stieß. Erstaunt fuhr ich hoch.
    » Reingelegt, was? « , quäkte Emory Oglethorpe verzückt. » Sind nur aufgeklebte Fotos von ihren Köpfen. Aber so haben es die beiden bestimmt auch getrieben. Hättest du mal Sally Cato sehen sollen, als die hörte, dass Beau eine aus dem Norden geheiratet hat. Geplatzt wäre die beinahe. Ist laut schimpfend durchs ganze Haus gerannt, und geschworen hat sie, der dreckigen Yankeebraut würde sie das Fell über die Ohren ziehen, würde sie. Dass ich so ein Gefluche auf meine alten Tage noch zu hören kriege! Gefreut hat es mich trotzdem. Ich hasse die Frau. He, willst du eine Zigarette? «
    Ich war entsetzt, aber es war eine Gratisinformation, an der ich nicht uninteressiert war, und ich heftete sie unter der Rubrik » Unbekanntes über bekannte Personen « ab.
    Als Emory Oglethorpe und ich zurück ins Haus kamen, zeigte sich Tante Mame, unter dem Einfluss von alkoholischer und intellektueller Stimulans, recht aufgeschlossen und mitteilsam gegenüber Sally Cato. » …oh, Liebste « , sagte sie gerade, » ich bin ganz begeistert vom Reiten. Ich bin praktisch im Sattel geboren. Zu Hause in New York vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht ein bisschen ausreite. Mit den Vögeln aus den Federn und auf zu einem forschen Galopp durch den Central Park! « Mir fiel die Kinnlade herunter. Bestimmt hatte Tante Mame in ihrer Vergangenheit auf irgendeinem tristen Mädchenpensionat im Norden mal ein paar Reitstunden genommen, aber in all den Jahren, die ich sie nun kannte, hatte sie kein einziges Pferd auch nur angeguckt.
    » Aber das ist ja ganz prächtig, Mame « , sagte Sally Cato. » Wirklich interessant. Ich muss Ihrem Cousin Van Buren Clay-Pickett Bescheid sagen. Er soll Ihnen zu Ehren eine große Jagd organisieren. «
    » Ach, wie schade « , erwiderte Tante Mame hastig. » Ich habe meine ganze Reitkluft in New York gelassen. «
    » Darüber machen Sie sich mal keine Sorgen. Ich habe etliche Stücke, die Sie tragen können. Welche Schuhgröße haben Sie? «
    » Ungefähr sechsunddreißig « , sagte Tante Mame und schob ihre Füße unter den Stuhl.
    » Wunderbar « , sagte Sally Cato. » Genau meine Größe. Ich könnte Sie sogar mit Reitstiefeln ausstatten. «
    Tante Mame erbleichte trotz

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