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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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lesen? «
    Zum ersten Mal in all den Jahren schien Tante Mame in Verlegenheit zu sein. » Du hast aber wirklich ein hübsches Zimmer für einen Collegestudenten, Darling. Irgendwie friedlich. «
    » X-mal bist du schon hier gewesen. Du bist doch nicht die ganze Strecke, dazu in diesem Aufzug, wegen der therapeutischen Wirkung meiner Zimmerfarben hergekommen. Ich habe dich nur gefragt, was du hier überhaupt machst, auf diesem Flur, in diesem Aufzug? «
    Tante Mame wand sich und mied meinen Blick, aber immer noch steckte etwas von dem gewohnten, angriffslustigen Menschen in ihr. » Wo wir schon bei dem ach so beliebten Ratespielchen angelangt sind, möchte ich doch bemerken, dass dieses verdreckte Studentenzimmer auch nicht in Philadelphia, der Stadt der brüderlichen Liebe, liegt. «
    » Ich bin eher als geplant zurückgekommen « , sagte ich ganz und gar aufrichtig. » Und auf das Risiko hin, mich wiederholen zu müssen, möchte ich dich noch einmal fragen, was du hier eigentlich machst? «
    » Wenn das alles ist, was ich von meinem einzigen Angehörigen zur Begrüßung zu hören kriege « , sagte sie überheblich, » dann sollte ich vielleicht besser gehen. «
    » Na dann « , sagte ich, zur Tür schlendernd, » gute Nacht. «
    » Oh nein, bitte nicht! « , wimmerte sie und duckte sich auf dem Sofa.
    Draußen auf dem Gang herrschte großer Tumult, schwere Schritte polterten die Treppe auf und ab, und man hörte, wie ein paar Türen weiter mit unsicheren Händen ein Nachschlüssel ins Schloss gesteckt wurde.
    Ich sah Tante Mame kühl an. Ich war jetzt hellwach und vollkommen nüchtern, und ich fing an, die einzelnen Versatzstücke der zurückliegenden vergangenen drei Tage zu einem Mosaik zusammenzusetzen– Tante Mames komischer Anruf; die Stimme der Frau in Alex’ Auto, die sich so über die Wasserpistole freute; die » geheimnisvolle Frau in luftigem Schwarz « , auf die sich auf dem Ball alle stürzten. » Und jetzt « , sagte ich in gleichmäßigem Tonfall, » besitzt du vielleicht doch die Güte, mir zu antworten, wenn ich dich zum vierten Mal frage, was du hier eigentlich machst, in voller Kriegsmontur, in einem Studentenwohnheim, morgens um halb fünf Uhr, nach dem rauschenden Studentenball im Jahr unseres Herrn neunzehnhundertvierzig. «
    » Ich… ich… schenk mir noch etwas zu trinken ein, Darling. «
    » Erst wenn du mir eine Erklärung gegeben hast « , sagte ich. » Nun schieß endlich los. Was hast du hier verloren? «
    » Wenn du es unbedingt wissen willst « , sagte sie. » Ich war zufällig in Alex’ Zimmer und hörte mir Platten an, da brach dieser Aufstand aus. Anscheinend war die ganze Truppe Nachtwächter auf den Beinen und durchsuchte das Wohnheim… «
    » Wonach haben sie denn gesucht? Dem Schuh von Aschenputtel? «
    » Wenn du mich mal zu Wort kommen lassen würdest, könnte ich dir bestimmt alles zu deiner vollsten Zufriedenheit erklären. «
    » Daran habe ich keinen Zweifel. Red nur. «
    » Anscheinend ist so eine dämliche Schlampe– ich meine diese ordinäre Woolworth-Puppe, ganz in Gold und Rot– zu irgendeinem Jungen ins Wohnheim gekrochen. « Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. » Nun ja, nur der liebe Gott weiß, was sie getrieben haben, aber vorstellen kann man es sich. Plötzlich gab es ein fürchterliches Geschrei, eine schreckliche Gossensprache, und dann habe ich die Nachtwächter gehört, die das Heim regelrecht stürmten. «
    » Ach ja? «
    » Ich wollte natürlich nicht erwischt werden, schon gar nicht in Alex’ Zimmer, zu dieser Nachtzeit… «
    » Natürlich nicht « , sagte ich eisig.
    » Deswegen bin ich hier hereingeschlüpft, um zu warten, bis alles vorbei ist. Ich wusste– das heißt, ich dachte–, das Zimmer wäre leer. Und nun sei brav und gib mir was zu trinken. «
    » Zu meiner vollsten Zufriedenheit hast du deine Anwesenheit hier im Wohnheim noch nicht erklärt. Was hast du hier verloren? In diesem Kleid, in diesem College, in dieser Stadt, in diesem Bundesstaat? Du– die sich doch eigentlich mit einem guten Buch übers Wochenende zurückziehen wollte. «
    » Professor Townsend und seine Frau hatten mich noch kurz vorher eingeladen, sie zu besuchen, und zufällig… «
    » Zufällig bist du mit einem Jungen auf den Studentenball gegangen, der ohne weiteres dein Sohn sein könnte. «
    » Das stimmt nicht, es sei denn, du beziehst dich auf irgendeine unglückliche Laune der Natur wie dieses kleine Mädchen in Peru. Immerhin bin ich nicht so wahnsinnig

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