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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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hörte ich die unverkennbare, silberhelle Stimme rufen: » Oh Darling, das ist ja der absolute Wahnsinn! Ich komme mir vor wie ein Kind! «
    Ich blieb wie angewurzelt stehen. » Nein. Unmöglich « , sprach die Stimme der Vernunft in mir.
    » Hast du diese Park-Avenue-Schnitte gesehen, die ihre ganze Wasserwumme auf mir abgefeuert hat? Verfluchte Scheiße, am liebsten würde ich der… «
    » Jetzt komm schon « , sagte ich und entzog sie den Blicken der anderen.
    Der Abend, an dem der große Ball stattfinden sollte, war mondhell. Als ich Bubbles abholen wollte, war sie noch nicht fertig angezogen, und ich, in steifer, unbequemer Abendgarderobe, wartete im Foyer des Maison Hooper auf sie. Ein paar Erstsemester klingelten und fragten, ob Mavis da sei.
    » Heute Abend nicht « , sagte Mrs. Hooper vergnügt.
    Einer von ihnen erkannte mich durch die Fliegengittertür. » Hast du hier einen Job als Barpianist, Dennis? « , rief er. Ich zuckte zusammen.
    » Ts, ts. Diese Kinder! « , gluckste Mrs. Hooper. » Früh übt sich, wie man so sagt. Meine Güte, ich kann mich noch daran erinnern, als Sie regelmäßig hier verkehrt haben. «
    Nach sehr langer Zeit tauchte Bubbles endlich auf. Aufgefallen war sie bereits am Nachmittag zwischen den rosigen Collegegirls, jetzt stach sie förmlich hervor. Sie trug eng anliegenden Goldlamé mit Schlitzen aus rotem Samt, die Arme schwer behangen mit blechern klimpernden Armreifen. Die Kehle war mit einem Hundehalsband zugeschnürt, das mit grauen Perlen besetzt war, und das Haar zu einem Pompadour hochgesteckt, der allen Gesetzen der Schwerkraft widersprach. Auch mit dem Make-up war sie allzu großzügig umgegangen.
    » Gefällt es dir? « , sagte sie.
    » Hier, Bubbles « , sagte Mrs. Hooper und kam in ihren Hauspantoffeln angeschlurft, » ich habe das Sträußchen für dich im Kühlschrank aufbewahrt. «
    Brav steckte Bubbles ein meterlanges Band aus aufgereihten violetten Orchideen vorne an ihre ohnehin auffällige Garderobe. Am Ende des Monats stellte ich fest, dass der teuerste Blumenhändler der Stadt mein Konto damit belastet hatte, Wert sechsundfünfzig Dollar. Bubbles warf sich den weißen Fuchspelz über die Schultern und nahm eine mit angelaufenen Ziermünzen besetzte Handtasche. » Okaychen, Honey, heute Abend machen wir die Stadt unsicher. Wo gehen wir essen, Baby? The Inn? «
    Nicht für eine Million Dollar bar auf die Hand wäre ich an diesem Abend auch nur in die Nähe des Inn gegangen. » Nein, nein, Bubbles, doch nicht in den Schuppen. Von dem Essen würde selbst ein Elefant die Krätze kriegen. «
    » Du bist ein Feigling! « , fauchte sie.
    » Ich kenne da so ein kleines französisches Restaurant, da würde ich lieber hingehen. Intime Atmosphäre, wahnsinnig gutes Essen. « Das kleine französische Restaurant war ein schäbiges Straßenlokal, fast fünfundzwanzig Kilometer außerhalb der Stadt, in sicherer Entfernung also. Die Küche war ungenießbar, aber immerhin standen einige französisch klingende Gerichte auf der Speisekarte, zum Beispiel Kartoffeln Lyonnaise, Soupe du Jour, Filet Mignon aux Champignons, und immerhin hieß der Laden Louie’s. Glücklicherweise war es sehr leer, als wir kamen.
    Gleich als Erstes bestellte ich sechs Sidecars, bestellte alles, was in Wein gekocht wurde, und sorgte während der gesamten Mahlzeit für einen steten Champagnerfluss. Vage hoffte ich, Bubbles, die noch nie viel Alkohol vertragen hatte, würde sich schon bald in einem Zustand befinden, in dem ihr der Studentenball absolut egal wäre, wenn sie ihn nicht sogar ganz vergessen hätte. Bubbles jedoch trank während des Essens mit eiserner Entschlossenheit und bestellte sogar noch eine dritte Flasche Champagner. » Ach, Honey « , sagte sie, » so stelle ich mir das Leben vor, obwohl, mal ganz unter uns, das Steak war nicht mal mit einer Axt kleinzukriegen. Und jetzt komm, Baby, sonst wird es noch zu spät wird es sonst noch. Wir müssen auf den Ball. «
    » Oh, lass dir Zeit. Vor Mitternacht kreuzt da sowieso niemand auf. «
    » Honey, ist ja jetzt schon nach zehn, und es spielt Glen Gray und seine Casa Loma Band, das hab ich in die Zeitung gelesen. «
    » Der Abend ist noch jung « , sagte ich halbherzig. » Iss deine Tortoni. Das ist ein traditionelles französisches Gericht. «
    » Von wegen französisch. Zufällig kenn ich die beiden Griechen in Newark, die das produzieren, und wenn du die Bude jemals von innen gesehen hättest, würdest du das nicht mal einem Hund

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