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Darling Jim

Darling Jim

Titel: Darling Jim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mork
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meinem Leben, dass sie völlig in Ordnung war, als ich ging. Wirklich, Roisin. Sie hat mir zum Abschied noch nachgewinkt.«
    Ich dachte an Aoifes Blutergüsse und ihre erloschenen Augen und hätte beinahe mein Glas zerbrochen und ihm damit das Gesicht zerschnitten. Aber ich holte tief Luft und setzte eine überraschte, verwirrte Miene auf.
    »Ich ... hör Zu, meine Schwester schläft mit mehreren Männern«, sagte ich. »Und ein paar taugen genauso wenig wie du. Also geht es mich eigentlich nichts an, wenn ... «
    Und dann fasste er mich an.
    Bei allen Heiligen, er legte seine Finger direkt auf mein Knie und drückte es sanft, als gehörte ich zu seinen kleinen Groupies und wisse es nur noch nicht. Ist es wirklich so einfach?, fragte ich mich. Er ließ seine Hand einen Moment lang dort liegen und zog sie dann so sanft wieder weg, wie er sie platziert hatte. Merkt denn niemand, wie künstlich und verlogen er ist? Warum sieht außer mir niemand den Spiegel, hinter dem er sich versteckt und allen, die hineinsehen, Rauch in die Augen bläst. Wahrscheinlich weiß nur Torwächter, was das bedeutete, realisierte ich in diesem Moment.
    »Ich habe schon genug Ärger, weil deine Tante von meinem Ausrutscher weiß», sagte er und sah aus wie ein Schuljunge, der aus der Kollekte Geld für Schokolade geklaut hat. »Und ich versuche, es wiedergutzumachen. Aber die Gerüchte machen mir mehr zu schaffen. Würdest du deiner Schwester bitte ausrichten, dass es mir sehr leid tut?«
    »Was tut dir denn leid?«, fragte ich, ohne zu schauspielern, ganz aufrichtig. »Ich dachte, du hast nichts falsch gemacht.«
    »Na ja, vielleicht hat sie die Geschichte erfunden, weil sie bereut, was geschehen ist. Sie wusste ja, dass du und Fiona ihr sofort glauben würdet.«
    »Da hast du recht.« Meine Hand steckte in meiner Tasche und ruhte auf dem Griff des Küchenmesser. Vor meinem inneren Auge sah ich bereits seinen leblosen Körper auf dem Tisch liegen.
    Er runzelte die Stirn, und seine vollen Lippen verzogen sich in täuschend echt wirkender Seelenqual. »Ich hatte gehofft, dass du und ich ... , dass wir uns vor der Hochzeit vielleicht noch einmal allein treffen könnten«, sagte er. »Vielleicht kannst du irgendwie zwischen Aoife und mir vermitteln. Schließlich sind wir ja bald verwandt, und ich will nur, dass wir alle glücklich sind.«
    Bei diesen Worten lachte ich ihm beinahe schallend ins Gesicht, aber ich verkniff es mir im letzten Moment. Oh, du cleverer Mistkerl, dachte ich, während ich ebenfalls die Stirn runzelte und so tat, als dächte ich ernsthaft über sein Angebot nach, fürsorgliche Zwillingsschwester, die ich war. Ich bemerkte auch, dass sein Blick einen Augenblick zu lange auf meinem Busen ruhte, bevor er mir wieder in die Augen sah. Nur wir zwei. Allein. Das bedeutete, entweder eine schnelle Nummer oder einen Hammer in meinem Gesicht. Wahrscheinlich beides.
    Ich sah zu ihm auf und zuckte mit den Schultern. Dabei achtete ich darauf, dass ich auch schön meinen Busen zusammendrückte, indem ich beide Hände zwischen die Schenkel legte und die Schultern zusammennahm. Bingo. Er schaute nur dorthin, während ich so tat, als gewöhne ich mich an den Gedanken, zwischen meiner Schwester und ihrem Vergewaltiger zu vermitteln.
    »Wie kommst du darauf?«, fragte ich ihn, denn sich sofort zu ergeben hätte ihn misstrauisch gemacht. »Warum ich?« Ich fing einen Blick von Jonno auf, der sagte, wenn er frech wird, gib mir ein Zeichen. Obwohl die ganze Stadt diesen Scharlatan abgöttisch liebte, hätte Jonno ihn auf der Stelle für mich kaltgemacht. Aber ich wollte ihn ganz für mich alleine.
    »Ich habe auch mit Fiona schon Zeit verbracht, wie du sicher weißt«, sagte er mit einem schüchternen Lächeln, als sei es ihm peinlich, dass er mit allen Walsh-Frauen in der Stadt geschlafen hatte außer mit mir. »Sie redet immer noch nicht mit mir. Ich habe sie ein bisschen in der Luft hängen lassen, fürchte ich. Aber zwischen uns gibt es kein böses Blut. Können wir uns treffen? Vielleicht morgen Nachmittag? Du kannst mir sicher einen netten Platz zeigen, den ich noch nicht kenne. Ich bringe den Wein mit, okay?«
    Bis heute weiß ich nicht, ob das Dreistigkeit, Leichtsinn oder der brillanteste Taschenspielertrick war, den ich je gesehen hatte. Er versuchte tatsächlich, die Schwester seines jüngsten Vergewaltigungsopfers von seiner Unschuld zu überzeugen, indem er sich mit ihr zu einem Date verabredete. Wahrscheinlich alles drei - er war

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