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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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forsch dazwischen.
    » Los komm, Bubbles « , sagte ich, » wir müssen gehen. «
    » Wieso, Scheiße, verdammte? « , schrie sie mich an.
    » Frag nicht so blöd. Jetzt komm schon. «
    » Du kannst mich mal. Die ganze Woche laufe ich mit Jammermiene in dieser verfluchten Stadt rum, und jetzt, wo ich endlich mal ein bisschen Freude habe, willst du sie mir gleich wieder verderben. Ich will aber nicht. Ich will nicht. Ich will nicht. Ich will nicht. « Sie war voll wie eine Strandhaubitze, und sie schrie aus Leibeskräften. Eine kleine Truppe interessierter junger Aufreißer hatte sich um uns geschart.
    » Entweder kommst du jetzt mit mir, Bubbles, auf der Stelle, oder sonst … «
    » Was sonst? Du hast mich zu diese große Collegesache hier eingeladen, und was ist? Nicht mal in die Nähe vom Campus hast du mich gelassen. Keine Promis, kein Fackelzug, kein Clubdinner, keine Cocktailpartys. Nicht mal alle meine Kompletten habe ich tragen können. Und jetzt habe ich meinen Spaß, und du kannst mich hier nicht rumkommandieren. Wenn du gehen willst, dann geh. Ich bleibe hier. Mr. Remington wird sich wie ein echter Gentleman um mich kümmern. Nicht? «
    » Da kannst du Gift drauf nehmen, Baby « , sagte er und kniff sie in die Hüfte.
    » Ist das dein Ernst, Bubbles? Ist das endgültig? « , sagte ich und versuchte, meine Erleichterung nicht zum Ausdruck kommen zu lassen.
    » Und ob ich das ernst meine! «
    » Na dann, auf Wiedersehen. «
    » Auf Nimmerwiedersehen « , sagte sie, und die Ratte Remington wirbelte sie herum.
    Ich fühlte mich wie ein Mann, der dem elektrischen Stuhl entkommen war, und verließ den Ball.
    Ich war ein freier Mensch, Bubbles hatte sich von mir verabschiedet, für immer. Niemand hatte mich mit ihr zusammen gesehen, und mein Ruf als mondäner, lässiger Astaireoid war immer noch intakt. Überglücklich beschloss ich, direkt auf mein Zimmer zu gehen und den Rest des Tages im eigenen Bett zu verbringen. Meine Klamotten in der Hütte konnte ich später abholen. Natürlich beschäftigte mich die Frage, was Tante Mame auf dem Ball zu suchen hatte, aber dafür gab es sicher eine einfache Erklärung. Wahrscheinlich war sie nur die Begleitperson von irgendeinem Professor und seiner Frau. Mich, oder gar Bubbles, hatte sie bestimmt nicht gesehen, das war das Entscheidende.
    Noch immer ein wenig beschwipst, kam ich zurück auf mein Zimmer, schloss die Tür ab und zog mich aus. Es war still im Morgan House. Ich machte das Licht aus, und mit der Stimme unseres Idols, » The Way You Look Tonight « , dachte ich mit Freuden, jetzt, da sich Bubbles die Ratte Remington als Spendierhose ausgesucht hatte, an meine neue Freiheit und glitt hinüber in den Schlaf der Gerechten.
    Um halb fünf wurde ich durch ein heftiges Pochen an der Tür aus meinen Träumen gerissen.
    » Wer ist da? « , murmelte ich.
    » Lass mich rein. Schnell, lass mich rein! « , vernahm ich eine flehentliche weibliche Stimme durch das dünne Türblatt.
    » Mit uns beiden ist es aus, Bubbles « , sagte ich mit schwerer, verschlafener Stimme. » Jetzt komm nicht heulend wieder angekrochen. Du hast mir genug wehgetan. «
    » Mein Gott, mach endlich die Tür auf! Ich bin’s, Tante Mame. Lass mich rein! «
    Ich sprang aus dem Bett, warf einen Stuhl um, machte das Licht an, blinzelte schwerfällig wie eine Eule und taumelte zur Tür. Ich machte die Tür auf und Tante Mame, noch immer in vollständiger Abendgarderobe, mit einem schief über die Schulter geworfenen Hermelinpelz, stürzte ins Zimmer. » Gott sei Dank « , keuchte sie und ließ sich gegen die geschlossene Tür fallen. » Schließ ab, bitte « , japste sie. » Hast du zufällig was zu trinken da? «
    » Tante Mame! « , sagte ich mit schwerer Zunge. » Was machst du denn hier? «
    » Erst brauche ich was zu trinken. Dann kann ich dir alles erklären. Schnell. Mir egal, was du da hast. «
    Sie ließ sich aufs Sofa fallen, und ich goss ihr rasch ein Glas Scotch ein. » Danke, mein Lieber. Das tut gut. Ich hätte nicht gedacht, dass du schon so früh aus Philadelphia zurück bist– es war doch Philadelphia, oder? Ich bin einfach davon ausgegangen, dass deine Tür nicht verschlossen ist und ich mich hier ein wenig verstecken kann. «
    » Verstecken? « , sagte ich und strich mir das Haar aus der Stirn. » Wovor? « Allmählich erlangte ich mein Bewusstsein wieder. Ich sah sie lange und streng an, aber sie wich meinem Blick aus. » Jetzt sag mal: Was machst du überhaupt hier? Marcel Proust

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