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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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anbieten. «
    » Dann trink wenigstens einen Cognac. «
    Ich konnte mir noch so viel Mühe geben, sie wurde einfach nicht betrunken. Der Studentenball beherrschte ihr Denken.
    » Jetzt komm endlich, Honey « , jammerte sie ununterbrochen.
    Es war fast Mitternacht, als wir auf den Ball kamen.
    Ich hielt mich ein Stück hinter Bubbles– sollte bloß niemand auf die Idee kommen, dass wir zusammengehörten.
    » Eine Sekunde, Honey, muss eben noch nachtragen. «
    Ich lief zur Herrentoilette und trank einen kräftigen Schluck aus meinem Flachmann, dann noch einen und noch einen und noch einen. Bubbles, in ihrer ganzen barbarischen Pracht, trommelte ungeduldig mit dem Fuß. » Liebe Güte, Honey, ich habe schon gedacht, du bist in die Kloschüssel gefallen. Wozu hast du die dunkle Brille aufgesetzt? «
    » Meine Augen sind überanstrengt « , murmelte ich.
    Bubbles war sofort die Sensation, kaum hatte sie den Ballsaal betreten. Ich versuchte, so weit entfernt wie möglich von der Riege der partnerlosen Herren zu tanzen, aber allem Anschein nach verfolgte uns die Riege. Es gab leise, lüsterne Pfiffe, aber sie klangen eher spöttisch als anerkennend.
    » Ich wette fünf Dollar, dass das Pat Dennis ist « , hörte ich jemanden sagen, und ich wirbelte Bubbles herum, mitten ins Gewühl hinein. Gegen die weißen und pastellfarbenen sommerlichen Abendkleider der Mädchen sah Bubbles’ Kostümierung wie ein Restposten aus der Konfektionsabteilung von Minsky’s aus.
    » Tragen alle so einfache Kleider hier « , stellte Bubbles verächtlich fest. » Wenn du mich fragst, geht nichts über ein richtig schickes Ballkleid. «
    Durch meine Sonnenbrille wirkte der Raum angenehm verdunkelt, und mir wurde leicht schwindlig.
    Nach einigen Schritten auf dem Parkett klopfte mir jemand auf die Schulter. Ich drehte mich um, und vor mir stand die Ratte Remington, der reichste Knabe an der Schule. » Darf ich? « , ölte er.
    » Mit Vergnügen « , sagte ich.
    » Biss später, Honey « , quäkte Bubbles, und die beiden schoben ab.
    Endlich befreit, setzte ich die Brille ab und schaute mich erst mal im Ballsaal um. Es war wirklich pickepackevoll. Von der sicheren Warte der Herrenriege aus unterzog ich den Ort einer langen und ausführlichen Überprüfung. Bubbles sah vielleicht aus wie die Hure von Babylon, aber bei einem gewissen ordinären Teil der Studentenschaft fand sie ungeheuren Anklang. Abgesehen von gelegentlichen missratenen Redewendungen und spitzen Schreien hielt sich Bubbles eigentlich ganz tapfer, und wie gesagt, sie erhielt nicht wenig wohlwollende Aufmerksamkeit.
    Eine Hand berührte unsanft meinen Ellbogen. Es war ein Erstsemesterzwerg, der alles darangesetzt hatte, in die Astaireclique aufgenommen zu werden.
    » Hi « , sagte ich lustlos.
    » Hi « , sagte er. » Ziemlich gut, die Party, nicht? «
    » Einigermaßen « , stimmte ich kühl bei.
    » Sag mal « , flötete er, » du kennst doch alle Leute hier. Wer ist eigentlich diese Schlange, an die sich alle ranschmeißen? «
    Ich war schon wieder geladen. » Meinst du die da in Rot und Gold? «
    » Ach was, das Flittchen doch nicht. Ich meine diese geheimnisvolle Frau in den luftigen, schwarzen Klamotten da drüben. «
    Ich sah hinüber zu einer dichten Traube lebhafter junger Männer und zu der Schönheit in ihrer Mitte, die herumalberte und mit allen flirtete. » Mein Gott « , murmelte ich. Es war Tante Mame in einem trägerlosen Abendkleid, mit einem Fächer und allen Diamantringen, die sie besaß.
    » Wer ist das? « , drängte er mich. » Sie ist mit deinem Freund gekommen, Alex. Sie hat seit gestern alles hier in Beschlag genommen, und die Polizei hat gesagt, wenn sie nicht aufhört, mit ihrer Wasserpistole zu schießen, würden sie ihr eine kalte Dusche verpassen. Eine tolle Schnitte, was? Weißt du, wie sie heißt? «
    » Ich schwöre dir bei allem, was mir heilig ist « , sagte ich ruhig, » diese Frau habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. «
    Jetzt saß ich erst recht in der Klemme. Ich musste unbedingt Bubbles auftreiben und sie von hier wegbringen– so schnell wie möglich. Ich setzte meine Sonnenbrille auf und torkelte übers Parkett. Bubbles hatte sich mittlerweile bei der Eisenfresser- und Schweißmaukenfraktion eingeschmeichelt. Die halbe Riege aus der Sportabteilung hatte sich mit ihren ungeduschten Leibern an ihre rote, kalte Vorderseite gedrückt, und jetzt verlangten sie lautstark nach mehr. Wieder tanzte die Ratte Remington mit ihr. Ich schritt

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