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Darling Jim

Darling Jim

Titel: Darling Jim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mork
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und warten musste. Ich hatte sie nie gefragt, wie es für sie gewesen war, dass Fiona und ich mit dem Messer auf Jim losgingen, bevor sie ihn erschießen konnte. Vielleicht hatte sie deshalb das Auto angezündet. Ich an ihrer Stelle hätte auf jeden Fall etwas in die Luft jagen wollen, so viel ist sicher. Egal, was. Zufällig war ich statt ihrer nun zur Mörderin geworden. Und ich spürte immer noch nichts. Gar nichts. Meine Gefühle segelten immer noch mit Evi auf dem purpurnen Ozean, wo wir Händchen hielten. Ob ich sie wohl jemals wiedersehen würde?
    Bronagh und die anderen Uniformträger verloren keine Zeit. »Was habt ihr getan?«, fragte unsere furchtlose Sergeantin und starrte hilflos auf die Flammen, die das Einzige verschlangen, was uns womöglich mit dem toten Mann in Verbindung gebracht hätte, den sie - ihrer Miene nach zu urteilen - gerade erst gefunden hatte.
    »Was soll denn das heißen?«, fragte Aoife und spielte die Beleidigte. Leider war keine Kamera vor Ort. »Ein Rudel Vandalen hat mein Taxi angezündet. Dann sind die Idioten abgehauen. Sie trugen Sturmhauben, als wollten sie sich bei der IRA bewerben. Habt ihr sie auf dem Weg hierher nicht über die Hecken springen sehen?«
    Bronagh hielt ihr Notizbuch vor sich, als sei es die. 3 57 er Magnum, die sie stattdessen lieber gehabt hätte. Die anderen Polizisten riefen über Funk die Feuerwehr und machten dann eigentlich gar nichts mehr, aber auf die aktiv wirkende, besorgte Art und Weise, die Cops schon sehr früh lernen.
    »Sehr praktisch«, sagte Bronagh und sah mich und Fiona an. »Praktisch?«, hörte ich mich losbrüllen. »Ein paar Rowdies verbrennen die Geschäftsgrundlage meiner Schwester, und du sagst ihr ins Gesicht, dass sie das wollte? Was ist denn los mit dir?« »Hast du diese ... Männer auch gesehen?«, fragte Bronagh
    Fiona, die blicklos ins Leere starrte. Die anderen Cops hatten den Gartenschlauch gefunden und versuchten halbherzig, das Feuer zu löschen, das noch einiges an Plastikisolierungsmaterialien aufzufressen hatte.
    »Ich habe geschlafen«, gähnte Fiona. »Die anderen auch. Ich hab nur ihre Hintern gesehen, und das war kein besonders beeindruckender Anblick, das kann ich dir sagen. Versuchst du nicht mal, sie zu fangen?«
    Ich hatte Bronagh noch nicht sehr oft so wütend gesehen, dass sie fast platzte. Vielleicht, als Martin Clark ihr in der ersten Klasse ihre Lieblingspuppe geklaut und in die Bucht geworfen hatte. Aber jetzt kochte sie. Sie steckte das Notizbuch ein, stellte sich dicht vor Aoife und sah sie direkt an.
    »Wir haben ihn gerade gefunden«, zischte sie und wusste nicht, ob sie drohen oder weinen sollte. »Aber das wusstest du sicher schon. Er sitzt immer noch unter seinem Baum, als habe er selbst den Notarztwagen gerufen. Mehr Stichwunden, als ich zählen konnte. Habt ihr euch mit dem Messer abgewechselt? Er ist völlig ausgeblutet und so weiß wie ein Geist. Und frag mich bloß nicht, von wem ich spreche, sonst vergesse ich mich.«
    »Jim ist also tot«, sagte Aoife mit einer Stimme, die so neutral und teilnahmslos klang, als habe Bronagh sie nach der Uhrzeit gefragt. »Ist es das? Tja, da herrscht wohl kein Mangel an Verdächtigen. Falls du Trauerbekundungen erwartest, bist du bei mir aber leider an der falschen Adresse.«
    »Sag mir, dass ihr mit der Sache nichts zu tun habt. Los.« »Wir haben mit der Sache nichts zu tun«, gehorchte Aoife. »Gib mir irgendetwas«, sagte Bronagh so leise, dass man sie
    kaum verstehen konnte. »Es war Rache für das, was er dir angetan hat, oder Notwehr. Hat er dich oder deine Schwestern mit einer Waffe angegriffen?« Aoife starrte sie nur an, ohne zu blinzeln, und Bronaghs nächste Worte waren mehr für sie selbst bestimmt. »Du wirst wahrscheinlich sofort wieder entlassen. Wenn du mir jetzt alles erzählst. Alle werden es verstehen.«
    »Wird Sarah McDonnell es auch verstehen?«, fragte ich. Aoife warf mir einen Blick zu, der nur als „Halt deine verdammte Klappe, du Idiotin!“ interpretiert werden konnte.
    »Habt ihr ihn also getötet?«, fragte Bronagh mich. Ihr Gesicht war eine Maske der Vergebung. Wenn ich nur redete. Gestehen würde. Das Feuer knackte und knisterte, denn allmählich ging ihm das Futter aus.
    »Nein«, sagte ich mit gespielter Wut. »Aber mir gefällt der Teil, dass uns alle verstehen würden. Dann habe ich nur eine Frage:
    Haben sie auch verstanden, dass der Mann unter dem Baum, wo auch immer der sein mag, meine Zwillingsschwester vergewaltigt

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