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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ich nicht auch fände, weiße Weihnacht sei doch viel gesünder, weil es alle Erreger niederstrecke.
    Da Weihnachten war, lud ich Agnes nach der Vorstellung zu einem Drink ins Algonquin ein. Die verstaubte Vornehmheit der Algonquin-Lounge beeindruckte sie einigermaßen, und sie war heilfroh, dass die Gäste zum Zwecke des Trinkens gepflegt in Sesseln und auf Sofas herumsaßen. » Gottchen « , sagte sie, » ist das kultiviert hier. Wie in einem richtig schönen Zuhause und nicht wie im Wirtshaus. « Dreimal sagte sie mir, dass Muttilein strikt gegen Alkohol sei, und ich musste versprechen, dass ich ihr nachher für die Rückfahrt nach Kew Gardens Sen-Sen-Bonbons kaufen würde. Dann bestellte sie etwas, das sich Pink Whiskers nannte und den Kellner erbleichen ließ.
    Ihr Drink sah irgendwie eklig aus, aber sie trank ihn betont affektiert, zog ihre Handschuhe dabei nicht aus und spreizte wunderbar den kleinen Finger. Sie stieß leise auf und sagte etwas Kryptisches über den Gay White Way und die Four Hundred.
    Ich war mit den Gedanken völlig woanders, doch urplötzlich wurde ich in die Gegenwart zurückgerufen. Agnes knallte ihr Glas hin und sagte schrill: » Oh Baby, das macht Laune! Mir ist ganz heiß. Ich will noch einen! « Und dann, aus unerfindlichen Gründen, fügte sie hinzu: » Hossa! «
    Der Kellner sagte: » Weiß Ihre Tante, dass Sie ausgegangen sind? «
    » Wissen Sie « , sagte ich, » Miss Gooch ist die Alice B. Toklas meiner Tante. «
    » Natürlich, guter Mann « , sagte Agnes und kicherte. » Machen Sie sich nicht lächerlich. « Dann zog sie die Nase kraus und fügte hinzu: » Sie sind süß. « Ich hatte gerade noch Kraft, einen neuen Drink für Agnes zu bestellen.
    » Ich verstehe nicht viel von Alkohol, und für so eine dumme Kuh wie mich schmeckt das meiste nach Medizin, aber Phyllis, ein Mädchen bei der Prudential, die hat mir von diesen Pink Whiskers erzählt, die ihr Freund immer für sie bestellt hat. Der machte in Eisenwaren. Ich fand den Namen so putzig, ich dachte, ich probiere mal einen. «
    Der zweite Pink Whiskers kam, und kaum hatte der Kellner das Glas serviert, da hatte Agnes es auch schon wieder geleert. Ich fand, ihre Freundin Phyllis hätte ihr ruhig auch sagen können, dass es beim Trinken nicht auf die Geschwindigkeit, sondern auf Ausdauer ankommt.
    » Gottchen, ich fühle mich so jung und unbeschwert und glücklich und zufrieden, ich könnte glatt tanzen! « Und dann wieder: » Hossa! «
    » Agnes « , sagte ich rasch, » ich glaube, es gibt gar kein Orchester im Algonquin. «
    » Ich muss mal eben für kleine Mädchen « , kreischte Agnes. Dann beugte sie sich vor und biss mir ins Ohrläppchen. » Seien Sie ein braver Junge und bestellen Sie mir noch einen Pink Whiskers. «
    Diese an Dr. Jekyll und Mister Hyde erinnernde Verwandlung von Miss Gooch erschütterte mich dermaßen, dass ich nur auf die Glocke für die Bedienung hauen und den nächsten Pink Whiskers bestellen konnte. Der Kellner sah mich streng an und sagte: » Wenn es nicht für Ihre Tante wäre, würde ich der Dame nichts mehr servieren. Das sind die Schlimmsten, dieser Typ Lehrerin. «
    Agnes kam schneller zurück, als mir lieb sein konnte, die Nase von zu viel Puder in Gänze in fahles Weiß getaucht. » Sie sind süß « , sagte sie und ließ sich auf dem Sofa nieder.
    Aufgeschreckt, versuchte ich das Thema zu wechseln. » Sagen Sie mal, Agnes « , fing ich an, » wie geht es eigentlich mit dem Buch voran? Wann sind Tante Mame und Brian damit fertig, was glauben Sie? «
    Sie setzte ihre Brille ab und knallte sie so fest auf den Tisch, dass ich verstohlen hinuntersah, ob sie sie auch nicht zerbrochen hatte. » Hören Sie « , fauchte sie, » wenn Sie mit Brian in einem Raum eingeschlossen wären, hätten Sie es auch nicht eilig, wieder herauszukommen! «
    Meine spontane Antwort: » Um Gottes willen, natürlich! « schluckte ich hinunter.
    Sie schnaubte und setzte ihre orangefarbene Schottenmütze ab, sah mich dann lange intensiv an. Ihre Augen, ganz und gar nicht farblos, waren von einem tiefen wunderbaren Grau, und sie waren riesig groß. Ihr Haar hatte sich ein wenig gelöst, und selbst mit ihrem weißlich gepuderten trotzig in die Mitte des fahlen Gesichts gepflanzten Zinkens sah sie – für einen Augenblick – fast schön aus. » Jetzhörnsemazu. Mrs. Burnside kann ihre Augen nicht von Brian lassen. Das ist widerlich. Schrecklich. Sie ist so alt, sie könnte seine Mutter sein … «
    » So weit würde

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