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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Wen? «
    » Oh « , rief Tante Mame, jetzt geradezu kindisch, » es ist jemand, den du kennst. Ein sehr nettes Mädchen. Agnes! «
    » Doch nicht… Agnes? « Die Kateraugen verdüsterten sich, und Brian sah aus, als hätte man ihn soeben erdolcht.
    » Nun ja « , säuselte Tante Mame, » es ist nicht haargenau die gleiche Agnes. Patrick, führ die neue Miss Gooch herein! «
    Etwas hölzern stieß ich die Tür zum Ankleidezimmer auf, und heraus trat Agnes. Sie sah sagenhaft aus, nur ihre Augen waren irgendwie glasig. Allerdings hatte ich da Brians Blicke noch nicht wahrgenommen– seine hellblauen Stielaugen waren furchterregend.
    » Ist sie nicht reizend, Brian? « , trällerte Tante Mame. Er schluckte schwer, und seine rosa Zungenspitze huschte über die Lippen.
    » Nun aber los, ihr beiden. Amüsiert euch gut. Tschühüs und viel Spaß. «
    Agnes stand schon an der Tür, drehte sich noch einmal um und sah unbestimmt ins Zimmer. Sie schloss die Augen, lächelte geheimnisvoll und sagte: » Hossa! «
    Die Haustür fiel ins Schloss, und Tante Mame sagte: » Wieder ein Problem gelöst. Sah Agnes nicht umwerfend aus? Hätte ich nie gedacht, dass ein solches Potenzial in dieser Person steckt. Armes Mäuschen. Ich habe mich wirklich schwer ins Zeug gelegt für sie. Aber eigentlich, Darling, ist das bei so einem Mädchen wie Agnes vergebliche Liebesmühe. «
    » Was meinst du damit? « , sagte ich.
    » Du weißt schon. Sie ist lieb, aber sie hat kein Feuer. Das Mädchen hat schlicht keinen Sextrieb « , sagte sie. » Nun ja, sind wir beide also allein an diesem Silvesterabend in New York. Wir wär’s mit einem kleinen Tête-à-tête? Ich wollte dich sowieso etwas fragen. Schür das Kaminfeuer an und geh, hol noch eine Flasche Champagner, dann machen wir es uns richtig gemüt… « Sie nieste und schlug anmutig ein Papiertaschentuch auf.
    » Silvester « , fing sie verträumt an. » Ach, die vielen Erinnerungen! Wie du weißt, haben dein Onkel Beau und ich Silvester geheiratet– heute vor drei Jahren. « Sie schnäuzte sich die Nase, vor Rührung oder weil sie erkältet war. » Was hatten wir für einen Spaß, als der gute Beau noch am Leben war, nicht, Darling? «
    » Ja, kann man wohl sagen « , erwiderte ich ehrlich.
    » Die letzten beiden Jahre waren schrecklich hart für mich– Witwe, einsam und allein in der großen, weiten Welt. «
    » Ich weiß. «
    » Natürlich habe ich dich, und ich habe das Haus, und ich habe mehr Geld, als ich brauche, aber das ist nicht das Gleiche, nicht, Darling? «
    » Nein « , sagte ich. » Ich hatte Onkel Beau wirklich gern. «
    » Alle hatten ihn gern. Ein feiner Vertreter seiner Gattung. Diese großen braunen Augen und diese Büschel rotblondes Haar auf seiner Brust. Ach « , seufzte sie, » über ihn reden bringt ihn uns auch nicht zurück. Verstärkt nur den Kummer. Und trotzdem spüre ich diese schmerzliche Leere– hier « , sagte sie und wies auf ihre wohlgeformten Brüste, » die Sehnsucht nach so jemandem wie dem guten Beau. «
    Ich wusste, was jetzt kam, und ich wollte es nicht hören.
    » Du möchtest doch auch gerne mal nach Irland, oder, mein Schatz? «
    » Nicht unbedingt. «
    » Wirklich nicht, Darling? Dieses viele Grün, der frische federnde Torf, die musikalische Sprache, die Pferdeschauen, das Abbey Theatre, geistreiche Unterhaltungen mit A. E. und Synge. «
    » Die beiden sind tot. «
    » Gut, dann eben mit anderen geistreichen Iren. Und würdest du nicht auch gern dein ehemaliges Kindermädchen wiedersehen– Flora? «
    » Norah. «
    » Also, Darling. Brian und ich überlegen, ob wir im Sommer nach Irland fahren. Und wir beide möchten, dass du mitkommst– ein Familienausflug sozusagen. «
    » Familie? «
    » Eine Hochzeitsreise à trois. «
    » Soll das heißen, dass du Brian heiraten willst? «
    » Eigentlich ja, Darling. Fast zwei Jahre habe ich um den guten Beau getrauert, und jetzt habe ich einen Punkt in meinem Leben erreicht, an dem das Gefühl stärker wird, dass ich einen neuen Beau brauche. «
    » Du weißt genau, dass Brian nicht im Mindesten an Beau heranreicht. «
    » Darling « , sagte sie verlegen, » ich brauche jemanden, der sich um mich kümmert, und um Brian muss sich auch jemand kümmern. Er ist so schüchtern. «
    » Brian ist ungefähr so schüchtern wie Jack the Ripper. «
    » Wie meinst du das? « , fragte sie angespannt.
    » Genauso, wie ich gesagt habe. «
    » Patrick, Darling, verstehst du dich denn nicht mit Brian? «
    » Verstehen

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