DARLING, LASS DICH EROBERN
erholte, wie es sich für einen freien Abend gehörte. „Aber keinen Streifen, in dem literweise Blut fließt.“
„Thriller hast du doch immer sehr gemocht“, erwiderte Mac enttäuscht.
„Das werde ich auch wieder – aber nicht in diesem Stadium meiner Schwangerschaft.
„Ah. Verstanden. Soll das heißen, dass wir uns einen Frauenfilm ansehen müssen?“
„Darauf stehe ich im Moment auch nicht.“
Schließlich fanden sie einen Kompromiss. Sie machten es sich auf dem Sofa bequem, während im Kamin ein Feuer brannte, und konnten bei einer alten Komödie mit Steve Martin herzhaft lachen.
Als Mac einige Stunden später aufwachte, war sein Arm eingeschlafen, und er hatte einen steifen Nacken. Der Fernseher brummte leise, und eine weiche, warme und umwerfend sexy Frau hatte sich an ihn geschmiegt. EineWeile blieb er einfach liegen, spürte ihre Wärme und genoss die Situation.
Er konnte sich nicht erinnern, eingeschlafen zu sein. Und schon gar nicht daran, sich auf dem Sofa ausgestreckt und die schlafende Schönheit an seine Seite gezogen zu haben. Aber offensichtlich hatte er das, denn er lag auf dem Rücken, und Shallie lag eng an ihn gekuschelt neben ihm. Ihre Gipsschiene auf seiner Brust machte ihm dabei weit weniger zu schaffen als ihr Oberschenkel, der quer über seinen Schoß drapiert war. Denn plötzlich reagierte er auf die Nähe und Wärme der schlafenden Frau an seiner Seite.
Jetzt tu etwas dagegen. Und zwar schnell, bevor es für uns beide peinlich wird, ermahnte sich Mac und versuchte, an etwas anderes zu denken. Auf diese Weise hatte er ja schon während der letzten drei Tage seine Lust in Schach gehalten, wenn die Fantasie mit ihm durchgegangen war. Also dachte er an seine Steuererklärung und die vierteljährlichen Vorauszahlungen, die er zu leisten hatte. An die schwierige Personalplanung im Restaurant oder an das kaputte Dach im „Dusk to Dawn“, dessen Reparatur ihn ein kleines Vermögen kosten würde. Und schließlich dachte er daran, dass die Frau in seinen Armen schwanger war.
Okay, das half ihm zumindest insofern weiter, als er wieder Luft holen konnte. Um sie nicht zu stören, gähnte er vorsichtig und sah dann auf die Uhr. Du meine Güte, es ist fast zwei Uhr morgens. Ich muss Shallie ins Bett bringen, dachte er. Aber dann regte sie sich, und er legte automatisch den Arm fester um sie und ließ die Hand instinktiv hinunter zu ihrer Hüfte gleiten, um zu verhindern, dass sie vom Sofa fiel. Sie war klein, zart und schmal. Dennoch hatte sie die Kurven und Rundungen an den richtigen Stellen. Warum hatte er vorher nie gemerkt, wie zerbrechlich sie war? Bestimmt weil sie so viel Mumm hatte und tough war. Shallie Malone war schon immer tough gewesen. Siehatte es sein müssen.
Mac erinnerte sich an das erste Mal, als er sie gesehen hatte. Damals war sie elf Jahre alt gewesen und kurz vor Ende des Sommerhalbjahres in der Schule aufgetaucht. Ihre Kleider waren abgetragen, mehrmals geflickt und nicht ganz sauber gewesen.
Die Griener-Zwillinge hatten sie im Pausenhof in eine Ecke gedrängt, um ihr als Neue in der Stadt den Schneid abzukaufen. „Wo hast du denn diese Jeans her? Die hat ja mehr Flicken als ein Clownkostüm!“, hatte Billy Griener sie ebenso gemein wie überheblich attackiert.
„Genau“, hatte Willie hämisch zugestimmt. „Mach mal ein Kunststück, Clown!“
„Ja, Clown, zeig uns, was du kannst“, hatte Billy sie aufgefordert.
„Wenn ihr unbedingt wollt“, hatte Shallie erwidert. Dann ging sie zu Willie und versetzte ihm mit dem Knie einen Schlag in die Leistengegend.
Mac lächelte bei der Erinnerung daran. Willie hatte auf dem ganzen Weg zum Lehrer vor Schmerz gebrüllt, und der Lehrer hatte Shallie prompt dem Schulrektor vorgeführt. An diesem Tag hatten Mac und J. T. nach dem Unterricht auf der Schultreppe auf Shallie gewartet.
„Was wollt ihr?“, hatte sie gezischt, und ihre kleinen Hände geballt. Sie schien es notfalls mit der ganzen Welt aufnehmen zu wollen.
Obwohl Mac selbst noch ein Kind gewesen war, hatte er damals begriffen, dass Shallie es in ihrem kurzen Leben wahrscheinlich schon mehrmals mit der ganzen Welt aufgenommen hatte. Und wenn er sich nicht bereits in sie verliebt gehabt hätte, hätte er es in diesem Moment getan. „Ich möchte dem Mädchen die Hand schütteln, das den jammernden Willie in die Knie gezwungen hat“, hatte er gesagt. Zuerst hatte sie einen argwöhnischen Eindruck gemacht. Aber er hatte sie angegrinst und ihr die
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