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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ihren Beau wieder, und wenn sie Tante Mame persönlich umbringen muss. « Er gluckste bösartig. » Sally Cato hat noch nie eine Wette oder ein Rennen oder einen Mann in ihrem Leben verloren, hat die, und das soll auch so bleiben. Willst du die restlichen Luckies haben? «
    Allmählich war ich überzeugt, dass Emory Oglethorpe Recht hatte, obwohl ich mir kaum denken konnte, dass Sally Cato sich zu so etwas Unwürdigem herablassen würde.
    Noch am selben Abend konnte ich Emorys Einschätzung seiner Schwester plötzlich etwas abgewinnen. Sally Cato, der absolute Liebling von Mrs. Burnside, aß in Peckerwood mit uns zu Abend. Sie sah wie eine Südstaatenbraut aus, sehr romantisch, sehr schön, in weißer Spitze, und sie war die Eleganz in Person. Tante Mame, die am Nachmittag im Kaufhaus J. B. White vor aller Augen brüskiert worden war, wirkte dagegen müde, schlimmer noch, sie sah alt aus.
    Mutter Burnside war an jenem Abend ungewöhnlich redselig, und auf ihre verblümte Art tobte sie sich gründlich an Tante Mame aus. Sie redete nur über Sally Cato, über nichts anderes. Sally Catos Schönheit, ihre Jugend, ihr Reichtum, ihre vornehme Herkunft, ihre Haltung im Sattel, wie herrlich sie auf dem letzten Jägerball ausgesehen habe, wie gesund und stark sie immer erschien, eine typische, charmante, strahlende Vertreterin des Südens. » Eine echte Tochter unseres County, durch und durch. Eine blaublütige Blume des alten Südens und unserer glorreichen Gemeinde, wo jede Familie ihre reichen alten Traditionen hegt und pflegt und wo seit dem Bürgerkrieg kein Fremdling je Zutritt bekommen hat. «
    Tante Mame schützte eine Migräne vor und verschwand gleich nach dem Abendessen. In letzter Zeit plagten sie öfter Migräneanfälle, und Beau sagte: » Was, schon wieder? «
    Ich ging früh auf mein Zimmer. Es war heiß und schwül, und ich konnte nicht einschlafen, deswegen steckte ich mir eine von Emory Oglethorpes Zigaretten in den Mund und trat auf die Veranda im ersten Stock. Die Zigarette blieb jedoch unangezündet zwischen meinen Lippen baumeln, denn unter mir sah ich die glühenden Enden von zwei anderen Zigaretten, und ich vernahm Sally Catos Stimme, leise und eindringlich. » Ach, Beau « , sagte sie, » ich weiß, dass Mame gut ist. Glaub mir, ich liebe sie genauso wie du. Aber ist sie auch die Richtige für dich? Ehrlich, Beau, ich will doch nur, dass du glücklich bist. Das war ein harter Schlag für mich, als ich hörte, dass du sie geheiratet hast statt mich. Aber Schwamm drüber. Mame ist eine großartige Frau, aber trotzdem, Beau– passt sie hierher? «
    » Mame ist eine Yankee « , sagte Beau steif, » die haben eben andere Sitten als wir. «
    » Ach, Beau, das ist mir doch alles klar. Immerhin bin ich ihre einzige Freundin. Aber ich frage mich immer wieder, ob sie dir auch die Familie, das Heim und die Kinder geben kann, die zu unserer Tradition hier im Süden gehören. Kann sie das? «
    » Ich wüsste nicht, warum sie das nicht könnte « , sagte Beau mit leisem Zweifel in der Stimme.
    » Na gut, Beau, eins weißt du jedenfalls: Ich will nur, dass du glücklich bist. Ich muss morgen wegen der Jagdprüfungen früh aufstehen, deswegen verziehe ich mich jetzt. Willst du mir nicht einen Kuss zum Abschied geben, ganz wie in alten Zeiten? « Die Zigaretten fielen ins Gras, und das Reden fand ein Ende. Die beiden standen da, im Schatten, irgendwie umschlungen, und rührten sich sehr lange nicht.
    Deprimiert wandte ich mich ab, und im Herumdrehen streifte etwas Flaumiges mein Gesicht. Vor Schreck brachte ich keinen Ton heraus. Dann umfasste eine knochige Hand meinen Arm, und eine Stimme flüsterte: » Komm her, mein Kind. « Es war Miss Fan.
    Sie geleitete mich in ihr stickiges kleines Zimmer. » Gib mir eine Zigarette « , hauchte sie. » Ich weiß, dass du welche hast. Ich habe sie in deinem Kleiderschrank gesehen. «
    Schweigend rauchten wir. Sie beherrschte es besser als ich.
    » Bestimmt hast du sie gehört– Beau und diese, diese grässliche Sally Cato. «
    Ich nickte.
    » Verstehst du jetzt? Begreifst du jetzt, warum du deine Tante von hier wegbringen musst– und Beau auch? «
    Wie benommen hüpfte mein Kopf auf und ab.
    » Weiß der Himmel, ich bin nur eine alte Jungfer– eine bessere Hausmagd, die vierundzwanzig Stunden am Tag nach der Pfeife von diesem abscheulichen alten Weib tanzen muss. Eigentlich geht es mich ja überhaupt nichts an, aber Miz Beau ist die einzige Person in diesem verfluchten

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